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hippmann selb 126.3.2017 – Unter dem Titel „Kunsthandwerk und Brauchtum“ präsentiert Erika Hippmann im Foyer des Selber Rathauses kunstvoll bemalte Eier und Spanschachteln, Hinterglasbilder und bemalte Miniatur-Bauernmöbel. „Es ist uns eine besondere Ehre, dazu eine Ausstellung, wie wir sie in ihrer Art und Weise bislang noch nicht hatten“, konnte Oberbürgermeister Uli Pötzsch zur Ausstellungseröffnung besonders viele Gäste im Rathaus begrüßen. Das kommt nicht von ungefähr. Erika Hippmann, die erst kürzlich ihren 85. Geburtstag feiern durfte, ist schließlich vielen bestens bekannt. Von 1978 bis 2002 war sie Stadträtin und hat die Geschicke der Stadt mit geprägt, in vielen Ehrenämtern war sie aktiv und auch als Autorin immer präsent. Nun zeigt sie in ihrer Ausstellung, dass sie auch großes und vielfältiges künstlerisches Talent hat.

„Zukunft braucht Herkunft“, meint Erika Hippmann. In ihrer Handwerkerfamilie hatten Tradition und Brauchtum ihren festen Platz. Damit ist sie aufgewachsen. Schon als kleines Mädchen war ihre Lieblingsbeschäftigung das Malen. Mit einem Blatt Papier und Stiften konnte man sie stundenlang beschäftigen. In der Schulzeit dekorierte sie ihre Schulhefte immer mit den zum Thema passenden Zeichnungen. So war eigentlich ein Beruf im hippmann selb 3Designbereich fast zwingend. Aber es kam alles anders. Im Alltag einer Familienmutter gingen ihre kreativen Fähigkeiten eine Zeit lang unter, bis die Kinder aus Volkskunst hat sie schon immer interessiert. So bedurfte es nur eines kleinen Anstoßes, um sich auf diesem Gebiet in zahlreichen Kursen über viele Jahre ausbilden zu lassen.

 

In der Laudatio würdigte Wilfried Erhard die Arbeiten Hippmanns und erläuterte Einzelheiten zu unterschiedlichen Techniken der ausgestellten Kunstwerke.

Bemalte Eier sind natürlich in der Zeit vor und an Ostern als Ausstellungsstücke ideal. Sie sind auch schon lange als Geschenke beliebt. In Deutschlang finden jedes Jahr vor Ostern zahlreiche Eierbörsen statt. Die Bemalung ist vorwiegend landschaftstypisch und hat ihren Ursprung in Osteuropa. Schmuckeier sind auch Liebesgaben. Schon der letzte russische Zar schenkte seiner Frau jedes Jahr zu Ostern ein kostbares Ei des weltbekannten Juweliers Fabergé. Die von Erika Hippmann bemalten Eier zeigen Szenen aus „1000 und einer Nacht“, Motive der Wand- und Deckenmalerei aus dem Prinzregententheater München, Jugendstildarstellungen aus der Sammlung Lalique, sowie verzierte Gebetseier mit Psalmen und Christusdarstellungen.

 

Die Hinterglasmalerei wurde im 18. Jahrhundert im Bayerischen Wald betrieben, um das manchmal sehr geringe Familieneinkommen aufzubessern. Mit der Zeit entstanden ganze Werkstätten, in denen von Laien sehr einfache Hinterglasbilder hergestellt wurden. Oft waren mehrere Personen an der Herstellung eines Bildes beteiligt. Den Frauen oblag meist das Malen von Gesichtern, während die Männer eher für die gröbere Malerei zuständig waren. Die schlichten Motive entsprangen meist der Vorstellungskraft der Landbevölkerung und zeigten religiöse Darstellungen, Jahreszeiten und Gnadenbilder. Später entdeckten auch große Künstler die Hinterglasmalerei und auch die Darstellungen in den Bildern von Erika Hippmann unterscheiden sich in ihrer feinen Ausführung natürlich deutlich von den einfachen Ursprüngen dieser Kunst.

 

hippmann selb 2Kam man im 16. Jahrhundert von einer langen Reise zurück, brachte man meist ein Geschenk für die Daheimgebliebenen mit. Das Problem auf langen Reisen war die Verpackung. Pappschachteln waren damals unbekannt und so kamen findige Köpfe auf die Idee, Behältnisse aus Holz herzustellen. In den waldreichen Gegenden in Sachsen, Thüringen, Böhmen, Schlesien und Oberbayern entstand der Beruf der Gadelmacher, wie die Hersteller von Spanschachteln damals genannt wurden. Ein schlecht bezahltes Gewerbe. Im 18. Jahrhundert begann man, diese Spanschachteln zu bemalen. Immer üppiger und phantasievoller verziert wurden sie zu wertvollen Geschenken. An den Motiven erkannte man die Herkunft. Besonders Spanschachteln aus dem Berchtesgadener Land fallen durch ihre typische, prächtige Bemalung auf. Die Spanschachteln von Frau Hippmann zeigen auch Motive aus Schweden und Norddeutschland.

 

Bunt bemalte Bauernmöbel haben ihre Entstehung einer Wirtschaftskrise zu verdanken. Im 17. Jahrhundert entstanden kostbare Prunkmöbel mit Einlegearbeiten aus edlen Hölzern, Perlmutt oder anderen Mineralien, die man heute noch in Schlössern und Klöstern bewundern kann. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklung musste man zur Massenproduktion einfacher Ware übergehen, die auch für den normalen Bürger erschwinglich war. Die Intarsien wurden zunächst durch teilweise mit Schablonen aufgetragene Bemalungen ersetzt und mit der Zeit zu wahren Kunstwerken. Landschaftstypische Motive ließen ihre Herkunft erkennen. Erika Hippmann präsentiert filigran hergestellte und bemalte Miniaturmöbel, teilweise komplette Zimmerausstattungen, mit Motiven z.B. aus dem Hohenloher Land oder mit Tölzer Malerei.

 

hippmann selb 1Erika Hippmann dankte den Worten der Vorredner. Als aufgeregt bezeichnete sie ihrer Gefühlswelt, einmal wieder im Selber Rathaus sprechen zu dürfen. Dabei erinnerte sich an die Anfänge ihrer Stadtratszeit. So habe sie sich dafür eingesetzt, dass der Rathaussaal weiter so kunstvoll ausgestaltet wird, wie er auch noch heute vorzufinden ist. Von einst angedachter Moderne und Großraumbürocharakter habe sie nicht viel gehalten. Nun freue sie sich dazu besonders, ihre künstlerische Tätigkeit, die sie als entspannende Tätigkeit bezeichnet, der Öffentlichkeit zeigen zu dürfen.

 

Die Ausstellung im Rathaus Selb ist bis 28. April während der üblichen Geschäftszeiten zugänglich.

 

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