16.3.2017 – Erkersreuth/Salzburg. Das evangelische Gemeindeleben als kleine Minderheit, ein äußerst lebendiges und sozial aktives Franziskanerkloster mitten in der Altstadt von Salzburg, dazu Besuche beim Jugendtreff der evangelischen Kirchengemeinde und eine Besichtigung der Festung Hohensalzburg: das Programm der Rüstzeit für die Konfirmandengruppe 2016/2017 der Kirchengemeinde Erkersreuth war auch dieses Jahr wieder bunt und abwechslungsreich. Es hielt für die Konfirmandinnen und Konfirmanden spannende Eindrücke bereit.
Dieses Mal stand zum ersten Mal die Mozart-Metropole an der Salzach auf dem Programm der Konfirmandenfreizeit. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden bekamen die klassische thematische Einführung in das Heilige Abendmahl nach evangelischem Verständnis und konnten gleichzeitig mit Salzburg eine der schönsten Städte der Welt kennenlernen.
Beim Konfirmandenunterricht am Donnerstag und Freitag ging es vor allem um die Vorbereitung der Konfis auf die eigene Konfirmation. Mit vielen interaktiven Aktionen und Gesprächen mit Pfarrer Jürgen Henkel und Jugendleiterin Andrea Müller konnten die jungen Gemeindeglieder selbst auf eine geistliche Spurensuche gehen und ihre Kenntnisse zum Abendmahl und zum geistlichen Leben der evangelischen Kirche wie auch zum Kirchenjahr ausbauen und vertiefen bis hin zu einem „Probeabendmahl“. Mit Meike Mühle und Julia Stoll waren auch zwei Konfiteamerinnen mit von der Partie und gestalteten die Rüstzeit höchst engagiert mit.
Am Freitagabend ging es vom Jugendhostel mit einem Abendspaziergang an der Salzach entlang zum Jugendtreff der evangelischen Kirchengemeinde der Christuskirche in Salzburg. Dort gab die für Jugendarbeit zuständige Pfarrerin Melanie Dormann einen kurzen Überblick über die wechselvolle Geschichte der evangelischen Kirche in der Stadt und im Salzburger Land. Die evangelischen Christen sind bis heute eine kleine Minderheit, in Salzburg leben nur 10.000 Gemeindeglieder.
Leicht hatten die evangelischen Christen es früher nicht im katholischen Fürsterzbistum Salzburg. Sie wurden immer wieder diskriminiert und sogar aus dem Lande gejagt. Bei der sogenannten „Protestantenvertreibung“ von 1731 und 1732 mussten etwa 20.000 evangelische Christen Salzburg und das Salzburger Land verlassen. Die Jugendlichen verfolgten sehr aufmerksam die Schilderungen, wie die Protestanten ihre Kinder, ihren Besitz und ihre Heimat zurücklassen mussten.
Beim Jugendtreff dauerte es nicht lange, bis die Jugendlichen aus Selb und Salzburg ins Gespräch kamen. Schnell erkannten die Jugendlichen aus beiden Ländern, dass sie durchaus länderübergreifend gleich ticken. Es gab angeregte und fröhliche grenzüberschreitende Gespräche und auch ein kleines Turnier am Kicker. Die Jugendarbeit von Salzburg bietet in ihrem „Jugendkeller“ jeden Freitag von 19 bis 22 Uhr einen offenen Jugendtreff unter dem Motto „Fishermen’s“. Auch die Jugendreferentin der Kirchengemeinde, Astrid Breuninger, war vor Ort und plauderte mit den Gästen.
Ökumenisch ging es am Samstag zu, als die Gruppe morgens am Klostergottesdienst im altehrwürdigen wie überaus gastfreundlichen Franziskanerkloster teilnahm. In der katholischen Messe wie auch beim Gottesdienst in der Christuskirche wurden die jungen Gäste aus Selb jeweils herzlich begrüßt. Der Vorsteher des Klosters, Guardian Pater Alexander Puchberger, nahm sich viel Zeit und führte die Gruppe persönlich nicht nur durch die Kirche, sondern auch durch das Kloster.
Dabei durften die Jugendlichen auch Touristen üblicherweise verborgene Räume wie die Sozialkantine, die Sakristei, die Hauskapelle der Mönche, das Oratorium, und den Glockenturm besuchen. Auf 243 Stufen ging es dazu nach oben. Von dort winkte dann ein sagenhafter Blick auf Salzburg. Pater Alexander berichtete auch sehr persönlich über das Klosterleben und auch seine Entscheidung, Mönch zu werden. Er stellte sich geduldig allen Fragen und brachte den Jugendlichen das Mönchsleben spannend, sympathisch und ansprechend näher.
Neben dem Konfirmandenunterricht und den kirchlichen Begegnungen erklommen die Konfirmandinnen und Konfirmanden auch die über der Stadt thronende Festung Hohensalzburg der Fürsterzbischöfe. Dort erhielten sie eine jugendgerechte Führung und konnten auch „versteckte Winkel“ erkunden und vom Aussichtsturm einen Blick weit über die Stadt und in die Alpen werfen. In der Stadt durften die Jugendlichen auch einen Streifzug alleine machen. Ein Blick in den beeindruckenden Dom und die berühmte Getreidegasse mit dem Geburtshaus von Mozart durften dabei natürlich nicht fehlen.
Am Sonntag besuchte die Gruppe zum Abschluss den Gottesdienst in der Christuskirche, den Pfarrerin Dormann gestaltete. Die Kirche liegt wunderschön und markant direkt an der Salzach, etwas außerhalb der kirchlich eher katholisch geprägten Altstadt. Das Gotteshaus wurde von 1863 bis 1867 als erste evangelische Kirche im Land Salzburg erbaut. Sie verbindet harmonisch neugotische und neuromanische Elemente. Nach dem Gottesdienst kamen die Jugendlichen dann beim Kirchenkaffee auch mit Gemeindegliedern ins Gespräch.
Die viertägige Rüstzeit bot den Jugendlichen hoch interessante Einblicke in die kirchliche Landschaft und die Geschichte von Salzburg, vor allem im direkten Vergleich zu der ländlich geprägten eigenen Heimatgemeinde Erkersreuth. „Es ist auch wichtig, Kirche einmal anderswo zu erleben als zu Hause. Das weitet den Horizont“, bilanziert Pfarrer Henkel, der die Rüstzeit organisiert und geleitet hat. Nach Ansicht der Konfis hätte es ruhig noch ein paar Tage länger dauern können.
selb-live.de – Presseinfo