8.1.2017 - Im Rahmen des Neujahrsempfangs der Stadt Selb galt Ursula Emmerich nicht nur ein besonderer Willkommensgruß des Oberbürgermeisters. Sie erhielt für ihren Verdienst in vielerlei Hinsicht um das Porzellanikon eine offizielle Medaille, zudem eine von Reinhard Wiedenbeck aus Porzellan gefertigte
Urkunde und einen Blumenstrauß. Die Ehrung hatte der Stadtrat zuvor in einer Sitzung beschlossen. Emmerich selbst dankte für den ihr zugesprochenen Dank, gab diesen aber auch umgehend an ihre langjährigen Mitstreiter weiter.
Der Wortlaut der Laudatio von Oberbürgermeister Uli Pötzsch:
1985 war das Museum allein auf Hohenberg an der Eger beschränkt. Nach einem in jenem Jahr abgeschlossenen Bauabschnitt war dessen Ausstellungsfläche auf 600 qm angewachsen. Es zeigte sich, dass für den Aufbau der Sammlung der Bibliothek und die Unterstützung der Ausstellungstätigkeit unbedingt weitere Kräfte mobilisiert werden mussten. Aus diesem Grund wurde von der Museumsleitung die Gründung eines Fördervereins betrieben, die noch 1985 erfolgte.
Erster Vorsitzender des Vereins der „Freunde und Förderer des Museums der Deutschen Porzellanindustrie“ – so die Bezeichnung des Museums zu dieser Zeit – wurde der Industrielle Erich Netzsch. Zu den 16 Gründungsmitgliedern gehörte die damalige Grundschulrektorin Ursula Emmerich, die sich von Anfang an sehr mit der Tätigkeit im Verein identifizierte und entsprechend engagierte. Es war daher nur konsequent, dass sie nach dem Ableben des Vorsitzenden und des wegen seines plötzlichen Todes nur kurzzeitig amtierenden Hohenberger Bürgermeisters Bernhard Rußwurm 1990 zu dessen Nachfolgerin als Vorsitzende gewählt wurde und die Führung des Fördervereins übernahm. Dieses Amt hatte sie dann über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren inne.
Ursula Emmerichs Tätigkeit als Vorsitzende erstreckte sich damit auf den Zeitraum, währenddessen der Aufbau des Museums von einer lokalen Einrichtung an einem Standort zum größten Spezialmuseum für Porzellan in ganz Europa an zwei Standorten erfolgte. In diese Zeit fällt einerseits die Vergrößerung des Zweckverbandes als Träger des Museums um die Große Kreisstadt Selb zum Beginn ihrer Amtszeit, andererseits die Verstaatlichung der Institution durch den Freistaat Bayern zu deren Ende.
Allein schon dies sind Eckdaten, die schon für sich genommen, markant sind. Dem Wortsinn entsprechend markant ist auch ihre Tätigkeit, die sich auf viele verschiedene Ebenen erstreckte.
Zum einen benötigte der Sammlungsaufbau intensive finanzielle Hilfestellung. Durch ihr aktiv motivierendes Tun wuchs die Mitgliederzahl stetig, nachdem diese zuvor eher stagnierend gewesen war. Bis zu ihrem Ausscheiden betrug der Mitgliederstand mehr als 260 Personen und Unternehmen. Dank der gestiegenen Zahl konnten die Aktivitäten der Mitglieder verstärkt werden. Hierdurch wurden Gelder erarbeitet, die dann an das Museum zweckgebunden weitergereicht wurden.
So erhielten z.B. die mit starker ehrenamtlicher Unterstützung realisierten Museumsfeste an beiden Standorten einen großen und ausgesprochen positiven Widerhall in der Bevölkerung.
Zahlreiche weitere Aktivitäten des Vereins zur Förderung des Museums und seiner Vorhaben sorgten zudem z. B. für höhere Besucherzahlen.
So konnte dank der Bewirtung der Gäste durch Mitglieder des Vereins die Attraktivität der Expertisentage noch gesteigert werden. Zudem erhielt der Förderverein auf ihren Einsatz hin weitere finanzielle Zuwendungen, so u. a. durch die Zuweisung von Bußgeldern von Seiten der Gerichte.
Nicht wegschauen, sondern gegen den Wind mitkämpfen, war ihr Motto. Als das Museum vor der Verstaatlichung in große finanzielle wie personelle Schwierigkeiten geriet. Einsatz, mit offenen Wort den politischen Vertretern gegenüber und jedmögliche personelle Hilfestellung, zeichnete ihre Tätigkeit aus.
Motivieren, Animieren und Zuversicht verbreiten, das war gefragt und wurde von ihr und den von ihr gewonnen ehrenamtlichen Helfern, erbracht. Es entstand ein regelrechter Stab von treuen Helfern, die stets zur Stelle waren, damit sich das Museum über Wasser halten konnte.
Mehr noch: Gespräche mit den Vertretern der Wirtschaftsunternehmen trugen ein Weiteres zum Erhalt des Museums bei. Kein Wunder also, dass sie bei Anlässen wie den Besuchen des Bundespräsidenten Dr. Köhler mit Gattin, bzw. der Gattin des Ministerpräsidenten wie auch anderen solchen Begegnungen im Museum nie die Gelegenheit ausließ für das Museum zu werben.
Ursula Emmerich nutzte zudem ihre vielfältigen Verbindungen, um dem Museum zu helfen. Dazu zählt ihre Nähe zur lokalen wie regionalen Industrie, die sich dank ihrer Fürsprache immer wieder zur Förderung und Befürwortung der Institution bereitfand.
Sie sah und sieht die Institution als regionalen Standortfaktor und darüber hinaus als wesentlich für die regionale Identität der Porzellanregion in Bayern.
Das setzte sie auf mehreren Ebenen bewusstseinsbildend um: Einerseits indem sie den Bereich der Museumspädagogik immer wieder in den Fokus rückte und sich hier aktiv um das Thema Schulklassenakquise kümmerte.
Ein Beispiel: Als Rektorin der Grundschule hatte sie als eine der ersten eine Partnerschaft mit der Grundschule im tschechischen Pardubice ins Leben gerufen. Zum Besuchsprogramm der tschechischen Kinder gehörte selbstverständlich ein Aufenthalt im Porzellanmuseum.
Andererseits ist die Überzeugungsarbeit bei gesellschaftlichen Gruppierungen von Bedeutung. So motivierte sie Serviceclubs der Region zu Museumsbesuchen, aber auch zu Hilfestellungen.
Zusammengefasst:
Ursula Emmerich hat sich als Vorsitzende des Fördervereins des Porzellanikons in vielerlei Hinsicht um diese Institution außerordentlich verdient gemacht. Sie hat dafür viel Kraft und Energie eingebracht und auch in ausgesprochen schwierigen Zeiten „Standing“ für dieses Museum bewiesen.
Sie hat sich mit diesem über einen Zeitraum von mehr als einem Vierteljahrhundert erwiesenen Engagement vor allem auch um die Stadt Selb als Porzellanstadt außerordentlich verdient gemacht.
Sie zeigte in ihrem Einsatz bürgerschaftliches Engagement in beeindruckender Weise, uneigennützig und höchst anerkennenswert.
Für ihre Verdienste verleihe ich heute Frau Ursula Emmerich die Verdienstmedaille der Stadt Selb.