28.12.2016 – Als Ausgleich zu den Lernaktivitäten brach in diesem Schuljahr an der Realschule Selb die „Selb-Zeit“ an: Die Fünftklässler konnten wählen - forschen, gestalten oder sporteln – und genießen nun jede Woche zwei Schulstunden voll Spaß, Bewegung und Kreativität. In der Praxis bedeutet die „Selb-Zeit“ 90 Minuten Zeit losgelöst von Noten, Hausaufgaben und Zwängen – Zeit für Neugier, Ausprobieren, Experimentieren, Kreativität, Selbsterfahrung und –entfaltung unter Anleitung und Aufsicht der „Selb-Zeit“-Lehrer. Zusammen mit anderen Kindern zu spielen und sich zu bewegen, etwas zu basteln oder die Natur mit kindlicher Neugier zu erforschen – dafür fehlt heutzutage oftmals Zeit und Raum. „Sinn unseres Projekts ist es, den Kindern, die in der heutigen modernen, medial gesteuerten Welt aufwachsen, Erlebnisse und Primärerfahrungen zu ermöglichen, die früher ganz selbstverständlich zur Alltagswelt der Kinder gehört haben“, erklärt Schulleiter Hermann Sirtl.
So können die „Gestalter“ unter den Fünftklässlern ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die dabei entstandenen Kunstwerke werden regelmäßig im Schulgebäude ausgestellt – für die Kinder ein Zeichen der Wertschätzung, für die Realschule ein dekorativer, gestalterischer Zugewinn. Die Sportler toben sich einmal in der Woche aus, und das unabhängig von den im Lehrplan vorgegebenen Disziplinen. Spaß an der Bewegung und Teamfähigkeit stehen hier im Vordergrund. Bei den Forschern geht es darum, den Wissensdurst zu wecken. „Wir versuchen, Serien wie „Löwenzahn“, „Die Sendung mit der Maus“ und „Checker Can“ zu kombinieren und die Kinder neugierig zu machen auf ihre Umwelt“, so Hermann Sirtl. Da die „Selb-Zeit“ sowohl bei Schülern als auch bei Lehrern auf große Begeisterung stößt, ist geplant, das Projekt in den sechsten Klassen fortzuführen.
Die Forscher
17 junge Forscher und Forscherinnen machten sich im September auf den Weg, Naturwissenschaftler zu werden. Ziel ihrer Forschungsreise ist es, verschiedene Arbeitsweisen aus den naturwissenschaftlichen Bereichen Biologie, Physik und Chemie kennenzulernen und mit Hilfe von spannenden Experimenten Phänomenen aus der Alltagswelt auf den Grund zu gehen.
Im Vordergrund steht das richtige Experimentieren, genaues Beobachten und Auswerten im Team. Dazu wurde erst geklärt, wie ein Naturwissenschaftler arbeitet muss, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Mit einer Laborrallye machten sich die Kinder zunächst mit den Sicherheitseinrichtungen und den wichtigsten Geräten im Chemiesaal vertraut.
Das erste Forschungsprojekt war der eigene Körper: Wie groß und wie schwer bin ich? Wie lang sind meine Füße? Wie oft schlägt mein Herz in einer Minute? Im Herbst wurden die Farbstoffe in Filzstiftfarben und im Herbstlaub genauer betrachtet. Auch das Wasser in seinen Aggregatzuständen haben die Fünftklässler schon untersucht. „Es macht Spaß, jede Stunde etwas Neues auszuprobieren – zum Beispiel, was schwimmt und was nicht“, sagt Antonia Küspert aus der Klasse 5a. In der Weihnachtszeit machten die jungen Forscher Experimente rund um die Kerzenflamme. Die Versuchsdurchführung und die Ergebnisse werden immer dokumentiert und dann wird gemeinsam nach einer naturwissenschaftlichen Erklärung gesucht.
Die Gestalter
Im gestalterischen Bereich der „Selb-Zeit“ haben sich sechzehn Künstler aus der fünften Jahrgangsstufe zusammengefunden. Die Schülerinnen und Schüler hatten in der ersten Stunde Gelegenheit, ihre Wünsche und Vorstellungen zu äußern. Nach einer Umfrage war die erste Technik sofort klar: Wir wollen mit Acrylfarben malen!
Nachdem Begriffe wie „Kittel“ und „Palette“ geklärt waren, konnte es mit einer ersten Experimentierphase losgehen, in der die Schüler Folgendes feststellen konnten: Acrylfarben sind deckend, sie haben eine andere Konsistenz als Wasserfarben und man kann sie miteinander mischen. Letzteres war Anlass für eine kleine Wiederholung des „Farben-Ein-mal-Eins“: Wie mische ich Grün? Wie nennt man eine aus den Grundfarben ermischte Farbe? Und was passiert eigentlich, wenn man alle Grundfarben miteinander mischt? Mit diesem Wissen konnten die Schülerinnen und Schüler nun loslegen und ein Übungsbild mit Acrylfarben farbig gestalten. „Wir haben schon richtig coole Sachen gemacht“, findet die Nachwuchskünstlerin Selina Jetscho. „Gerade basteln wir etwas mit Pappmaché.“ So entstehen in Anlehnung an die Künstlerin Niki de Saint Phalle und ihre bunten Skulpturen im Moment die verschiedensten Phantasiefiguren, die nach einer ordentlichen Farbbehandlung in der Schule ausgestellt werden.
Die Sportler
Die „Selb-Zeit“ im Fach Sport - das bedeutet 90 Minuten mehr Zeit in Woche für Spaß an der Bewegung, das Sammeln neuer Bewegungs- und Körpererfahrungen, das Spielen miteinander und gegeneinander sowie das Kennenlernen unterschiedlichster Mannschafts- und Einzelsportarten. Unter Anleitung und Aufsicht der „Selb-Zeit“-Lehrer wird derzeit auch die Netzsch-Arena unsicher gemacht, hier stehen für die jungen „Kufenflitzer“ die Grundlagen des Eislaufens ebenso auf dem Programm wie das in Selb schon traditionelle Eishockeyspielen. Kleinere Staffelspiele mit Luftballons, Fangspiele mit Wäscheklammern, eine „Werbebanden-Rallye“ oder beispielsweise auch „Eishockeyschläger-Limbo“ tragen sehr zur Freude an der Bewegung auf dem Eis bei und stärken somit auf spielerische Weise das soziale Miteinander. Lars Reinsch aus der 5a meint begeistert: „Ich finde die „Selb-Zeit“ toll, weil wir andere Möglichkeiten als im normalen Sportunterricht haben und alles ausprobieren dürfen.“ Im neuen Jahr wird sich die „Selb-Zeit“ auch einmal in das Schwimmbad verlagern, ehe man im Frühjahr mit neu angeschafften Mountainbikes die nahe Umgebung des Fichtelgebirges unsicher macht, womit auch ein wertvoller Beitrag zur Gesundheits-, Umwelt-, und Verkehrserziehung geleistet werden kann. Schüler und Lehrer sind sich deshalb alle einig: „Die „Selb-Zeit“ ist eine wunderbare Angelegenheit!“
selb-live.de – Presseinfo Realschule Selb