28.3.2025 – Den aktuellen Sachstand rund um die Arbeiten auf dem Bahnhofsareal zeigte Bauamtsleiter Daniel Ruckdeschel in der Stadtratssitzung auf. Angesprochen wurden dabei auch höhere Kosten. Das Gremium verständigte sich darauf, an den Planungen wie Birkenhain und Aktives Band festzuhalten. Die Ausführung des WC-Gebäudes und des Eventpavillons sollen jedoch noch einmal überprüft werden, um die Kosten hierfür zu reduzieren.
Aktueller Sachstand
Im Zuge der Umsetzung der Freianlagen am Bahnhof sind mittlerweile der Goetheplatz, der Mobilitätshub, die Zufahrts- und Erschließungsstraße (bis auf Deckschicht), Busaufstellflächen beim Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) sowie die Stahlgrundkonstruktion fertiggestellt.
Die Pflanzarbeiten im Bereich Goetheplatz und Mobilitätshub wurden durchgeführt. Eine Absturzsicherung zwischen Erschließungsstraße und Bosch-Dienst wurde hergestellt. Beim Mobilitäts-Hub wurden zwischenzeitlich zwei Ladesäulen für insgesamt vier PKW montiert; die Schnellladesäule ist noch nicht montiert.
Westlich des Mobilitäts-Hubs wurden Fundamentierungsarbeiten für ein WC-Gebäude durchgeführt. Ferner wurden sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen und eine Bodenplatte hergestellt.
Für die geplante Überdachung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) wurden in der vergangenen Woche die Stahlgrundkonstruktion auf die Betonfundamente aufgebracht. Die Dachdeckerarbeiten beginnen in der 14. KW und werden rund drei Wochen in Anspruch nehmen. Ende der 17. KW sind die Arbeiten rund um die Überdachung abgeschlossen. Im Anschluss daran ist noch die Beleuchtung zu installieren.
Im Bereich des künftigen Václav-Havel-Platzes wurden Pflasterarbeiten vor dem geplanten Holzdeck durchgeführt. Ferner wurden Auffüllarbeiten im Bereich der Stützmauer beim Nettomarkt ausgeführt. Hier sollen zeitnah die noch fehlende Absturzsicherung (Zaunbau) hergestellt werden. Im westlichen Bereich des ZOB sind bereits die Fundamente und die Bodenplatte für das geplante Gebäude des Event-Pavillons baulich umgesetzt.
Die Gesamtfertigstellung des 1. Bauabschnitts verzögert sich aufgrund vorgenannter Sachverhalte, insbesondere im Hinblick auf die Verzögerungen beim Gewerk des Stahlbaus. Mit 2einer Fertigstellung – außer der fehlenden Bepflanzung; diese kann erst im Herbst 2025 umgesetzt werden – wird frühestens im II. Quartal 2025 gerechnet.
Ausstehende Arbeiten
Zum Gesamtprojekt gehören noch folgende, noch nicht ausgeschriebene Teilprojekte: Birkenhain mit Lokplatz, Aktives Band und WC-Gebäude und Event-Pavillon.
Fortschreibung der Baukosten
Nachdem während der Umsetzung der Gesamtmaßnahme „Freianlagen Bahnhofsareal“ Teilprojekte entfallen (Fahrgastinformationssystem, Wäldchen), Herstellungskosten sich verringert bzw. erhöht haben, wurden durch den Projektleiter die Kosten hinsichtlich getätigten Ausgaben, bereits eingegangenen Verpflichtungen und derzeit vorliegenden Kostenberechnungen bzw. Kostenschätzungen hochgerechnet.
Insgesamt stehen der Umsetzung der Gesamtmaßnahme laut Stadtkämmerei 5,92 Mio. € zur Verfügung. Gemäß den vorliegenden Abrechnungsunterlagen, den Ausschreibungsergebnissen, der Hochrechnung weiterer Ausgaben und den aktualisierten Kostenschätzungen ergeben sich Gesamtkosten von rund 6,03 Mio. €. Demnach würde auf der Ausgabenseite rund 110.000 € fehlen. Eventuell könnte diese Differenz bei den kommenden Ausschreibungen eingespart werden, da derzeit die Baufirmen noch Aufträge suchen und damit die Baupreise noch relativ günstig sind.
Die Kostensteigerungen kommen hauptsächlich durch die Inflation, die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise bzw. Lohnkosten zustande, da Kostenschätzungen zum Teil aus dem Jahr 2020 stammen. Die Kostensteigerung hält sich nur deshalb in Grenzen, da insbesondere beim Birkenhain die Planung angepasst werden musste und es dabei zu einer Kostenreduzierung gekommen ist.
Zuwendungen
Das Projekt Freianlagen Bahnhofsareal setzt sich aus insgesamt neun Teilprojekten (Abbruch Güterhalle mit Baufeldfreimachung,2 „Wäldchen“, Bahnhofsvorplatz, MobilityHub, Quartiersplatz, Birkenhain, Aktives Band, Bahnhofsstraße 1a und 1b, Erschließungsstraße) zusammen.
Die Teilprojekte werden auch nicht einheitlich gefördert. Hauptsächlich handelt es um zwei Städtebauförderprogramme (FONOB, Städtebauförderung) sowie um Zuwendungen des Freistaats Bayern zu Nahverkehrsinvestitionen. Auch die Förderhöhe der zuwendungsfähigen Kosten unterscheiden sich wesentlich voneinander. Während aus dem FONOB-Programm der Stadt Selb Förderhöhen von 90% gewährt wurden, beträgt die Förderquote bezüglich der Städtebauförderung immerhin noch 80%. Schlusslicht mit einer Quote von „lediglich“ 50% bilden die Zuwendungen aus dem ÖPNV-Förderprogramm. Ferner ist auch eine Erschließungsstraße Teil der Gesamtkosten. Die Kosten hierfür können bis zu 90% nach KAG umgelegt werden. Nachdem aber ein Grundstücksverkauf derzeit noch nicht erfolgt ist, wurden sämtliche Aufwendungen hierfür in den zu finanzierenden Eigenanteil eingerechnet.
Nachdem noch nicht für alle Teilprojekte Förderbescheide vorliegen, fand Anfang März ein Abstimmungsgespräch mit der Regierung von Oberfranken statt. Im Rahmen der Besprechung wurde der noch fehlende Bewilligungsbescheid zeitnah in Aussicht gestellt. Leider konnte in der vorgenannten Besprechung noch keine abschließende Aussage über die entstandenen Mehrkosten mitgeteilt werden. Die Förderfähigkeit der Nachträge/Auftragserweiterungen hängt von deren Begründung und dem Nachweis der Unabweisbarkeit ab.
Finanzierung der Gesamtmaßnahme
Aufgrund des Gesprächsergebnis mit der Regierung von Oberfranken wurden neben den Gesamtkosten auch der zu erbringende städtische Eigenanteil überprüft. Nachdem der Eigenanteil abhängig von den zuwendungsfähigen Kosten ist, wurden pauschal 10% der Herstellungskosten als nicht zuwendungsfähig angesetzt (Schätzung). Ferner wurden, da noch keine abschließende Aussage hinsichtlich der Nachträge vorliegen, sämtliche Nachträge als nicht förderfähig (und somit als Eigenanteil) angesetzt. Aufgrund der Berechnung wurde festgestellt, dass ein Eigenanteil von rund 2,386 Mio. € zur Finanzierung des Gesamtprojekts notwendig ist. Von der Stadtkämmerei wurden für die ursprünglich geplanten 5,92 Mio. € Gesamtkosten nur ein städtischer Eigenanteil von rund 1,956 Mio. € vorgesehen. Demnach stellt sich ein Defizit von rund 430.000 € dar. Das Defizit rührt hauptsächlich daher, dass im Teilprojekt „MobilityHub“ die Kosten für die Hochbauten sich fast verdoppelt haben (ZOB-Überdachung + WC-Gebäude + Event-Pavillon = 985.275 €). Gleichzeitig beträgt hier die maximale Förderung 50% der zuwendungsfähigen Kosten.
Festlegung der weiteren Vorgehensweise
Aufgrund des defizitären städtischen Eigenanteils können, insbesondere aus vergaberechtlicher Sicht, die noch offenen Maßnahmen nicht ausgeschrieben werden, da der vorhandene städtische Eigenanteil an der Finanzierung bereits jetzt schon nahezu aufgebraucht worden ist. Somit stehen zur Fertigstellung des Gesamtprojekts nur zwei Wege offen.
Die Maßnahmen „Birkenhain“, „Aktives Band“ und die beiden geplanten Gebäude werden auf das kommende Haushaltsjahr 2026 verschoben. Es werden dazu entsprechende neue Finanzmittel im Haushaltsansatz 2026 angesetzt. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Kosten bei anderen Projekten einzusparen. Beispielsweise könnten die drei im Haushaltsplan 2025 vorgesehenen Löschwasserbehälter (Steinselb, Dorf Plößberg und Heidelheim) ins nächste Haushaltsjahr verschoben werden. Momentan wird ein rudimentär vorhandenes Löschwasserkataster für das Stadtgebiet in Selb fortgeschrieben. Dieses soll langfristig die Basis für die künftig notwendigen Investitionen bezüglich der Löschwassergrundversorgung (Pflichtaufgabe der Stadt Selb) darstellen. Mit der Verschiebung der vorgenannten Maßnahmen könnten die benötigten Eigenmittel generiert werden. Eine Komplettausschreibung der noch offenen Teilprojekte wäre damit vollumfänglich möglich.
Im Stadtrat wurde sich einstimmig dazu entschieden, den Birkenhain und das Aktive Band zur Umsetzung bringen. Aufgrund der hohen Kosten für die Hochbauten (WC 388.000 Euro, Eventpavillon 200.000 €) wurde sich darauf geeinigt, diese aus dem Gesamtkonzept zwar nicht zu streichen. Allerdings möchte man diese umgeplant wissen, um mit niedrigeren Kosten eine Entscheidung in der April-Sitzung treffen zu können. Ziel ist es laut Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch, so wenig wie möglich Deckungen zu brauchen, die in dem Zusammenhang Löschwasserbehälter betreffen. Dabei betont er, dass man in Sachen Löschwasser deswegen keine unsichere Situation haben werde, sondern diese zukünftig perspektivisch gebaut werden sollen.