15.11.2024 - Bei der Bürgerversammlung der Stadt Selb bekamen die Zuhörer kurze Ausschnitte aus dem umfangreichen Tätigkeitsbereich im Wirtschafts-, Stadtmarketing- und Baubereich aufgezeigt. Aus der Bürgerschaft, die im Rahmen der Veranstaltung die Möglichkeit hatte, sachlich verschiedene Themen zu hinterfragen, kamen nahezu keine Wortbeiträge.
Stadtmarketing & Tourismus
Nadja Hochmuth präsentierte einen kurzen Umriss von den Geschehnissen im Bereich Stadtmarketing & Tourismus in den vergangenen Monaten. Sie berichtete von deutlich ansteigenden Übernachtungszahlen in Selb. So wurden im Jahr 2023 über 43.000 Übernachtungen registriert, ein Wert, der die Zahlen aus der Zeit vor Corona übersteigt. In der Statistik berücksichtigt werden dabei nur die Zahlen aus den Beherbergungsbetrieben mit über zehn Betten, hinzu kommen folglich noch die zahlreichen Übernachtungen in den Ferienwohnungen. Sehr gute Zahlen werden dazu beim Wohnmobilstellplatz registriert. Bislang konnten in diesem Jahr über 1.300 Wohnmobile gezählt werden. Die dabei über 3.000 Gäste – und damit schon jetzt höher als im Vorjahr – geben dazu ein durchweg positives Feedback.
In der Versammlung wurde kurz auf die in diesem Jahr durchgeführten Veranstaltungen eingegangen. Vom Bürgerfest über das Wiesenfest bis hin zum Porzellinerfest, dem Festival Mediaval und der Funzelnacht sei Vielfältiges geboten gewesen. Bestens besucht waren auch die verkaufsoffenen Sonntage im Frühjahr und erst kürzlich der Wintermarkt. Der Weihnachtsmarkt wird wie gewohnt wieder an allen vier Adventswochenenden auf dem Martin-Luther-Platz stattfinden.
Das Bürgerfest werde überarbeitet und im nächsten Jahr (31. Mai) mit einem neuen Konzept im Rosenthal-Park stattfinden. Hinzu sollen die „Freundschaftstafel“ (7. Juni) und ein „Weinfest“ (26. Juli) den Veranstaltungskalender erweitern.
Gut angenommen werde der Wechselstand auf dem Wochenmarkt, der immer häufiger von Organisationen und Vereinen genutzt wird.
Mit dem Stadtmarketingverein Forum „Selb erleben“ arbeite man gut zusammen. Der „Selb-Gutschein“ erfreue sich hoher Beliebtheit. In diesem Jahr konnten rund 8.600 Gutscheine mit einem Gesamtwert in Höhe von über 157.000 Euro ausgegeben werden.
Einige Projekte mit der Stadt Asch habe man im Rahmen eines gemeinsamen strategischen Plans bereits umsetzen können. Dieser Plan wurde nun fortgeschrieben. Die Zusammenarbeit in der zukünftigen Entwicklung werde zudem im Rahmen der angestrebten Städtepartnerschaft intensiviert.
Wirtschaftsförderung
Wirtschaftsförderer Rainer Rädel ging auf aktuelle Kennzahlen ein. So liegt die aktuelle Arbeitslosenzahl in der Stadt bei 6,1 Prozent (Vorjahr 5,2 Prozent), die allgemeine wirtschaftliche Lage zeige sich somit folglich auch in der Region. Die Pendlerstatistik weist 4.880 Einpendler und 2.890 Auspendler auf. Der Pendlersaldo stieg im Vergleich zum vergangenen Jahr erneut und beweise die Wirtschaftskraft der Stadt Selb.
In den vergangenen Monaten habe Rainer Rädel zahlreiche Vorgänge von der Beratung bei Existenzgründungen über verschiedene Firmenkontakte wie Vor-Ort-Besuche und Fördermittelberatungen bis hin zu Dienstleistungsaufgaben wie bei der Vermittlung von Immobilien und Flächen betreut. Eingegangen wurde in der Versammlung auch auf Neueröffnungen und Firmenerweiterungen in den vergangenen Monaten. Erfreulich seien dazu die Investitionen der Unternehmen. Darunter investieren aktuell die Firma Kyocera über 20 Mio. Euro und die Firma NETZSCH rund 60 Mio. Euro am Standort.
Da ein Vollsortiment-Baumarkt am Standort für viele Bürger, aber insbesondere auch für viele Handwerksbetriebe, von hoher Bedeutung ist, so habe man angesichts der angekündigten Schließung des Toom-Baumarkts frühzeitig eine Vermittlerrolle zwischen Vermieter und Mieter eingenommen, um Lösungsansätze zu erörtern. Wohl aber, so die Vermutung von Rainer Rädel, werde Toom in Selb trotz aller Bemühungen schließen. Mit anderen Baumarktketten befinde man sich von städtischer Seite zwischenzeitlich in konstruktiven Gesprächen.
Ein größeres Unternehmen möchte zudem eine Niederlassung in Selb gründen. Im Bereich der Innenstadt sind weiter zwei Eröffnungen geplant.
Bauvorhaben
Daniel Ruckdeschel fungiert seit Anfang September als neuer Bauamtsleiter. Neben einem kurzen Blick auf zahlreiche bearbeitete Bauvorhaben sowohl im privaten als auch im wirtschaftlichen Bereich ging er auf abgeschlossene Projekte ein, wie die Fertigstellung des Perlenradwegs und des Egerradwegs im Bereich Selb. Die dringend notwendige Sanierung der Stützmauer an der Luitpoldschule wurde durchgeführt, dazu rund 6.000m² Asphaltdecken im Stadtgebiet saniert. Erweitert wurde dazu der Nikolauskindergarten.
Der Goetheplatz wurde fertiggestellt, weiter folgen noch die Baumaßnahmen wie die Errichtung des ZOB über eine WC-Anlage bis hin zum Mobilitätshub sowie dem Quartiersplatz. Neu gestaltet werden soll auch die Ludwigstraße. Für den östlichen Bereich wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Ergebnisse daraus sollen in der Dezember-Sitzung des Stadtrats vorgestellt werden.
Saniert werden muss dazu die Bogner-Schule, wofür eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde. Im Jahr 2025 startet der Bau des Design-Studios (Gesamtvolumen 22,56 Mio. Euro) auf dem Gelände des ehemaligen Hutschenreuther-Werk B. Die Stadt wird hierbei für die Außenanlagen zuständig sein. Für die TS Selb fungiere die Stadt als Steigbügelhalter, um für die Sanierung der Jahnturnhalle Fördermittel generieren zu können, selbst steuere man einen nicht unerheblichen Zuschuss bei. Auch im Rathaus werden Sanierungsmaßnahmen fortgesetzt. Verschiedene weitere Themen stehen außerdem an, darunter ein Radwegekonzept für die Innenstadt
Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch
Der Oberbürgermeister selbst ging in seinen Ausführungen unter anderem auf das Thema Klinikum Fichtelgebirge ein. Er betonte, dass es für alle Beteiligten keine leichte Entscheidung gewesen war. Es sei allerdings angesichts des veränderten Abrechnungssystems dringend notwendig gewesen, frühzeitig zu reagieren. Zahlreiche andere Kliniken hätten in jüngster Vergangenheit Insolvenz anmelden müssen, über 70 Prozent der Kliniken rechnen mit einem deutlichen Defizit.
Im medizinischen Versorgungszentrum Selb wurden bislang über 2.000 ambulante Operationen durchgeführt.
Klar wünsche sich jeder, dass es beim Outlet Center Selb, bei dem es sich um ein klassisches privates Projekt handle, endlich weitergehen würde. Pötzsch habe vollstes Verständnis, wenn die Geduld bei vielen aufgebracht ist. Der Rathauschef erinnerte jedoch, dass in diesen aktuell schwierigen Zeiten auch ganz andere geplante Projekte, wie beispielsweise eine geplante Firmenerweiterung im Gewerbegebiet an der Autobahn, derzeit stillstehen würden.
Resignieren wäre jedoch falsch, dafür sei das Projekt an sich zu wichtig, da gerade zwei Handelsstandbeine vorne rangieren würden: Der Internethandel und eben der Outlethandel. Von städtischer Seite aus man seine Hausaufgaben gemacht und in einem langwierigen Prozess alle rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen. Derzeit unterstütze man gar bei der Vermittlung von potentiellen Interessenten, bei diesem Projekt mitzuwirken.
Die in der Versammlung als Zuhörerin anwesende Center-Managerin Petra Dierck ergriff zugleich das Wort. Kritik könne man zwar nachvollziehen, doch werde in zahlreichen Kommentaren auf Social Media die Sachlichkeit vermisst. Das komme vor allem bei den rund 50 Mitarbeitern im Outlet Center, das von jährlich über 100.000 Besuchern frequentiert wird, gar nicht gut an.
Aus der Bürgerschaft
Thomas Storch wollte den Sachstand zur Erneuerung der Brücke über den Selbbach an der Fischhalle wissen. Weiter kritisierte er, dass es keine direkte Wegeverbindung für Fußgänger zwischen der Ludwig-/Schillerstraße zum Fachmarktzentrum geben würde.
Zur Brücke erklärte Ulrich Pötzsch, dass in einem ersten Schritt das Brückenbauwerk abgebaut wurde. Erst nach dem Abriss konnten die Auflager sowie der darunter befindliche Durchlass geprüft werden. Aktuell befinde man sich in konkreten Planungen zur Erstellung einer neuen Brücke. Diese Baumaßnahme wird zudem mit der geplanten Baumaßnahme „Parkplatz Färbergässchen“ kombiniert. Ein genauer Zeitplan könne derzeit nicht genannt werden.
Zum Thema Übergang erläuterte der Oberbürgermeister, dass ein möglicher Fußgängerübergang im Bereich der Ludwigpassage insofern noch nicht umgesetzt werden konnte, da man hier beidseitig der Schillerstraße die Bushaltestellen zu berücksichtigen habe. Erst nach Fertigstellung des ZOB am Bahnhof können der Busverkehr als auch dann der Bereich der genannten Bushaltestellen in der Schillerstraße überarbeitet werden.
Dominik Voigt ergänzte zum Thema Erneuerung der östlichen Ludwigstraße, dass auch die westliche Ludwigstraße nicht vergessen werden dürfe, neu zu planen.