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masterplan selb 115.9.2016 – Es war eine ermutigende Auftaktveranstaltung, für Oberbürgermeister Uli Pötzsch gar ein ganz starkes Zeichen. Rund 150 Interessenten waren ins Rosenthal-Theater zur Vorstellung des Projektes „Masterplan – Innenstadt Selber planen“ gekommen – und nach einem

etwas mehr als zweistündigen Abend überwog der Optimismus und die Bereitschaft, sich im Rahmen der Erarbeitung des Masterplans tatkräftig einzubringen.

 

Schon bevor im Theater die Bürger sich über den Prozess informieren und sich einbringen konnten, nahm schon ein großer Teil derer an einem Innenstadt-Spaziergang teil. Stadtplaner Martin Karsten vom eingesetzten Planungsbüro „Forum Bremen“ führte zusammen mit Selbs Baudirektor Helmut Resch die Teilnehmer an einige wichtige Punkte. Angefangen am Factory In ging es zunächst über die Marienstraße zum ehemaligen Kaufhaus Storg, bewusst ohne dabei auf die aktuellen Entwicklungen eines potentiellen Investors einzugehen. Bewusst sollte man sich die wichtige Verbindung zwischen dem Outletcenter und der Innenstadt auf punkto Attraktivität ansehen, schließlich müsse es ein Ziel sein, die Kunden aus dem Center in die Innenstadt zu locken. Das Storg-Gelände mit seiner einzig genutzten Parkplatzfläche bezeichnete Karsten als ein Filetstück mitten im Herzen der Stadt. Eine Umgestaltung müsse hier rasch gelingen, wohlwissend um die Problematik, die es oft in Städten mit Privateigentum der Fall ist. Als Kommune könne man schließlich niemanden etwas aufzwängen. Weiter ging der Planer auf die Besonderheiten vielfach vorhandener Grüninseln in Selb ein. Exemplarisch wurde der Hinterhof beim Reisebüro in der Bahnhofstraße angesehen. Dies könne vermehrt umgesetzt werden, die Attraktivität des Wohnens aber auch für öffentliche Freiräume gesteigert werden. Überhaupt sei das Thema innerstädtischer Wohnraum von hoher Bedeutung. Nach wie vor ist die Planung seitens der Stadt, den Bürgerpark, der ohnehin im masterplan selbJahr 2004 nur als Übergangslösung einer brachen Fläche angedacht war, durch eine Blockrandbebauung zu ersetzen. Karsten sieht in dieser Idee neben der Wohnflächen vor allem die optische Verengung der Schillerstraße. Dieser Straßenraum wirke seiner Ansicht nach auch durch weitere Lücken optisch zu überdimensioniert. Den Stellenwert innerstädtischen Wohnens erkannte die Gruppe beim Wohnquartier zwischen der Ludwigstraße und der Oberen Bergstraße. Resch konnte von einer sehr hohen Nachfrage an Mietinteressenten berichten. Auch soziale Einrichtungen wie das JAM inmitten der Innenstadt seien wichtig. „Da kann ein Abriss älterer Gebäude und der Neubau einer modernen Architektur so manch kleiner Nadelstich in alte Strukturen sein, doch stellen sich diese als Magneten, als wichtigen Traffic für die Innenstadt heraus“, kann Karsten aus Erfahrung berichten. Auf Leerstand im Einzelhandel angesprochen, zeigte sich als ein Beispiel auf den Wandel die Umnutzung von Einzelhandel zur Gastronomie am Martin-Luther-Platz. Auch Möglichkeiten, wie Flächen für die Kreativwirtschaft statt dem Einzelhandel zur Verfügung zu stellen, können gewinnbringend für die Attraktivität in der Innenstadt wirken.

„Selb bist du“ hieß der Slogan des eingangs der anschließenden Auftaktveranstaltung gezeigten Imagefilms des Stadt Selb. Bewusst geht man auf den Bürger ein, will und muss diesen schließlich mitnehmen. Denn was andernorts städtebaulich selbstverständlich zu sein scheint, dass eine geborene Idee ein Gremium in die Tat umsetzt, kann laut Pötzsch in Selb so nicht so einfach gelingen. Die Selberin und den Selber bei Entscheidungen im Boot zu haben, sei entsprechend eminent wichtig. Der Gropius-Plan mit einer einstigen Planung von bis zu 40.000 Einwohnern sei nach über 40 Jahren längst nicht mehr zeitgemäß. Mit dem neuen Planungsbüro an der Seite habe man außerdem Fachleute heranziehen können, die mit ihrer Erfahrung und dem Blick von außen unterstützen sollen. Im kurzen Rückblick auf die Vergangenheit und Entwicklung der Stadt Selb erwähnte der Rathauschef natürlich den Struktur- und den demografischen Wandel, aber auch jüngste positive Entwicklungen vom Arbeitsmarkt bis hin zur Entwicklung zum Oberzentrum Selb-Asch, das einige Vorteile mit sich bringen würde. Helmut Resch ging außerdem auf viele Veränderungen im Rahmen des Programms „Stadtumbau-West“ ein. Die Veränderung der Wohnbebauung im Ortsteil Vorwerk sei eine Mammutaufgabe gewesen. Rund 22 Millionen Euro wurden hier insgesamt in Sanierungsarbeiten und Neubauten investiert. Die Gestaltung des Wohnumfelds in Selb-Ost, die Errichtung des Haus der Tagesmütter, des JAM und zuletzt des neuen Wohnquartiers in der Innenstadt seien genauso wichtige Aufgaben gewesen, wie die Umstrukturierung des Geländes der ehemaligen Hutschenreuther-A.

Das „Forum Bremen“ zeigte den Zuhörern eine in den vergangenen Wochen erarbeitete Bestandsaufnahme auf, verglich hierbei aktuelle Zahlen aus dem aktuellen Jahr mit denen aus dem Jahr 2006. So wurde deutlich, dass vermehrt in den Innenstadtbereich gezogen wird, dabei sich auch in die Altersgruppe 0-6 Jahre hier mehr vergrößert hat als im Gesamtstadtbereich. Weiter wurde unter anderem im Bereich des Einzelhandels (Erdgeschoss) ein Leerstand von 13 Prozent ermittelt. Viel Potential versprechen zahlreiche grüne Flächen. Ebenso wird eine gute wirtschaftliche Entwicklung gesehen, wozu auch die beachtliche Zahl von rund 1.500 Einpendlern genannt wurde. In Sachen Immobilien seien lediglich rund 20 Prozent aller der innenstadtrelevanten Gebäude nicht (mehr) in der Region ansässig, alle anderen beweisen somit Bodenhaftung. Nun gelte es, die Eigentümer zum Mitmachen zu gewinnen und so weitere Impulse setzen zu können.

Als einen Mutmacher konnte zur Veranstaltung Dr. Olaf Heinrich begrüßt werden. Vor acht Jahren sah sich der Bürgermeister der 7.000-Einwohner-Stadt Freyung im Bayerischen Wald mit vielen ähnlichen Problemen konfrontiert. Zusammen wurde schließlich angepackt, manch einer schien wohl auch nur auf ein Startsignal zu warten, um mitzumachen, in der Heimatstadt zu investieren. „Dies ohne eine große Rendite zu erhoffen, sondern sich für die Attraktivität in der eigenen Stadt einzubringen“, erklärte er die Bewusstseinshaltung. Aus einem einstigen großen Modekaufhaus als wichtiger Frequenzbringer, das jahrelang leer stand, wurde mit einem Neubau eine Einkaufspassage, Immobilien erfuhren einer neuen Wohnnutzung, ein zentrumsnahes Seniorenheim wurde errichtet. Dr. Heinrich schilderte zahlreiche weitere beeindruckende Veränderungen im Innenstadtbereich Freyungs. Keine Investoren von außerhalb habe es benötigt. Vieles ist auf Privatinitiative entstanden, die Stadt habe bei den Rahmenbedingungen unterstützt. Zusammen wurde so die Lebensqualität deutlich erhöht, die Heimatstadt wertgeschätzt. Was es dazu brauchte, waren die ersten Impulse als Startschuss und die Motivation der Bürger. Auch setzte man als Stadt ganz bewusst darauf, großflächigen Einzelhandel auf Flächen außerhalb der Innenstadt nicht zuzulassen. Ein Punkt, den auch Pötzsch in Selb bewusst verfolgt.

masterplan selb 2Kann der Weg der Stadt Freyung auch als ein gelungenes Beispiel für Selb dienen? Das war die Frage in einer kleinen Podiumsdiskussion. Einzelhändlerin und Mitglied im Stadtmarketingverein „Forum Selb erleben“ Renate Wölfel sagt ganz klar ja. Sie hofft ähnlich auf einen Mitmacheffekt in Selb. Ebenso, wie sie die Outlets trotz allem als wichtigen Frequenzbringer für die Stadt Selb sieht. Anders als Peter Spitzer. Er vermietete zuletzt über 30 Jahre an „Jeans Bazi“ in der Ludwigstraße. Dass man als Vermieter durchaus in der Pflicht steht, war ihm stets bewusst. Immer wieder wurde investiert. Dennoch ist es schwierig, die Läden in der Innenstadt wieder mit Leben in Form von Einzelhandel zu füllen. Gerade durch die Outlets, die er an sich gar nicht schlecht reden möchte, sieht er im Textilbereich kaum noch Chancen. Nischen müssten gefunden werden, wie es auch Wölfel bestätigt, um so die Kundenströme in die City locken zu können. Beate Lenk, Leiterin des Paul-Gerhardt-Haus, betonte außerdem den Wunsch vieler Senioren, zentrumsnah in barrierefreien Wohnungen leben zu wollen. Uli Pötzsch ist sich sicher, dass auch in Selb Bereitschaft zum Mitmachen da ist. Dabei erwähnte er u.a. das große Interesse an der Bürgerbeteiligung am ESM-Windpark.

Wie geht es nun weiter bei der Entwicklung des Masterplans für die Innenstadt? Unmittelbar nach der Veranstaltung signalisierten einige der Zuhörer ihre Bereitschaft, sich im Rahmen von Arbeitsgruppentreffen (10.-12.10.) zu den Projekten für Wohnen, Städtebau, Einzelhandel, Tourismus und Verkehr zu beteiligen. Ausarbeitungen werden dabei auch in die Entwürfe aus dem Wettbewerb EUROPAN 13 („Toolkit“) einbezogen. Weitere Workshoptreffen finden im Februar 2017 statt, ehe zwei Monate später der ausgebarbeitete Masterplan vorgestellt wird. Anschließend soll nach und nach die Umsetzung erfolgen. Dies mit der Betonung, dass man sich nicht stur dran festhalten müsse und man niemanden etwas aufzwingen könne. „Eine Plan, der dann nur in der Schublade landet, wird das aber garantiert nicht werden“, versichert Resch. Über das städtische Bauamt steht man ferner in allen Fragen rund um den Masterplan, wie auch Gebäudeeigentümern bei Fragen zu Förderungen und vielen mehr jederzeit zur Verfügung.

selb-live.de – Michael Sporer

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