26.7.2016 - Am vergangenen Sonntag führte die Evangelische Kirchengemeinde Erkersreuth im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes aus der Reihe „Kirche im Dorf“ in Lauterbach eine sogenannte „Babyflaschen-Aktion“ durch. Auf Einladung von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel

stellte Sven Rudolph, Mitarbeiter von „1000plus“, das Projekt vor und verteilte im Anschluss an den Gottesdienst zu „Kirche im Dorf“ Babyflaschen, die zu Spendendosen umfunktioniert wurden.

Der Sonntagsgottesdienst stand unter dem Eindruck der blutigen Attentate in Nizza, Würzburg und München und thematisierte auch die Abtreibungen. Es gab sehr viele Teilnehmer und ernste Themen. Zu Beginn erhoben sich die rund 120 Teilnehmer des Gottesdienstes zu einer Schweigeminute und einem Gebet zum Gedenken an die Opfer der Attentate. „Es ist kaum möglich, heute einen unbeschwerten Gottesdienst unserer Reihe „Kirche im Dorf“ zu feiern angesichts dieser blutigen Anschläge. Gleichzeitig wollen wir in diesem Gottesdienst besonders auf die hunderttausendfachen Abtreibungen jährlich in Deutschland hinweisen“, sagte Pfarrer Henkel bei der Begrüßung.

„Es ist ein Skandal, wenn Jahr für Jahr 100.000 Kinder in Deutschland im Mutterleib getötet werden und ihnen damit ihr erstes Menschenrecht überhaupt vorenthalten wird, das Recht auf Leben. Hier braucht es Hilfe. Die Menschenwürde ist unteilbar und gilt auch vor der Geburt. Es ist beschämend, wie wenig Aufmerksamkeit dieses Thema in unseren Medien und unserer Gesellschaft findet. Mittlerweile gelten ja Lebensschützer schon als fundamentalistisch“, kritisierte der Pfarrer in dem vom Posaunenchor Selb wieder souverän und schmissig musikalisch begleiteten Gottesdienst.

„1000plus“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Heidelberger Frauenhilfsorganisation Pro Femina e.V. gemeinsam mit zwei weiteren Organisationen, die sich der Hilfe für schwangere Frauen in Not verschrieben haben: Die BIRKE e.V. aus Heidelberg und Die Stiftung Ja zum Leben aus Meschede. Gemeinsam ermöglichen diese Organisationen derzeit über 2.400 Frauen im Jahr persönliche Beratung und Hilfe im Schwangerschaftskonflikt, zumeist über das Telefon oder das Internet.

Diese Beratung geschieht mit Erfolg, denn die beratenen Frauen entscheiden sich in der überwältigenden Mehrheit für ihr Baby, wie Rudolph berichtete. Da in Deutschland Jahr für Jahr hunderttausend ungewollt schwangere Frauen keinen anderen Ausweg für sich und ihr ungeborenes Baby sehen als eine Abtreibung, hat 1000plus vor allem ein Ziel: Die Beratungskapazitäten vergrößern, um noch mehr Frauen helfen zu können, wie Rudolph ausführte.

Ob in den verschiedenen Internetforen zum Thema Familie, Beziehung und Schwangerschaft, per E-Mail, am Telefon, unterwegs vom Handy aus oder auch in einem persönlichen Gespräch in einer der beiden Beratungsstellen in Heidelberg oder München – auf jede Weise sind die „1000plus“-Beraterinnen für ungewollt schwangere Frauen da. „Häufig bleibt es nicht nur bei einem Beratungsgespräch, sondern es werden dutzende Gespräche geführt, so lange wie die Frau es wünscht“, machte Rudolph deutlich.

Die Frauenhilfsorganisation biete zudem konkrete Unterstützung an, sowohl finanziell als auch durch ehrenamtliche Helfer vor Ort. Da „1000plus“ aus Überzeugung keine sogenannten Beratungsscheine ausstellt, die eine Abtreibung ohne Strafverfolgung ermöglichen, finanziert sich die ganze Arbeit zu hundert Prozent aus Spendenmitteln.

Erst im vergangenen Jahr wagte „1000plus“ einen mutigen Schritt und eröffnete neben der bestehenden Beratungsstelle in Heidelberg die neue Beratungsstelle Bayern in München, berichtete Rudolph. Dadurch will „1000plus“ mittelfristig pro Jahr 1.000 Frauen mehr Beratung und Hilfe im Schwangerschaftskonflikt anbieten und ihnen eine Perspektive für ein Leben mit ihrem Kind eröffnen.

Nach dem Gottesdienst gab es in Lauterbach wieder das Dorffest, zu dem die Feuerwehr eingeladen hatte. Mitglieder des Vereins und etliche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer hatten alles wunderbar vorbereitet und sorgten für herzhafte und süße Speisen sowie kühle Getränke und Kaffee.

selb-live.de – Presseinfo