Seit dem „Prager Vertrag“, der im Jahr 1973 für eine eindeutige und unverletzliche Grenzregelung zwischen Deutschland und der damaligen Tschechoslowakei sorgte und darüber hinaus die Grundlage für diplomatische Freundschaftsbeziehungen beider Länder legte,
herrscht ein gutes Verhältnis zwischen den Nachbarstaaten. All diese Grenzregionen engagieren sich individuell in unterschiedlichen Bemühungen der Interaktion. Eine große Rolle im gegenseitigen Verständnis spielt zum einen die Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit, aber auch der rege Tourismus, der sich seit dieser Annährung im Grenzgebiet und darüber hinaus etabliert hat.
Einkaufen in Europa
Obwohl auch Tschechien der Europäischen Union angehört, ist die Tschechische Krone noch immer das offizielle Zahlungsmittel des Landes. Die damit verbundenen Währungsschwankungen sowie der wirtschaftliche Druck führen bis auf den heutigen Tag dazu, dass die Kaufkraft zwischen beiden Ländern noch immer sehr unterschiedlich ist. Dadurch profitieren deutsche Touristen stark von den günstigen Preisen von Lebensmitteln, Verbrauchswaren sowie Dienstleistungen in Tschechien. Dazu gehören insbesondere Tabakwaren, Benzin, Spirituosen, Bioprodukte sowie Besuche beim Friseur oder Zahnarzt.
Auf der anderen Seite können bei stetig steigenden Preisen in Tschechien auch viele Tschechen von der in der Regel höheren Qualität der Produkte bei den großen deutschen Discountern profitieren sowie gerade bei Markenprodukten sogar von teilweise niedrigeren Preisen. Zudem sind Elektroartikel in Tschechien deutlich teurer als in Deutschland. Einkaufstourismus funktioniert also in beide Richtungen.
Selb und Asch
Auch die beiden Grenzorte Selb und Asch können auf eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte zurückblicken, bis heute verbindet sie eine rege Freundschaft und Kooperation. Über die Bahnstrecke Cheb-Oberkotzau besteht bereits seit 1865 eine Verbindung zwischen den Orten, viele Deutsche überqueren hier jeden Tag die Grenze. Gründe dafür gibt es viele. Asch war ab dem 19. Jahrhundert ein sehr wichtiges Zentrum der Textilwirtschaft, heute lockt die Deutschen besonders der große Asia Markt Lipový Dvůr an, der als einer von vielen dieser für die tschechische Grenze typischen Märkte diverse Waren sehr günstig anbietet.
Aber auch die beiden Spiel-Casinos, die sich unmittelbar hinter der Grenze befinden, ziehen Touristen magisch an. Für die Touristen gibt es hier das übliche Programm: Spielautomaten, Poker und Blackjack. Das amerikanische Roulette, das hier besonders beliebt ist, hält eine spezielle Besonderheit bereit, die es bei der französischen Variante nicht gibt: Es gibt zwei Nullen im Roulette-Kessel. Das treibt den Nervenkitzel noch einmal extra in die Höhe. Die Casinobranche ist einer der großen aktuellen Motoren der Wirtschaft in der Region. In einem neuen Ascher Industriepark, in dem in Zukunft 13.000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, ist neben einem Einkaufszentrum, Vergnügungspark und Kongresszentrum auch noch ein weiteres Casino in der Planung.
Beeindruckende Städtearchitektur
Auch sonst ist die gesamte Grenzregion sehr beliebt für kurzfristige Besuche oder Wochenendausflüge. Gerade das Bäderdreieck Franzensbad, Marienbad und Karlsbad lockt mit seinen Heilquellen jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Karlsbad (im tschechischen Karlovy Vary) ist einer der traditionsreichsten Kurorte der Welt und beheimatet insgesamt zwölf Heilquellen mit alkalisch, glaubersalzhaltigem Wasser. Darüber hinaus ist die Stadt auch der Stammort des bekannten Kräuterlikör Becherovka, der inoffiziellen dreizehnten Karlsbader Heilquelle.
Auch für solche, die der Kraft des warmen Wassers nichts abgewinnen können, lohnt sich durchaus ein Besuch dieser Städte, denn die pompösen, historischen und herrschaftlichen Gebäude im Stil der Neorenaissance und des Klassizismus‘ lassen einen über die Architektur vergangener Tage staunen. Marienbad und Franzensbad verfügen zudem über weitläufige Park- und Kuranlagen, die einen sehr alten Baumbestand aufweisen.
Wallenstein in Eger
Auch das nahe der Grenze gelegene Cheb (zu Deutsch: Eger – nicht zu verwechseln mit der ungarischen Stadt Eger) besticht durch tolle Architektur aus dem 13. Jahrhundert, mit bunten Fachwerkhäusern, verwunschenen Gässchen und öffentlichen Plätzen mit schmuckvollem Straßenpflaster. In dieser Stadt finden jedes Jahr zudem traditionell die Wallensteinfestspiele statt. Große Festumzüge, ein historischer Jahrmarkt sowie ein Reiterturnier und ein Truppenlager im Areal der Egener Burg laden Freunde der Böhmischen Geschichte sowie des Feldherren Wallenstein zum Feiern und Staunen ein. Abschluss findet das Festival mit einem atemberaubenden Fackelumzug von der Burg aus durch die Stadt.
Tschechische Genusskultur
Nicht zuletzt sollte natürlich erwähnt werden, was Tschechien schon seit vielen Jahren berühmt macht: eine traditionelle Bierkultur. Viele Experten halten das tschechische Bier für das beste der ganzen Welt und damit sind sie nicht allein, denn Tschechien exportiert im Jahr über 4 Millionen Hektoliter in die ganze Welt, was das Land zu einem der führenden Bierexporteure in Europa macht. Südlich der Region Karlsbad, in dem sich Asch befindet und ebenfalls an der deutsch-tschechischen Grenze gelegen, liegt die Region Pilsen, die der Geburtsort des Pilsener Bier ist und somit Heimat einer der beliebtesten Biersorten der ganzen Welt. Grund genug, den Weg über die Grenze zu wagen und sich mit einem Glas des goldenen Hopfengetränks selbst davon zu überzeugen.
selb-live.de – Presseinfo; Fotos: pixabay/unsplash