19.5.2018 – Selb/Erkersreuth. Mit einem fulminanten Mix aus liturgischen Gesängen der Ostkirche, rumänischen Volksweisen, internationalen Stücken bis hin zur Europahymne und auch Chorälen aus dem evangelischen Gesangbuch begeisterte am Freitag
der rumänische Priesterchor „Psalmodia Transylvanica“ über 90 Zuhörer in der Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth. Auf Einladung der Kirchengemeinde Erkersreuth boten die vierzehn jungen Sänger einen großen Auftritt und sorgten für Beifallsstürme und stehende Ovationen beim Publikum.
Der Kammerchor „Psalmodia Transylvanica“ der Orthodoxen Theologischen Fakultät der Universität Klausenburg von Klausenburg/Cluj Napoca in Siebenbürgen wurde gleich nach der Wende vom Dezember 1989 gegründet, kurz nach der Wiedereröffnung der Fakultät. Der Name markiert einerseits das religiöse byzantinische Repertoire, anderseits aber auch die Absicht, eine spezifisch siebenbürgische Kirchenmusik zu fördern. Dirigent des Chores ist der Dekan der Orthodoxen Fakultät, der Priester und Professor Vasile Stanciu.
Die meisten Mitglieder des Chores sind Studenten oder ehemalige Studenten der Fakultät für Orthodoxe Theologie aus Cluj Napoca, Doktoranden oder schon Doktoren in Theologie, Kirchenmusik und Liturgie. Einige sind bereits geweihte Priester. Seit seiner Gründung bis heute hat der Chor über 300 Konzerte bei verschiedenen Chormusikfestivals, Wettbewerben und anderen Gelegenheiten gehalten. Und das in vielen großen Städten Rumäniens, aber auch im Ausland. Nun stand im Rahmen einer von der Diakonie Neuendettelsau organisierten Erkersreuth auf dem Programm.
Die Sänger brauchten bei ihrem Auftritt nicht lange, um sich in die Herzen der zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer zu singen. Den Auftakt bildete der orthodoxe Hymnus „Christus ist auferstanden“, der die ganze Freude des Glaubens über die Auferstehung Christi zum Ausdruck bringt. Der Hymnus „Aus dem dunklen Grab erstanden“ brachte ebenfalls die orthodoxe Osterfreude triumphierend, tiefgründig und eindringlich zu Gehör. Auch eine Pfingsthymne war passend zum Pfingstwochenende zu hören.
Die vierzehn Sänger des Kammerchors überzeugen und begeistern auf ganzer Linie. Starke, kräftige Bässe und strahlende Tenöre bilden unter der souveränen wie engagierten Stabführung von Vasile Stanciu ein harmonisches und stimmlich perfekt aufeinander eingestelltes Ganzes. Die Feinheiten aller Stücke werden dabei genauso hörbar wie die besondere Qualität dieser professionell geschulten Stimmen.
Es entsteht ein harmonischer Wohlklang, der jubelnd-hymnische Stücke aus der orthodoxen Liturgie und aufrüttelnde geistliche Lieder genauso impressiv und ausdrucksstark wiedergibt wie die melodiösen und beschwingten rumänischen Volksweisen, die an dem Abend zu hören sind. Der rumänische orthodoxe Priester Lucian Bolos, der bei der Diakonie Neuendettelsau Mitarbeiter ist, moderierte den Abend und führte durch das Programm. Er gab kurze, aber inhaltsreiche Erläuterungen zu den geistlichen Stücken und skizzierte auch den Inhalt der Volksweisen mit humorvollen Worten. Darin geht es um die Liebe und die Schönheit des menschlichen Lebens, wobei alles „ganz anständige Lieder sind“, wie Bolos angesichts des Auftritts in einer Kirche augenzwinkernd versicherte. Da die orthodoxen Gemeindepriester heiraten dürften, machten sie sich auch Gedanken über Frauen und die Liebe und pflegten entsprechendes Liedgut, so der Priester.
Auch international bekannte Stücke brachte der Chor meisterhaft, stimmgewaltig und bravourös zu Gehör, so etwa das beliebte „Vecernij zvon“ – das Lied der Abendglocken – und den „Jägerchor“ aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber, dieses Chorstück in einer rumänischen Übersetzung. Als besonderes Schmankerl zum Pfingstfest hatten die Chormitglieder auch die beiden Choräle „Komm, Heilger Geist“ und „O komm du Geist der Wahrheit“ einstudiert und interpretierten auch diese westlichen geistlichen Stücke mit Bravour und schmetternder Eindringlichkeit, die zu Herzen geht. Dabei durfte das Publikum auch nach Herzenslust mitsingen. Nach knapp 90 Minuten ging das Konzert zu Ende. Die Chormitglieder erhielten als Dankeschön kleine Porzellanglocken mit dem Bild der Erkersreuther Kirche.
selb-live.de – Presseinfo