18.2.2017 – „It’s Simpsons time!“ – inzwischen kann man sagen, dass Generationen von Schülern diesen Spruch gehört haben, denn seitdem die Chaosfamilie aus Springfield vor fast 30 Jahren zum ersten Mal einen Auftritt im Fernsehen hatte, ist sie fester Bestandteil des Unterrichts, natürlich vor allem in Englisch, aber auch in anderen Fächern. Doch warum ist das so, und was haben Homer, Bart und Co. zu bieten, was andere Serien nicht haben? Dieser Frage ging Dr. Markus Hünemörder von der Ludwig-Maximilians-Universität München im Rahmen eines Vortrags am Walter-Gropius-Gymnasium nach, der den vielsagenden Titel „The Simpsons and American society – Life, Liberty and the pursuit of the perfect donut“ trug. Denn die Serie ist viel mehr als reine Unterhaltung, wie er den Schülerinnen und Schülern der 10. und 11. Jahrgangsstufe im Atrium des Gymnasiums erläuterte. Auch wenn er in seiner Vorstellung versicherte, trotz gewisser Ähnlichkeiten definitiv NICHT Homer Simpson zu sein, ist er doch zumindest im Geist ein Verwandter des Erfinders des Ausrufs „D’oh!“, denn der Spaß an der Arbeit mit den Einwohnern Springfields war ihm bei aller Ernsthaftigkeit des Vortragsthemas immer deutlich anzumerken. Dr. Hünemörder, der auf Einladung der Fachschaft Englisch nach Selb gekommen war, stellte die Anfänge der Serie als Bestandteil der Tracy Ullman Show in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts dar und schilderte ihre Entwicklung hin zu einem eigenständigen Format. Die Simpsons sind natürlich eine sehr erfolgreiche Sitcom, die ihre Zuschauer mit Gags und Humor unterhalten will, aber sie vermitteln noch etliches mehr, wie die Schüler des WGG erfuhren. Insgesamt vier „Ebenen“ von Botschaften lassen sich bei genauerem Hinsehen entdecken, neben der Unterhaltung spielen auch Gesellschaftskritik, Kritik am Show- und Fernsehbusiness sowie die ironisierte Darstellung der Bürger der USA eine Rolle. Ein Grund für den lang anhaltenden Erfolg der Serie ist sicherlich, dass sie es immer wieder geschafft hat, aktuelle (Fehl-)Entwicklungen aufzugreifen – 2016 wurden auch die Simpsons wieder politisch und gaben ihre Meinung zu den Präsidentschaftswahlen ab; ganz nebenbei ahnten sie schon Anfang des neuen Jahrtausends voraus, dass Donald Trump ins Weiße Haus einziehen und es mit fatalen Konsequenzen für das Land auch wieder verlassen könnte. All das zeigte Dr. Hünemörder anschaulich mit Hilfe von kurzen Ausschnitten aus der Serie, die er ausführlich erläuterte und den Zuhörern so die Gelegenheit gab, sich in die Welt der Simpsons hinein zu versetzen. Er verschwieg aber auch nicht, dass Bart und Lisa in den letzten Jahren Konkurrenz durch Serien wie South Park, American Dad oder Family Guy erwachsen ist, die mit zum Teil deutlich drastischeren Methoden auf die Veränderungen in den USA eingehen. Was aus den Simpsons wird, steht in den Sternen; derzeit sind noch mindestens zwei weitere Staffeln garantiert und wenn die Politik weiter reichlich für Schlagzeilen und Themen sorgt, werden sie den Amerikanern wohl auch noch länger auf die Finger schauen. Die Schülerinnen und Schüler des WGG jedenfalls dürften jede Folge der Simpsons ab jetzt wohl mit anderen Augen sehen. Sie bedankten sich für den abwechslungsreichen Vortrag mit großem Applaus und nutzten im Anschluss die Gelegenheit, dem Referenten noch Fragen zur Serie, aber auch zur aktuellen Lage in den USA zu stellen.
selb-live.de – Presseinfo WGG Selb