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26.1.2017 – „Suchet der Stadt Bestes! Politik und Kirche im Gespräch“. Unter diesem Motto hatten der Ortsverband der CSU Selb und der Bezirksverband des Evangelischen Arbeitskreises/EAK der CSU Oberfranken jüngst Kommunalpolitiker und örtliche Kirchenvertreter zu einem Stammtisch in den evangelischen Gemeindesaal von Erkersreuth eingeladen. Die beiden Selber Dekane Dr. Volker Pröbstl und Hans Klier diskutierten unter anderem mit dem CSU-Ortsvorsitzenden Matthias Müller und dem CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzenden Wolfgang Kreil. Dabei wurde rasch deutlich: es gibt viele Gemeinsamkeiten sowohl bei den Aufgaben wie auch bei den gegenseitigen Erwartungen. Man will verlässlich gemeinsam Aufgaben lösen. Und es wurden auch konkrete Probleme angesprochen.

Der Bezirksvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CSU Oberfranken, Dr. Jürgen Henkel, moderierte den Abend. Er sagte eingangs: „Wohl jeder denkt bei diesem Thema sofort an Don Camillo und Peppone. Aber das Gespräch und das geregelte Miteinander vor Ort sind der richtige Weg zur Problemlösung. Kirchen und Kommunen ziehen in vielen Bereichen an einem Strang. Die Gemeinden vor Ort und die Kommunen sind am nächsten dran an den Problemen und Sorgen der Menschen. Beide wirken zum Wohl der Menschen. Umso wichtiger ist der gegenseitige Dialog.“

Der katholische Dekan Hans Klier machte deutlich: „Die Kirche hat sich für den Schutz der Armen einzusetzen. Es gibt auch in Selb viele Menschen, die sich nichts mehr leisten können. Das ist eine soziale Herausforderung, die wir zusammen meistern müssen.“ Klier erinnerte an Pflichtaufgaben von Staat und Kommunen, welche die Kirchen übernehmen wie etwa Kindertagesstätten, Seniorenheime und das Friedhofswesen. Er betonte: „Die Kirche ist durchaus Teil der Politik und die Politik auch Teil der Kirche. Und die Kirche ist zweitgrößter Arbeitgeber in Deutschland nach dem Staat.“ Gelegentlich werde gefordert, dass die Kirche politisch den Mund halten solle. Aber das Eintreten der Kirchen für die Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit sei unverzichtbar für die Gesellschaft. „Die Kirche muss sich bei manchen Fragen zu Wort melden“, so Klier.

Sein lutherischer Amtsbruder Dr. Völker Pröbstl unterstrich bei dem CSU/EAK-Stammtisch: „Politik und Kirchen müssen Respekt füreinander und Vertrauen zueinander haben. Die Evangelische Kirche hat infolge der Zwei-Regimente-Lehre Luthers immer eine hohe Wertschätzung für staatliche Autorität und deren Institutionen gezeigt. Gott wirkt auch durch staatliche Institutionen.“ Der Staat habe die Aufgabe, verlässliche Lebensverhältnisse zu gewährleisten, ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen und die Menschenwürde zu schützen. Das gelte auch für die Ebene der Kommunalpolitik. Und er wandte sich gegen pauschale Politikerschelte: „Es kann nicht sein, dass wir Menschen schlechtreden, die politische Verantwortung tragen.“

Für den CSU-Ortsvorsitzenden Matthias Müller ist die Frage politischen Engagements auch eine Frage der christlichen Motivation. „Das C in unserer Partei steht für die christliche Wertorientierung. Unsere Grundwerte leiten sich auch aus dem christlichen Menschenbild ab. Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes und ist einzigartig. Er ist mit Vernunft ausgestattet und befähigt, seine Eigenverantwortung wahrzunehmen und sich vor Gott für sein Tun zu verantworten.“

Auf der Basis dieser Werte könne eine Ordnung gestaltet werden, die ein Leben in Würde, Freiheit und Verantwortung ermöglicht. Das gelte auch für die Kommunalpolitik. Müller rief zu politischem Engagement auf: „Im Zentrum unseres Denkens steht kein abstrakter Gesellschaftsentwurf. Bei uns ist der Mensch im Mittelpunkt. Unsere Partei steht allen Menschen offen, die sich zu diesen Grundwerten und unseren Zielen bekennen.“

Der CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzende Wolfgang Kreil sieht das Thema auch humorvoll: „Pfarrer sind auf Lebenszeit geweiht, der Politiker muss alle paar Jahre wiedergewählt werden. Der Pfarrer predigt am Sonntag die Bergpredigt, die Politik soll dann am Montag alles umsetzen.“ Für Kreil sind zu hohe Erwartungshaltungen an Staat und Kirche ein Problem: „Die Menschen sollen im Mittelpunkt stehen. Aber sie machen es beiden Seiten auch nicht immer leicht. Wir haben mittlerweile schon auch ein sehr hohes Anspruchsdenken bei vielen Menschen gegenüber Staat und Kirchen festzustellen.“

CSU-Chef Müller wünscht sich „ein gutes Miteinander und gegenseitigen Respekt innerhalb der Kommunalpolitik wie auch zwischen Politik und Kirchen vor Ort“ und hielt fest: „Wir müssen immer wieder den partnerschaftlichen Dialog pflegen.“ Dekan Pröbstl sieht das ähnlich und betont dabei die Nachhaltigkeit der Beziehungen als wichtigen Wert: „Wo Pfarrer und Pfarrerinnen und Diakone über längere Zeit verlässliche Arbeit leisten, entstehen wertvolle und tragende Bindungen und Verbindungen auch zur Politik. Und wenn es einmal Reibungen gibt, lassen sich diese dann ertragen in dem Wissen darum, dass Reibung Energie erzeugt.“ Für Dekan Klier bleibt wichtig, dass die Kirche dabei ihre ureigene Mission nicht vernachlässigt: „Wir sind als Kirche eine Heilsgemeinschaft auf dem Weg zu Gott. Wir müssen uns immer auf den Glauben beziehen und sinnstiftend wirken.“

Es gab eine lange und themenreiche Diskussion von der Integration des Islam über die wichtige Arbeit der „Selber Tafel“ und das Kirchensteuersystem bis zur Frage, ob die Sozialarbeit der Kirchen ausreichend im Bewusstsein der Menschen verankert sei. Alle Redner dankten für das offene Gespräch über alle Themen. Man werde diesen Dialog sicher fortsetzen, kündigten Müller und Henkel an.

 

selb-live.de – Presseinfo CSU Selb

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