25.8.2023 - Die Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen sind Geschichte. Und jetzt? Diese Frage sei in den vergangenen Wochen mehrfach den Selber SPD-Stadträten aus der Bevölkerung heraus gestellt, motiviert durch den sehr positiven Eindruck, den die Veranstaltungsreihe hinterlassen hatte.

Wie die SPD Selb in einer Pressemitteilung schreibt, habe in den gut dreißig Jahren seit der Grenzöffnung offensichtlich keine andere Maßnahme den Gedanken der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei den Selberinnen und Selbern derart gefördert. Diesen positiven Schwung gelte es, für zukünftige Begegnungsformen mitzunehmen. Aus diesem Grund stellen die Sozialdemokraten in der Ferienausschusssitzung des Stadtrates einen entsprechenden Antrag. Roland Graf und Walter Wejmelka, die beiden Vertreter der Fraktion im Ferienausschuss, begründen die Dringlichkeit unter anderem mit der Tatsache, dass die Betreibergesellschaft für die Freundschaftswochen nicht mehr lange existieren werde: „Die aus München delegierten Mitarbeiterinnen sind schon wieder weg aus Selb, in sehr absehbarer Zeit ist die Gesellschaft Geschichte.“ Den Schwung und das gesammelte Know-How gelte es jetzt aus Selber Sicht noch zu nutzen. Besonders die Staatsregierung sollte nicht aus der Pflicht entlassen werden, die sowohl vom Ministerpräsident Söder, als auch Minister Glauber bei ihren Besuchen vor Ort angesprochen Nachhaltigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ernsthaft zu verfolgen. Als Beispiel sei das noch gar nicht fertiggestellte Bahnhofsareal zu nennen, das eigentlich auch als Veranstaltungsstätte vorgesehen war: „Für die Einweihung der Vaclav-Havel-Platzes erwarten wir eine angemessene Beteiligung des Freistaates“, so Graf und Wejmelka.

Der Wortlaut des Antrages zu Sitzung des Ferienausschusses am kommenden Mittwoch:

Der Stadtrat Selb möge beschließen: Im Sinne der Verstetigung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nach den Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen sind zukünftig durch die Stadtverwaltung in Kooperation mit Vereinen und Institutionen Folgeveranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Aš einzuplanen und zu organisieren. Diese sollten mindestens einmal pro Jahr stattfinden.

Daher wird die Verwaltung beauftragt, zeitnah mit den Entscheidungsträgern in Aš das weitere Vorgehen zu verhandeln und die bereits beschlossene Zusammenarbeit zur Fortschreibung des Strategischen Plans zu erweitern.

Ferner sollen durch die Verwaltung bei Fördergebern, insbesondere der EUREGIO EGRENSIS und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds Fördermittel dafür beantragt werden.

Außerdem sollen bei der Bayerischen Staatsregierung Fördermittel für diese Verstetigung beantragt werden, auch unter dem Aspekt, dass die investiven Maßnahmen zu „Selb 23“ noch nicht abgeschlossen sind. Dies trifft insbesondere auf die Ertüchtigung des Bahnhofsumfeldes zu, das eigentlich als Spielstätte für Veranstaltungen vorgesehen war. Durch die Entscheidung des Stadtrates, in diesem Bereich den Vaclav-Havel-Platz mit einer Statue dieses großen Europäers zu errichten, liegt ein besonderes Interesse vor, dass bei einer entsprechend groß angelegten Einweihungsfeier eine derartige Förderung rechtfertigen würde.

Zudem sind im städtischen Haushalt jährlich an die Veranstaltungsplanungen angepasste Mittel einzustellen.

Begründung: Die Veranstaltungen im Rahmen der letztendlich erfolgreich durchgeführten Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen Selb-Aš 2023 haben bei der Bevölkerung einen positiven Eindruck hinterlassen, auch verbunden mit der Erkenntnis, dass die grenzüberschreitenden Verbindungen erhalten und ausgebaut werden sollten. Der Prozess des Zusammenwachsens von unten bedarf großer Stetigkeit. Dies ist in einjährigem Rhythmus vorstellbar.

Das Team der Selb 2023 gGmbH leistete in den vergangenen Monaten eine ausgezeichnete Arbeit in der finalen Vorbereitungsphase und bei den Veranstaltungen. Das Wissen, die Erfahrungen, die Kontakte, die Zusammenhänge, die Netzwerke, die schon gebildeten Gemeinschaften, kurzum das gesamte know-how stellt einen unglaublich voluminösen geistigen wie administrativen Schatz dar, der nicht ungenutzt in der Zukunft vergammeln darf, sondern genutzt werden muss. Die Gesellschaft wird aber nicht mehr lange existieren. Deshalb sollte in den nächsten Wochen durch die Verwaltung, auch unter der Einbindung des Freistaats Bayern, von Körperschaften der Tschechischen Republik und weiterer Organisationen – ein Format gefunden und eingerichtet werden, das zur Übernahme der zukünftigen Trägerschaft geeignet ist.

Der bereits existierende Strategische Plan Selb/Aš reicht als Grundlage dazu nicht aus.

In der Praxis und in Anlehnung an einige der erlebten Events könnten wir uns beispielsweise folgende Veranstaltungen in naher Zukunft vorstellen:

Neuauflage des Freundschaftslaufes, diesmal in der Gegenrichtung von Aš nach Selb.

Wiederholung der Freundschaftstafel in der Selber Ludwigstrasse, als eigener Event oder auch als Hauptbestandteil des Bürgerfestes

Freundschaftsfest zur Einweihung des Vaclav-Havel-Platzes bzw. des Vaclav-Havel-Denkmals