7.4.2022 - Im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben“ war der Comic-Künstler Nils Oskamp drei Tage lang zu Besuch in unserer Region. Fünfzehn Schülerinnen und Schüler des Macht MuT-Programms – eines Gemeinschaftsprojekts der Mittelschule Selb und des Walter-Gropius-Gymnasiums zur interkulturellen Verständigung – waren gespannt auf den Künstler, der aus Hamburg angereist war.
Allein das Ausladen der mitgebrachten Gerätschaften verhieß einen spannenden Nachmittag: Leinwände, große Kisten mit Spraydosen in den verschiedensten Farben, Schablonen… Schnell war ein geeigneter Platz auf dem Pausenhof des WGG gefunden: Bei strahlendem Wetter wurden die Materialien vor dem Zaun des Schulgartens aufgebaut und bald konnte es losgehen. Anfangs mit gebührender Vorsicht, später schon mutiger fingen die Jugendlichen an mit Schablonen auf die bereitgestellten Leinwände zu sprayen. In den kreativen Pausen – beim Schablonenwechsel beispielsweise, der pro Bild fünfmal durchgeführt wurde – erfuhren die Schülerinnen und Schüler Näheres über Nils Oskamp, der in den 80er Jahren in Dortmund aufwuchs, in der Schule rechte Gewalt am eigenen Leib erfahren musste und dabei auch in Lebensgefahr geriet, wie er erzählte. Der Kampf gegen Extremismus und der Einsatz für die Stärkung der Demokratie ist so zu seiner Herzensangelegenheit geworden. Als freier Künstler ist er seit Jahren tätig, auf Lesereise mit seinem Comic „Drei Steine“ oder mit dem Stencil-Graffiti-Workshop, den die Macht-MuT-Gruppe ausprobieren durfte. An diesem Nachmittag entstanden unter tatkräftiger Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler insgesamt vier großflächige Bilder: jeweils ein Porträt von Anne Frank und Sophie Scholl sowie zwei „Schule ohne Rassismus“-Logos.
Hintergrundinformationen zu den Porträts
Was Oskamp den Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmern über das kurze Leben der beiden jungen Frauen schilderte, unterstreicht ihren Kampfgeist und ihren Mut zum Widerstand. Sophie Scholl beteiligte sich als Studentin an der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern der „Weißen Rose“, einer Gruppe von Studenten, die zum Widerstand gegen Hitler aufrief. Am 18. Februar 1943 wurde Sophie Scholl beim Verteilen der Flugblätter in der Münchner Universität entdeckt. Vier Tage später wurde sie verurteilt und im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Oskamp berichtet an dieser Stelle von seinem Projekt, im nächsten Jahr in Stadelheim ein Graffito-Porträt von Sophie Scholl anzufertigen.
Anne Frank wurde 16 Jahre alt. Sie stammt aus einer jüdischen Familie, die sich zwei Jahre lang in einem Hinterhaus in Amsterdam verstecken konnte, bevor sie verraten wurde. Ihre Gedanken und Erlebnisse hielt Anne in einem Tagebuch fest, das von ihrem Vater als „Tagebuch der Anne Frank“ veröffentlicht wurde.
Zwei der Graffitis werden in der Mittelschule einen würdigen Platz erhalten. Die anderen beiden der beim Workshop entstandenen Kunstwerke sollen in Kürze im Treppenhaus des WGG aufgehängt werden – zur Erinnerung an eine ganz besondere Macht-MuT-Aktion, aber auch zur Mahnung, aktiv gegen Gewalt und für Mitmenschlichkeit einzustehen.
selb-live.de – Presseinfo WGG Selb