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awo15.4.2025 – Ganz so fix geht es dann doch nicht. „Wir Selber sind zwar schnell, aber so schnell sind nicht mal wir“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch mit einem Lächeln bei der Jahreshauptversammlung der Selber Arbeiterwohlfahrt. Er sprach natürlich vom neuen Kindergarten, den die Stadt im Schönwalder Weg bauen lässt und den der Ortsverein der AWO betreiben wird. Die Vermutung, dass bereits im Herbst diesen die ersten Kinder einziehen werden, stimmt nicht ganz.

Aber zumindest in Teilen stehen dürfte der Kindergarten dann schon: Derzeit bereiten Baufirmen den Boden für die Bauarbeiten vor. Im September 2026 soll der Betrieb starten. „Ich bin Berufsoptimist, also gehen wir davon aus, dass das klappt.“ Die Stadt Selb und die AWO lebten in Sachen Kinderbetreuung eine gute Partnerschaft. Fast 500 Menschen seien im vergangenen Jahr nach Selb gekommen, allen Familien habe die Stadt ein Betreuungsangebot machen können. Auch wenn die AWO in Selb nur knapp Hundert Mitglieder habe, seien diese hoch engagiert. „Es kommt nicht auf die Masse an, sondern auf die Qualität.“

89 Mitglieder gehören zur Selber AWO, 35 Personen sind beim OV beschäftigt: „Das ist relativ viel für so einen kleinen Verein, aber der Bedarf ist da“, berichtete Ortsvereinsvorsitzender Rainer Pohl. Die Nachfrage nach Hilfsangeboten wie der Hausaufgabenbetreuung, aber auch der Hilfen im Haushalt für Ältere steige unentwegt. Gut, dass die AWO hier ein ordentliches Angebot machen könne. Frohe Botschaften wie diese sind wichtig in unruhigen Zeiten: Ortsvereinsvorsitzender Rainer Pohl beleuchtete eingangs die Widrigkeiten der Weltpolitik. Er erinnert an die Neuwahlen nach dem Bruch der Ampelkoalition, den Krieg zwischen Israel und der Hamas sowie in der Ukraine. Mit Blick auf die Herausforderungen im Land streifte er die digitale Transformation, die Energiewende und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit. Alles Aufgaben, „die dringend einer Lösung bedürfen und auch für die AWO relevant sind“.

Umso besser, dass es bei allen Katastrophenmeldungen für die Selber AWO Grund zur Freude gibt. Ausdrücklich bedankte sich Rainer Pohl bei der Stadt Selb für das Vertrauen beim Bau des Kindergartens und die enge wie freundliche Zusammenarbeit. „Es ist nicht selbstverständlich, dass so ein kleiner Verein so ein Angebot bekommt.“ Er lobte besonders die intensive Einbindung in die Planung, „bis zur Platzierung der Steckdosen“. Es sei aber gut investiertes Geld; schon jetzt lebt der AWO-Kindergarten, wie der Rückblick von Kita-Leiterin Bianca Böhme zeigte.

Durchschnittlich betreuten die Kolleginnen 55 Kinder in 2 Gruppen von 3 bis 6 Jahren und 1 Gruppe von 1 bis 3 Jahren. Das Team umfasst 4 Erzieherinnen, 2 Kinderpflegerinnen und 1 Kinderpfleger, 1 Vorpraktikantin ab September 2024 und seit Oktober 2024 1 Berufspraktikantin.

Erfreulich sei gewesen, dass diese Berufspraktikantin nach Abschluss ihrer Ausbildung als Erzieherin übernommen werden konnte. In Kürze wird ein Berufspraktikant seinen Dienst beginnen. Seit Kurzem bietet der Kindergarten jeden Morgen ein gesundes Frühstück für alle an. „Wir feiern auch gerne im Kindergarten“, sagte Bianca Böhme und berichtete von Kino im Schlafanzug, dem „Rauswurf“ der Schulkinder, einem Weißwurstfrühstück zum Wiesenfest und vielem mehr. Die 2023 reaktivierte Zusammenarbeit mit dem Seniorenheim laufe gut, mindestens einmal im Monat besuchten die Kinder die Nachbarn. „Dass der Neubau ab September 2026 fertig ist, ist unser großer Wunsch“, gab Bianca Böhme dem OB mit auf den Weg.

Gut aufgestellt ist die AWO auch in der Hausaufgabenbetreuung, wie aus dem Bericht von Antje Heindl hervorging: In der Bognergrundschule kümmern sich drei Mitarbeitende um 24 Kinder in zwei Gruppen bis 16 Uhr; in der Luitpoldgrundschule kümmern sich vier Mitarbeitende um 25 Kinder in zwei Gruppen bis 16 Uhr und einer Gruppe bis 14 Uhr. Zwar gebe es auch die Ganztagsschule, „aber für manche Eltern sind die flexiblen Betreuungsangebote der AWO günstiger“. Viele Eltern loben auch den sicheren Weg, nachdem die Betreuung direkt in den Schulen stattfindet. Wohl auch deshalb steige die Nachfrage stetig.

Das gilt auch für die Haushaltshilfen: Derzeit betreuen zehn Mitarbeiterinnen rund 60 Haushalte. Leider seien die Preissteigerungen der vergangenen Monate auch an der AWO nicht vorbeigegangen, weshalb der Stundensatz um 1 Euro angehoben werden muss. „Aber wir bedenken natürlich, dass ältere Menschen uns brauchen“, betonte Antje Heindl. Bei 131 Euro Entlastungsbeitrag könnten sich Interessenten immerhin 4,5 Stunden Hilfe im Monat leisten. Anfragen gebe es trotzdem zuhauf; derzeit führt die AWO eine Warteliste.

Cornelia Jackwerth und Klaus Müller bescheinigten Kassiererin Ursula Richter eine ordentliche Kassenführung. Die Versammelten der Kassiererin und dem Vorstand einstimmig die Entlastung aus. Zweiter Vorsitzender Jürgen Jackwerth dankte den Ehrenamtlichen für Kassenführung und Revision: „Wir arbeiten hier ja nicht mit 3,50 Euro, sondern mit ernstzunehmenden Summen.“ Bei fast 40 Angestellten mit entsprechenden Löhnen und Gehältern sei das nur natürlich. Vor diesem Hintergrund könne man den Einsatz der Freiwilligen nicht hoch genug bewerten.

Die Mitglieder wählten anschließend ihn, Jürgen Jackwerth, und Rainer Pohl zu Delegierten für die AWO-Kreiskonferenz 2026. Dazu gratulierte Wahlleiter und Ehrenvorsitzender Hans-Joachim Goller als erster.

Abschließend lud Rainer Pohl zum Feiern ein. „Heute war der erste Termin unseres Jubiläumsjahrs“, sagte der Vorsitzende. Der nächste ist am 31. Mai beim Bürgerfest im Bürgerpark, wo die Selber AWO Kinderspaß und Kuchen anbieten wird; am 26. Juli steigt das Sommerfest im Kindergarten mit Livemusik; am 20. September gibt es ein Benefizkonzert mit den Fellow Rovers im Rosenthal-Theater; am 11. Oktober findet die Jubiläumsfeier im Casino statt; am 21. November begehen Mitarbeiter und Vorstand des Jahresabschluss und für den 6. Dezember ist die Weihnachtsfeier für die Mitglieder geplant.

Rainer Pohl dankte den Kolleginnen und Kollegen, die in Haushaltshilfe und der Kinderbetreuung tätig sind. „Ihr seid das Gesicht der AWO, und es ist ein freundliches Gesicht.“ Zuletzt erinnerte er an die Grundsätze des Wohlfahrtverbands: „Die AWO, unsere Arbeiterwohlfahrt, versteht die Stärkung von Demokratie und Vielfalt in unserer Gesellschaft als ihren grundlegenden Auftrag. Wir treten für die Grundwerte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz ein und stellen und entschieden gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung.“ Mit diesem Auftrag gingen die Mitglieder aus der Versammlung. 

selb-live.de – Presseinfo AWO Selb