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awo6.7.2023 - Den Baubeginn einer Kindertagesstätte sehnen die Mitarbeiter der örtlichen Arbeiterwohlfahrt ebenso herbei, wie die Eltern vieler Kinder: In der Stadt werden die hundert Betreuungsplätze dringend gebraucht. Das zeigt sich auch bei anderen Angeboten.

„Man kann den Mitarbeitern der AWO nicht oft genug danken für die Hilfe, die sie Kindern, Senioren und Bedürftigen leisten. Unterstützung von der Wiege bis zur Bahre – Sie im Ortsverein erfüllen diesen Satz mit Leben." Mit diesen freundlichen Worten an den „verlässlichen Partner“ überbrachte Anneliese Schade die Grüße der Stadt Selb. Und die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung der Arbeiterwohlfahrt Selb freuten sich, das zu hören. Immerhin setzt sich der Ortsverband seit vielen Jahrzehnten für die Belange seiner Mitbürger ein – 2025 werden es 80 Jahre sein, dass Marie Bauer und ihr Mann eine örtliche Gruppe des Arbeiterinteressensvereins ins Leben riefen. Vorsitzender Rainer Pohl erinnerte daran und kündigte schon jetzt an, dass übernächstes Jahr im Zeichen dieses Jubiläums stehen dürfte.

Aber wohl auch im Zeichen eines Neubaus. Nach vielen pandemiebedingten Hindernissen sieht es nun endlich so aus, als könnte der Spatenstich für die neue AWO-Kindertagesstätte 2024 erfolgen. Bis zu 100 Kinder in vier Gruppen werden hier bei Selb-Nord betreut werden können. Ein Angebot, das von vielen Eltern herbeigesehnt werden dürfte. Dass es einen erheblichen Bedarf für Betreuungsangebote gibt, stellt die AWO immer wieder fest. So besuchen derzeit den bestehenden Kindergarten auf der Kappel 62 Kinder ab einem Jahr; im Vorjahr waren es 58 gewesen. Dabei war das Jahr 2022 von Personalmangel, Corona und Notbetreuung geprägt, berichtete die Kita-Leiterin Bianca Böhme. Umso erfreulicher, dass nun neue Mitarbeiterinnen gefunden werden konnten – auch eine Jahrespraktikantin auf dem Weg zum Berufsabschluss hat sich für September angekündigt. „Wir werden natürlich versuchen, die junge Kollegin zu halten“, kündigte Rainer Pohl an. Der Vorstand habe sich in seinen acht Sitzungen häufig mit Personalfragen beschäftigen müssen – der Markt für Fachkräfte in der Kinderbetreuung ist leer, die Experten können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen. Auch deshalb freute sich Rainer Pohl, dass die Lohnstruktur im OV für die Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen inzwischen nach vielen Anstrengungen ein gutes Niveau erreicht hat. Dass man den Mitarbeitern etwas bieten muss, ist im Vorstand Konsens.

31 Angestellte sind für die AWO tätig, unter anderem auch in der Hausaufgabenbetreuung für Grundschüler. Heidi Sailer berichtete, dass in der Luitpoldschule derzeit in zwei Gruppen einmal 16 und einmal 17 Kinder betreut werden. Ab September kommt noch eine Gruppe mit 12 Kindern dazu, weil die AWO nach Vermittlung der Stadt von der Schulleitung einen weiteren Raum zur Verfügung gestellt bekommen hat. Das sei vernünftig, ergänzte Rainer Pohl, zumal die Kommunen ab 2025 für jedes Kind eine Nachmittagsbetreuung anbieten müssen. In der Bognerschule gibt es 2 Gruppen mit insgesamt 25 Kindern, und eine Warteliste. Viele Eltern würden gerne mehr arbeiten, aber könnten ihre Kinder derzeit nicht unterbringen. „Wer bei uns ist, ist zufrieden", bilanziert Heidi Sailer, die Preise seien fair und das Essen gut. Nun müsse man prüfen, ob es nicht doch eine Lösung für die Eltern gibt, die aus beruflichen Gründen dringend eine Kinderbetreuung bräuchten.

Auch im Bereich Haushaltshilfe steige die Nachfrage, erklärte Antje Heindl; viele Menschen seien auf die Unterstützung angewiesen und könnten Dank ihr auch länger zu Hause wohnen bleiben. Neun Angestellte auf 520,- Euro- und Teilzeit-Basis betreuen derzeit 60 Haushalte. Die Stunde kostet jetzt 25 Euro (1 Euro mehr als im Vorjahr), was insgesamt 5 Stunden pro Monat bedeute, die voll von der Krankenkasse über den Entlastungsbeitrag erstattet würden. „Viele unserer Kunden haben kaum finanzielle Spielräume und sind dankbar für das preiswerte Angebot."

Wie wichtig diese Angebote sind, unterstrich auch SPD-Bundestagsabgeordneter und AWO-Mitglied Jörg Nürnberger. Er fragte sich, was in der Gesellschaft wohl passierte, wenn sich keine Menschen über das Meckern hinaus einbringen würden – Menschen, die mit Energie, Zeit und Potenzial am Ausbau der Gesellschaft mitarbeiteten. „Deshalb komme ich gerne nach Selb, weil hier der Wille zur Mitarbeit besteht." Er erinnerte an Fluchtbewegungen, Pandemiefolgen und die Schwierigkeiten in der Wirtschaft. „Ihnen wünsche ich aber bei all den bedrückenden Umständen den fichtelgebirgischen Gleichmut und die Ausdauer, ihre soziale Arbeit weiter auszuführen. Sie alle können mit Stolz auf das zurückblicken, was Sie in den vergangenen Jahren erreicht haben."

Erreicht hat der AWO-Ortsverein im vergangenen Jahr trotz gestiegener Energie- und Rohstoffpreise eine ausgeglichene Kasse. Das ging aus der Rechnung von Kassiererin Ursula Richter hervor. Ihr bescheinigten die Revisoren Cornelia Jackwerth und Klaus Müller eine einwandfreie Kassenführung und beantragten die Entlastung des gesamten Vorstands. Dem folgte die Versammlung einstimmig. Zuletzt gab Vorsitzender Rainer Pohl noch einen Ausblick auf die Zoofahrt nach Leipzig, die der Kreisverband im Herbst anbietet, und das Sommerfest am 29. Juli des Marie-Bauer-Sozialzentrums mit einer Kinder-Cocktail-Bar, Kuchenverkauf und mehr. Dabei werden Mitarbeiter auch die Baupläne des neuen Kindergartens aushängen und Interessierte informieren.

selb-live.de - Presseinfo AWO Selb