Oberbürgermeister Pötzsch: Investitionen in Millionenhöhe wären ohne dieses Format nicht möglich gewesen
12.5.2023 - Die „Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen“ werfen ihre Schatten voraus. Beim Staatsakt nächsten Freitag im Rosenthal-Theater werden diese unter anderem durch Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder und der tschechische Staatspräsident Petr Pavel eröffnet. Fern der dann anstehenden Veranstaltungswochen ist dieses Sonderformat ein großer Gewinn für Selb. Investive Maßnahmen in Millionenhöhe konnten verwirklicht werden. Auf diese blickt Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch >>>
Rückblick
Im Oberbürgermeister-Wahlkampf 2013 sprach Ulrich Pötzsch unter anderen als eines seiner Ziele, die Landesgartenschau nach Selb zu bekommen. Er blickte dabei auf die früheren Landesgartenschauen Marktredwitz/Cheb oder auch in Bamberg. „Da habe ich erkannt, dass solch ein Verantaltungsformat wichtig für die Stadtentwicklung sein kann. Eine gar grenzüberschreitende Landesgartenschau kann hier ein Entwicklungsmotor sein. Ein absoluter Mehrwert!“
Noch im Oktober 2013 war sich die Selber Kommunalpolitik über alle Fraktionsgrenzen hinweg einig, dass man sich als Stadt für dieses Format bewerben wird. Doch schon bald folgte die Ernüchterung. Aus Gründen der haushaltslosen Zeit wurde eine Bewerbung verwehrt. „Allein das Bewerbungsverfahren könne uns finanziell überbelasten“, hieß es damals. Aber: „Wir haben uns dann auf die Hinterfüße gestellt und der Bayerischen Staatsregierung gesagt, dass es nicht sein könne, dass nur finanzstarke Kommunen Landesgartenschauen durchführen können. Damit wäre der Sinn der Sache verkannt“, erklärt Pötzsch. 2014 kam folglich das Wesentliche im Thema. „Es gab einen politischen Einklang der Bürgermeister im Landkreis Wunsiedel. Wir waren uns unter der Federführung des damaligen Landrats Dr. Karl Döhler alle einig, gemeinsam gegenüber der Staatsregierung Werbung dafür machen, dass es für die Stadt Selb mit der Stadt Asch ein Sonderformat geben muss“, richtet der Selber Rathauschef einen großen Dank an die kommunale Familie.
Die politische Überzeugungskraft vor Ort war spürbar. Dann kam am 3. November 2014 im Rosenthal-Theater die entscheidende Aussage: Beim hier durchgeführten offiziellen Festakt „25 Jahre Mauerfall“ der Bayerischen Staatsregierung verkündete der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer, dass Selb und Asch eine „Art Landesgartenschau“ zugesprochen werde, um diese auch in haushaltsloser Zeit in ihren grenzüberschreitenden Bemühungen zu unterstützen.
Die nächsten Schritte
Im Herbst 2016 erfolgte die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft – mit 90%iger Beteiligung des Freistaat Bayern und 10%iger Beteiligung durch die Stadt Selb. Zur Geschäftsführung wurde Dr. Peter Schenk bestellt. Ihm folgten zunächst Christine Schlockermann und schließlich die beiden heutigen Geschaftsführer Pablo Schindelmann und Dr. Elisabeth Leurs.
Ein riesiger Verwaltungs-Apparat wurde in Gang gesetzt. Alle Ministerien waren eingebunden, um an der Umsetzung des Mammutprogramms zu arbeiten. Seitens der Stadt Selb wurde durch den Oberbürgermeister, dem ehemaligen Bauamtsleiter Helmut Resch, der Verwaltungsdirektorin Nicole Abraham und Nadja Hochmuth aus dem Amt für Wirtschaft&Tourismus an allen Terminen teilgenommen. „Das waren allein 14 Gesellschafterversammlungen und acht Beiratssitzungen in München und Selb sowie zahlreiche Jour-fixe-Termine bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth“, blickt der Rathauschef zurück. Auch hier könne man allen Beteiligten für deren Einsatz gar nicht genug danken.
Aufteilung der Aufgaben
Von Anfang an gab es in Zweiteilung bei den Zuständigkeiten. Für die Begegnungs- und Veranstaltungsformate ist der Freistaat Bayern zuständig, für die investiven Maßnahmen die Stadt Selb. Für die Maßnahmen am Ort wurde die Stadt von der Regierung von Oberfranken bei der Abstimmung von Baumaßnahmen sowie bei der Beantragung von Fördergeldern unterstützt. „Die Ideen für Projekte selbst kamen aus dem Stadtrat und unserer Bürgerschaft“, erklärt Pötzsch.
Die umzusetzenden Maßnahmen seien dabei eine große Herausforderung gewesen und hätten zugleich viele Mitarbeiterkapazitäten gebunden. „Ich habe die Freundschaftswochen bewusst zur Chefsache gemacht, habe an allen Sitzungsterminen teilgenommen und konnte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als direkter Ansprechpartner dienen”, macht der Oberbürgermeister deutlich, dass nahezu alle Abteilungen der Stadtverwaltung über Jahre hinweg und das parallel zu den alltäglichen Aufgaben mit der Umsetzung der investiven Maßnahmen beschäftigt waren. „Das war ein Kraftaufwand, der uns alle immer wieder an den Rand der Belastungsgrenze gebracht hat. Aber jeder war mit viel Herzblut und großem Engagement bei der Sache. Ich bin stolz und dankbar, so eine starke Mannschaft hinter mir zu wissen!“
Die investiven Maßnahmen
Dass sich am Ende der Aufwand gelohnt hat, das zeigt der Blick auf die umgesetzten investiven Maßnahmen. Dazu zählen die Neugestaltung des Marienplatzes als wichtiger Stadteingang („Eine ganz wichtige Maßnahme, an die man sich Jahrzehnte lang nicht herangetraut hat, aber längst überfällig war!“), die Aufwertung des Rosenthal-Parks zum Sportpark, die Aufwertung der Parkanlage Grafenmühlweiher, der Neubau Theaterplatz, der Neubau eines naturnahen Wasserspielplatzes, die Renaturierung des Selbbachs mit Strand und Kneippbereich, der Neubau eines Bahnhofspark in Selb-Plößberg („Auch an diesem ersten Ortseingang für Bahnreisende hatten wir einen regelrechten Schandfleck!“), der Neubau einer Radwegeverbindung im Zuge derr Vollsanierung der Christoph-Krautheim-Straße und die Errichtung eines ökologischen Ruhebereichs mit Streuobstwiese. „Vieles wäre uns ohne diese finanzielle Unterstützung gar nicht gelungen”, meint Pötzsch. Und in der Umsetzung befindet sich auch noch das neue Stadtquartier am Goetheplatz mit einem Zentralen Omnibusbahnhof, Aufenthaltsflächen wie dem Birkenhain und dem Vaclav-Havel-Platz bis hin zu einem Geschosswohnungsbau. „Dass noch nicht alles fertig ist, das ist nicht so tragisch. Denn auch nach diesen Freundschaftswochen wollen wir weitere grenzüberschreitende Maßnahmen angehen“, so der Oberbürgermeister. Denn zu diesen städtebaulichen Highlights habe dieses Format noch weitere Türen der Unterstützung geöffnet. Das beispielsweise beim Aufstieg im Bayerischen Landesentwicklungsprogramm als gemeinsames Oberzentrum Selb/Asch oder auch die hohe Förderung beim Perlenradweg und weiteren Förderungen bei grenzüberschreitenden Aktionen. Auch der historische Park in Asch sei so mit EU-Mitteln stark unterstützt worden.
„Viele Millionen Euro sind in den letzten Jahren zu uns in die Region geflossen. Es zeigt sich immer wieder: Wenn man gute Ideen hat, bekommt man auch eine angemessene Unterstützung“, verweist Pötzsch darauf, dass es für Selb keine Sonderfördermittel gegeben hatte. „Es wurde sich an den bereits bestehenden Regeltöpfen bedient. Das war eine elegante Lösung, wenngleich natürlich mit vielen Herausforderungen wie unter anderem bei der Antragsstellung verbunden. Aber so war das auch sehr fair anderen Kommunen gegenüber, die folglich finanziell nicht benachteiligt wurden“, konnte so keine eventuelle Neiddebatte aufkommen. Gefördert wurden 90 Prozent aller förderfähigen Kosten, den restlichen Anteil der Kosten trägt die Stadt selbst.
Die eigentlichen Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen
Die „Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen“ waren ursprünglich nur ein Arbeitstitel. Dennoch blieb es nun auch für das Format bei diesem Begriff.
Im Rahmen eines offiziellen Staatsakts am 19. Mai im Rosenthal-Theater, bei dem neben dem Bayerischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder auch der Tschechische Staatspräsident Petr Pavel anwesend sein wird, wird das Veranstaltungssonderformat offiziell eröffnet. „Uns erwarten dann in Selb tolle Veranstaltungen unter der Beteiligung der Bürgerschaft aus Selb und Asch“, freut sich Pötzsch. Er sei überzeugt, dass auch nach den Freundschaftswochen diese noch lange in Erinnerung bleiben werden. „Diese werden für unser Ziel einer Europa-Stadt Selb/Asch eine große Untertsützung sein!“
Neben dem Dank auch an die früheren als auch jetzigen Bürgermeisterkollegen in Asch für die stets gute Zusammenarbeit im Thema ist es dem Rathauschef besonders wichtig, ein großes Dankeschön an die Selber Bürgerinnen und Bürger zu richten. „Ich bedanke mich für Ihre Geduld in den letzten Jahren, wenn es um Verzögerungen und Umwege durch Baustellen geht. Ein bisschen müssen wir noch durchhalten. Ich bedanke mich aber vor allem für Ihren Mut zur Veränderung, denn dieser Mut hat unsere Stadt in den letzten zehn Jahren einen großen Schritt moderner und attraktiver gemacht. Und das werden uns noch die nächsten Generationen danken!“
selb-live.de - Michael Sporer