6.8.2018 - Das Textilunternehmen Trigema will seinen Shop im Rosenthal Outlet Center schließen. „Wir haben unseren Mietvertrag zum 31. Dezember 2018 gekündigt“, bestätigt Wolfgang Grupp, Chef des Bekleidungs-Herstellers, gegenüber selb-live.de. Die
schlechte Lage im Outlet-Center und somit eine aus Trigema-Sicht zu geringe Besucher-Frequenz seien die Beweggründe.
Enttäuscht zeigt sich der mittlerweile 76jährige Unternehmer im Gespräch mit selb-live.de über die Entwicklung in Selb. „Wir haben hier mit unserem Testgeschäft neben dem Hutschenreuther-Werksverkauf begonnen. Da hatten wir eine starke Marke neben uns“, erinnert sich der deutschlandweit bekannte Textilboss. Die vielen Kunden, die eigens wegen dem Porzellan da waren, seien auch in den Trigema-Shop gegangen. Dieser war im Erdgeschoss angesiedelt. „Dann gingen Hutschenreuther und auch Rosenthal pleite, wir waren folglich alleine“, zog man dann nach der Rosenthal-Übernahme durch Sambonet ins neu errichtete Outletshopping-Areal. Aber im Rosenthal Outlet Center vermisse Grupp die einst gute Lage. Im zweiten Obergeschoss ist Trigema hier zu finden. „Diese schlechte Lage kostet uns Kunden und damit auch Umsatz“, ist Grupp überzeugt. Ein ebenerdiger Zugang im Erdgeschoss sei von enormer Bedeutung. Eine Aussage, die auch Patrick Müller seitens der Munitor-Gruppe, Investor am Factory In, bereits immer wieder deutlich machte. „Jede Stufe kostet 10 Prozent Umsatz“, betonte er stets.
„Die Besucher-Frequenz ist für uns in Selb einfach zu gering“, kann Wolfgang Grupp, der 1969 das Unternehmen Trigema mit Sitz in Burladingen in dritter Generation übernahm, mit seinen weiteren Testgeschäften, wie die eigenen Direktverkäufe bezeichnet werden, vergleichen. 45 sind das an der Zahl. Weitere sollen es auch gar nicht werden. Regelmäßig besucht er diese mit seinem Hubschrauber. Erst kürzlich war er auch wieder in der Porzellanstadt zu Gast. „Wir machen in Selb in etwa 600.000 Euro Umsatz im Jahr“, erkennt er mit einem Blick in die Statistiken. „An anderer Stelle machen wir dagegen 1,5 bis 1,7 Millionen Euro Umsatz“, verrät er. Und auch sagt Grupp: „Wir verkaufen dabei unsere Ware zum Händler-Einkaufspreis“, blickt er da neben den Produktionskosten weiter auf Personalkosten und auf den aus seiner Sicht im Outlet-Center hohen Mietpreis, insbesondere natürlich auch bezogen auf die erwähnt schlechte Lage im Center. „Da stehen wir in anderen Städten eben weit aus besser da, können uns in guter und vor allem ebenerdiger Lage da auch viel besser präsentieren“, erklärt er. Meist ist der Textilhändler in Urlaubsorten vertreten, da wo Menschen im Urlaub mehr Zeit zum Einkaufen haben und bereit sind, auch mehr Geld auszugeben.
Die angebotene Ware in den Shops seien weiter keine Überproduktionen des ausschließlich in Deutschland produzierenden Unternehmens. „Wir produzieren am Limit. Es kann also vorkommen, dass wir in Selb Ware haben, die an andere Stelle gefragt ist, aber folglich da fehlt“, sieht man Wachstum nicht etwa in der Erhöhung von Stückzahlen, sondern vielmehr in der Innovation.
Natürlich ist auch der Online-Handel eines der Gründe, weshalb der stationäre Handel stagniere. „Unser Onlinegeschäft wächst jedes Jahr zwischen 15 und 20 Prozent“, kann Trigema auf steigende Umsatzahlen im Internet blicken. Und das mit einem gravierenden Unterschied zu den Testgeschäften. „Hier verkaufen wir bekanntlich zum Händler-Einkaufspreis, also in etwa der halbe Preis von der unverbindlichen Preisempfehlung, die in unserem Online-Handel bestand hat“, erklärt Wolfgang Grupp,
Als „überaus nett und zuvorkommend“ bezeichnet der Textil-Unternehmer die jüngst geführten Gespräche mit Frank Kaiser, dem Head of Store Division der Rosenthal GmbH, als er die Kündigung des Mietvertrages ausgesprochen habe. Auch sei ihm zugesichert worden, dass er die Kündigung bis Oktober noch zurückziehen könne. „Das habe ich unter den aktuellen Umständen allerdings nicht vor“, scheint Grupp im Gespräch mit selb-live.de allerdings keineswegs davon abgeneigt zu sein, dass man bei etwaigen Veränderungen „noch einmal drüber sprechen kann!“
Wie Rosenthal bereits im Mai in einer Presseerklärung mitteilte, ist eine große Erweiterung des Outlet-Centers, das im Jahr rund 250.000 Kunden zählt, geplant. Zahlreiche Anfragen von potentiellen neuen Mietern würden vorliegen, die das Angebot des Outlet Centers bereichern und in die gewachsene Struktur und das authentische Fabrikambiente passen sollen. Die Mieterakquise konzentriere sich auf hochwertige Marken im Bereich Food, Accessoires und Mode.
selb-live.de – Michael Sporer