7.11.2025 - Gut gefüllt war die Schulturnhalle der Grundschule Erkersreuth zur Informationsveranstaltung der Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM). Darunter Anwohnerinnen und Anwohner, interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Stadträte aus den Fraktionen. ESM-Geschäftsführer Mathias Jakob und ESM Geschäftsbereichsleiter Felix Langnau, der das Projekt leitet.
Auch Mitarbeiter des Planungsbüros SPCTRM Engineering GmbH aus Marktredwitz und ein Mitarbeiter des Bauamtes aus Selb standen zu Fragen rund um den geplanten Solarpark an der Ortsverbindungsstraße von Erkersreuth entlang zwischen Mühlbach und dem Laubbühl zur Verfügung.
Die mögliche Erstellung des Solarparks sorgte bereits für rege Diskussionen in den sozialen Medien. Nachdem der Selber Stadtrat im September dem Bauvorhaben zugestimmt hat und somit den Grundstein für die Erstellung eines Bebauungsplanes und den Beginn der Bauleitplanung eingeleitet hatte, wurden verschiedenste Meinungen und Ansichten kundgetan. „Ich selbst bin auch ein Freund der sozialen Medien, eröffnete Mathias Jakob nach seiner Begrüßung und hoffe, dass sich heute auch viele der Online-User unter den Anwesenden befinden. In einem persönlichen Gespräch lässt sich das Für und Wider eines Solarparks eher erörtern als auf einer Onlineplattform und er freue sich auf alle Fragen“.
Anwesend war auch der Hauptflächeneigentümer Martin Goldschald aus Erkersreuth. Er hatte das Projekt bereits 2024 angestoßen und eine Einspeiseanfrage beim vorgelagerten Netzbetreiber, der Bayernwerk AG gestellt sowie eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung (saP) in Auftrag gegeben. Die Einspeiseanfrage über eine Leistung von 8 Megawatt wurde positiv entschieden, auch die über eine Vegetationsperiode durchgeführte saP ist abgeschlossen.
Warum ist die ESM Kooperationspartner bei diesem Projekt?
Als Energieversorger nur noch Strom und Gas zu verkaufen und Netze zu betreiben reicht in Zukunft nicht mehr aus. Wir wollen einen ganzheitlichen Lösungsansatz verfolgen und das Potenzial nutzen, das hier vor Ort ist. So können wir in Zukunft unabhängiger von externen Strom- oder Gasimporten werden. Die ESM befindet sich deshalb momentan auf dem Weg vom reinen Energieversorger zum „Energie Zukunftsgestalter“. Zukunft heißt auch, wir werden neue Geschäftsfelder erschließen. Mit dem Bau der Windkraftanlagen in Vielitz wurde 2015 der Grundstein gelegt. „Doch für die Zukunft stehen für die ESM im Landkreis Wunsiedel weitere Projekte, sei es in der nachhaltigen Energieproduktion, Speicherung und Verwendung oder in der kommunalen Wärmeplanung zur Umsetzung an“, so Jakob. Für Projekte wie hier in Erkersreuth interessieren sich auch bundesweit agierende Investoren. „Wir haben es selbst in der Hand, ob wir die Wertschöpfung in der Region belassen oder sie aus der Hand zu geben“, gab Jakob zu bedenken.
Vorstellung des Projektes
In einer rund 20-minütigen Präsentation des Projekts mit näheren Informationen zur Lage des Solarparks, mit Abstandsflächen zu Bebauungen und baurechtlichen Informationen gab es nun die Möglichkeit für Fragen aus dem Plenum. Dies wurde auch aktiv genutzt.
Blendet der Solarpark?
„Ich wohne am Laubbühl mit wunderschöner Sicht auf diesen Berg und ich möchte eigentlich nicht auf meinem Balkon geblendet werden“, so die Anwohnerin. Dazu Felix Langnau von der ESM: „Zur gesamten Genehmigungsphase gehört auch ein sogenanntes Blendgutachten. In einer Simulation wird getestet, ob bei bestimmten Sonnenständen Wohnbebauungen geblendet werden. Ist dies der Fall, werden sogenannte blendfreie Module verwendet, um optische Störeinflüsse auszuschließen.
Können Tiere weiterhin das eingezäunte Areal kreuzen?
Aus Sicherheitsgründen wird das Areal eingezäunt. Es ist jedoch geplant, dass der Zaun mindestes 15 bis 20 Zentimeter vom Boden aus freibleiben wird, um bodennahen Lebewesen den Durchgang zu ermöglichen. Ebenso wird innerhalb des Areals die Haltung von Schafen angedacht.
Welche Auswirkungen hat der Park auf Flora und Fauna?
In dem Areal wird es keinen Kahlschlag geben. Auch ein kleines vorhandenes Biotop bleibt erhalten. Ein Durchgangskorridor für die dort lebenden Amphibien wird ebenso beibehalten, um die Artenvielfalt zu schützen und eventuell noch zu vermehren.
Strom statt Brot?
Auf den Flächen, auf denen der Solarpark entstehen soll, wurden in den vergangenen rund 20 Jahren überwiegend Energiepflanzen für eine Biogasanlage angepflanzt und geerntet. Sie wurden somit nicht für eine Lebensmittelproduktion genutzt. Zur Effizienz von Energiepflanzen oder Photovoltaik gab Martin Goldschald Auskunft: „Mit dem Mischertrag pro Hektar Fläche lassen sich rund 30.000 Kilowattstunden Strom und die gleiche Menge Wärme in einer Biogasanlage produzieren, je nachdem, ob ein Wärmekonzept vorhanden ist oder nicht.“ Der Solarpark mit einer geplanten Größe von rund acht Megawatt Peak wird rund neun Millionen Kilowattstunden erzeugen. Also ein Vielfaches dessen, was durch eine Biogasanlage an Energie erzeugt werden kann.
Warum PV-Anlagen auf Grünflächen und nicht auf Dächern oder Parkplätzen?
Industriebauten oder auch öffentliche Gebäude sind aufgrund statischer Gegebenheiten nicht immer für den Aufbau von PV-Modulen geeignet. Hier werden zusätzliche Schnee- und Windlasten mit einberechnet. Die benötigten Ballastierungen, die unter den Modulen verbaut werden müssen überschreiten oft die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion. Das Angebot von Parkplätzen die überdacht werden könnten, sei es bei Einkaufszentren oder auch bei Industrie- und Gewerbebetrieben, ist riesig. Doch sind die Gestehungskosten geschätzt mindestens doppelt so hoch wie auf einer unbebauten Freifläche. Das macht die erzeugte Energie wesentlich teurer und letztendlich benötigt man ja auch Käufer dafür.
Ist eine Bürgerbeteiligung bei dem Projekt geplant?
Wie auch schon beim Bau des Windparks in Vielitz ist eine Bürgerbeteiligung geplant. Eine unverbindliche Vormerkung lässt sich jetzt schon auf der Homepage der ESM ausfüllen.
Wer nimmt die erzeugte Energie des Solarparks ab?
Die ESM erstellt die Anlage primär nicht, um den erzeugten Strom in das Übertragungsnetz einzuspeisen, um hier eine Vergütung zu erhalten, die relativ gering ist. Der Strom soll im
eigenen ESM-Netz als Grünstromprodukt an Haushalte, Industrie- und Gewerbebetriebe vermarktet werden. Wenn ein Industriebetrieb sich an ein Direktkabel an die PV-Anlage anbinden lässt, entfallen auch entsprechende Netzentgelte sowie gesetzliche Umlagen. Diese Möglichkeit besteht bis zu einem Radius von 4,5 Kilometern und mit einer Anschlussleistung von bis zu 2 Megawatt. Hierzu ist die ESM bereits in Gesprächen mit Interessenten.
Hat die ESM vor, weitere angrenzende Flächen für PV-Anlagen zu nutzen?
Aktuell ist hier keine Erweiterung geplant. Die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung ist nur für die aktuelle Planung ausgelegt. Es ist selbstverständlich eine interessante Überlegung, da bestimmte Fixkosten entstehen, egal wie groß die Anlage wird. Was weiterhin dagegensteht, ist das Nadelöhr zur Einspeisung des Stroms über das Umspannwerk des Bayernwerkes. Hier sind die Kapazitäten in Selb, wie auch in Marktredwitz nahezu erschöpft. Die Umspannwerke sollen erst in den kommenden Jahren modernisiert werden, um dann auch leistungsfähiger ausgelegt zu sein.
Ist ein Batteriespeicher geplant?
Batteriespeicher, die, wie der Name schon sagt, nur die Spitzen bei der Solarproduktion speichern können, gehören eigentlich schon der Vergangenheit an. Ein heutiger Speicher wird wesentlich vielseitiger ausgelegt. So zum Beispiel Strom aus dem Übertragungsnetz zu speichern, wenn er sehr günstig ist, und ihn bei teuren Bezugszeiten wieder an die Verbraucher abzugeben. Auch können Speicher die vorgelagerten Netze zur Beibehaltung einer stabilen Netzfrequenz unterstützen.
Nach Abschluss der zahlreichen Fragen aus dem Publikum bedankte sich Mathias Jakob bei dem Publikum für den offenen und vor allem sachlichen Dialog. An das Selber Rathaus richtete er den Wunsch nach einer zügigen Umsetzung der Baugenehmigung. Auch den anwesenden Stadträten dankte er für den breiten Konsens bei diesem Projekt.
selb-live.de – Presseinfo ESM