12.11.2025 - Die Stadt Selb geht mit gutem Beispiel voran: Mit der neuen Initiative „Deine Stadt. Dein Schaufenster.“ will die Stadtverwaltung gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Kultur, Bildung und Gesellschaft neue Wege beschreiten, um die Innenstadt lebendiger, kreativer und sichtbarer zu machen.
Im Rahmen eines Pressetermins im Rathaus stellten Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch und Wirtschaftsförderer Rainer Rädel das Projekt vor, das sowohl für lokale Betriebe, Vereine und Künstlerinnen als auch für Immobilieneigentümer und Besucherinnen der Stadt eine Win-win-Situation schaffen soll.
„Wir haben im Prinzip die Antwort auf die Veränderung der Innenstädte“, erklärte Oberbürgermeister Pötzsch zum Auftakt. „Das Projekt kann für Städte und Gemeinden tatsächlich eine Blaupause sein, wenn man will.“
Antwort auf den Wandel der Innenstädte
Wie viele Städte steht auch Selb vor der Herausforderung des Strukturwandels in den Innenstädten. Veränderte Handelsformen, das geänderte Konsumverhalten und die zunehmende Bedeutung von Onlinehandel haben das Gesicht vieler Stadtzentren verändert. Schon seit 2017 beschäftigt sich Selb im Rahmen eines Masterplanprozesses intensiv mit der Frage, wie die Innenstadt in Zukunft aussehen kann.
Pötzsch dazu: „Wir wissen, dass sich unsere Innenstädte im Wandel befinden – weg von klassischen Handelsflächen hin zu einem Mix aus Gastronomie, Dienstleistungen, Wohnen und gezieltem Einzelhandel. Wir möchten diese Entwicklung aktiv gestalten – nicht nur abwarten.“
Genau hier setzt das neue Projekt an: Leerstehende Schaufenster und Geschäftsräume sollen als kreative Werbe- und Präsentationsflächen genutzt werden. Für eine geringe monatliche Miete von 50 Euro pro Schaufenster können interessierte Teilnehmende dort ihre Produkte, Dienstleistungen, Ideen oder Projekte vorstellen – vom Pop-up-Schaufenster bis hin zu künstlerischen Installationen oder Vereinsinformationen.
Von der Idee zum professionellen Konzept
Der Grundgedanke ist dabei nicht neu – vielmehr hat das Projekt seine Wurzeln bereits im Jahr 2011, als Ulrich Pötzsch, damals noch Stadtrat, die sogenannte „Schaufenstervermietung“ ins Leben rief.
„Damals war das alles im Ehrenamt, neben meiner Tätigkeit als Fahrlehrer“, erinnert sich Pötzsch. „Das Projekt lief erfolgreich. Jetzt war es an der Zeit, die Idee zu professionalisieren und in ein neues, modernes Konzept zu überführen.“ Weiter erklärt er: „Heute haben wir Verträge, Strukturen und eine städtische Koordinationsstelle. Das Ganze läuft nun professionell über das Amt für Wirtschaftsförderung“, betont Pötzsch.
Ein Schaufenster für Ideen, Produkte und Engagement
Die Aktion richtet sich an ein breites Spektrum an Interessierten: Unternehmen, Dienstleister, Vereine, soziale Einrichtungen, Künstlerinnen und Künstler, Bildungseinrichtungen, Start-ups und Initiativen können teilnehmen – ganz gleich, ob sie aus Selb selbst oder aus der Region stammen.
„Die Idee ist bewusst offen gehalten“, erläutert Wirtschaftsförderer Rainer Rädel. „Wir möchten Kreativität ermöglichen und die Vielfalt sichtbar machen. Start-ups, die noch am Anfang stehen, können etwa ihre Geschäftsidee vorstellen, bevor sie sich an ein eigenes Ladenlokal wagen. Vereine können auf ihr Engagement aufmerksam machen, Künstlerinnen ihre Werke zeigen oder Schulen Projekte präsentieren.“
Das Projekt soll dabei nicht nur Werbeflächen schaffen, sondern Menschen, Ideen und Räume zusammenbringen.
„Wenn jemand durch die Innenstadt läuft und immer wieder neue, ansprechende Schaufenster entdeckt, entsteht Interesse – man bleibt stehen, schaut hin, informiert sich. So entsteht Bewegung in der Stadt“, so Pötzsch. „Das ist genau das, was wir wollen.“
Win-win-Situation für alle Beteiligten
Auch Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer profitieren von der Aktion. Zum einen erhalten sie eine kleine Miete, beispielsweise zur Deckung der Nebenkosten, zum anderen wird ihre Immobilie optisch aufgewertet und gepflegt. „Der Werbende kümmert sich um das Schaufenster, hält es sauber. Das ist für Eigentümer durchaus attraktiv“, so Pötzsch.
Darüber hinaus kann die Schaufensternutzung auch ein Türöffner für langfristige Mietverhältnisse werden: „Wenn Eigentümer und Interessent erst einmal miteinander in Kontakt kommen, entsteht Vertrauen“, erklärt Pötzsch. „Vielleicht wird aus dem Schaufenster später ein ganzer Laden – das ist schon mehrfach passiert.“
Rädel ergänzt: „Das ist hier ein ganz bewusst niedrigschwelliges Angebot. Wer aber den Schritt weiter gehen will, kann das natürlich tun. Wir sehen darin großes Entwicklungspotenzial.“
21 Schaufenster zum Start – mit wachsender Tendenz
Zum Start stehen bereits 21 Schaufensterflächen in der Selber Innenstadt zur Verfügung. „Die Zahl ist steigend“, sagt Pötzsch. „Durch die Berichterstattung werden sicherlich weitere Eigentümer auf uns zukommen, die Leerstände auf diese Weise sinnvoll nutzen möchten.“
Der Fokus liegt zunächst auf der zentralen Innenstadt mit hoher Sichtbarkeit und Passantenfrequenz. „Das schließt aber andere Lagen keineswegs aus“, betont Rädel. „Wenn sich Eigentümer oder Interessenten aus anderen Stadtbereichen melden, kann das Konzept dort ebenso umgesetzt werden.“
Baustein im Rahmen der Innenstadtentwicklung
Das Projekt ist dabei Teil einer größeren Strategie zur nachhaltigen Stadtentwicklung. Pötzsch: „Es ist ein Baustein im Rahmen der Transformation der Innenstadt. Wir halten weiterhin an großen Themen fest – von der ‚Neuen Mitte‘ bis hin zur Verbindung zwischen Innenstadt und den Outlet Centern, die jährlich rund 350.000 Besucherinnen und Besucher nach Selb bringen. Unser Ziel ist, diese Ströme miteinander zu verbinden und die Innenstadt weiter zu stärken.“
Gerade weil Selb bereits spürbare Fortschritte gemacht habe – etwa mit neuen gastronomischen Angeboten, Wohnprojekten und innovativen Dienstleistungsbetrieben – sei jetzt der richtige Zeitpunkt, um auch den Leerstand kreativ zu bespielen.
„Wir wollen in der Übergangsphase nicht warten, sondern gestalten“, so der Oberbürgermeister. „Das Schaufensterprojekt ist ein Zeichen dafür, dass Selb auch hier wieder mit gutem Beispiel vorangeht.“
Kontakt und Teilnahme
Interessierte Eigentümerinnen und Eigentümer sowie potenzielle Nutzerinnen und Nutzer können sich ab sofort an die Wirtschaftsförderung der Stadt Selb wenden. Ansprechpartnerin ist Ann-Kathrin Bösl-Neupert: Telefon: +49 (0)9287 883 196, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um dabei zu sein“, sagt Pötzsch abschließend. „Wir schaffen mit ‚Deine Stadt. Dein Schaufenster.‘ einen Mehrwert für die Innenstadt, für die Stadt insgesamt – und hoffentlich eine Idee, die auch andere Kommunen inspiriert.“
selb-live.de – Michael Sporer