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reformation erkersreuth 112512.11.2025 – Dass es am Freitagabend in der Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth einen besonderen Gottesdienst geben würde, war schon optisch schnell klar. Den Altar schmückten zwei orthodoxe Ikonen – eine mit den drei Kirchenväter Basilius dem Großen, Johannes Chrysostomus und Gregor von Nazianz, eine mit den Aposteln Petrus und Paulus; auf der Kanzel stand ein dicker Schmöker: die „Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche“, auf der Empore wiederum waren Kirchenmusikdirektorin Constanze Schweizer-Elser an der Orgel und der Posaunenchor musikalisch zugange. 

Der Festgottesdienst der Kirchengemeinde Erkersreuth zum Reformationstag widmete sich dem Thema „Die Reformation und die Kirchenväter“ und der Frage, welche Verbindung die Reformation zur Theologie in der Antike hatte und ob die Reformatoren eine „neue Lehre“ vertreten haben. Pfarrer Dr. Jürgen Henkel beleuchtete dies in seiner Themapredigt.

Der Posaunenchor unter der Leitung von Constanze Schweizer-Elser steuerte schmissige Musik bei und erntete am Schluss viel Applaus bei den fast 60 Gottesdienstbesuchern, genauso die Dekanatskantorin selbst an der Orgel. Am Gottesdienst wirkte auch Pfarrerin Daniela Schmid mit, die der Bayerischen Landessynode angehört. Sie trug die Lesung des Tages aus dem Matthäus-Evangelium vor. Musikalisch gab es „viel Luther“, wie Pfarrer Henkel bereits in der Begrüßung ankündigte, von dessen Liedern „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ und „Ein feste Burg ist unser Gott“ bis zum gesungenen Fürbittgebet in Form der „Großen Litanei“ - Luthers eindrücklicher Übersetzung und Vertonung einer mittelalterlichen Litanei.

Pfarrer Henkel betonte in seiner Predigt: „Manche evangelische Christen leben ja in dem Bewusstsein, dass die Zeit Jesu, der Jünger und Apostel sowie der Urgemeinde und die viel spätere Zeit von Martin Luther und Philipp Melanchthon im 16. Jahrhundert ein ‚garstiger Graben‘ trennt. Dazwischen war da eine tiefe dunkle Zeit: die Antike und das angeblich so finstere katholische Mittelalter.“

Dass es im Mittelalter wie schon in der Antike großartige Theologen wie Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin gegeben habe, werde in den protestantischen Kirchen gerne reformation erkersreuth 11252vergessen. Die Wahrnehmung des Epochenwechsels zur Reformation umschrieb der Ostkirchenexperte mit den Worten: „Dann kam die Reformation wie eine Erleuchtung, wie ein helles Licht in die Finsternis dieser Welt und der Katholischen Kirche, die in ihren Dogmen und ihrem Papsttum gefangen war. Die Reformation mit ihrer scheinbar neuen Lehre brachte die Befreiung aus der Gefangenschaft unter Rom und den Papst und ließ das Christentum neu erstehen und aufblühen.“

So hätten viele in der evangelischen Kirche und Theologie lange gedacht. Henkel fragte: „Ist das auch richtig so? Und haben die Reformatoren wirklich eine neue Lehre vertreten? Mitnichten.“ Er betonte die Kontinuität der christlichen Lehre seit der Antike und begründete dies unter anderem mit dem gemeinsamen Glaubensbekenntnis von Nizäa und Konstantinopel, das für alle Christen, Gemeinden und Kirchen verbindlich sei. „Dieses Bekenntnis ist wie das lutherische Augsburger Bekenntnis von 1530 in unserem Gesangbuch abgedruckt.“

An Zitaten aus dem Dokument „Katalog der Zeugen“ aus den „Lutherischen Bekenntnisschriften“ legte Pfarrer Henkel dar, wie sehr sich die Reformatoren etwa in der Christologie – der theologischen Lehre zu Person und Werk Jesu Christi – auch auf Theologie und Werke der Kirchenväter beziehen. „Auf den 35 Seiten dieses ‚Katalogs‘ sehen wir rasch, wie viel uns mit den Kirchenvätern verbindet. Es geht dabei vor allem um unseren Glauben an Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen. Das schenkt uns die Erkenntnis, dass auch wir als Evangelische Kirche und als lutherische Christen auf der Grundlage der Kirchenväter stehen und auf dieser Grundlage sogar glauben.“

Der evangelische Glaube und auch das lutherische Bekenntnis hätten im Blick auf das Glaubensbekenntnis keine Abweichung und keine neue Lehre dargestellt. „Die Botschaft der Reformatoren und unser christlicher Glaube im lutherischen Bekenntnis haben die Heilige Schrift als Wort Gottes, die gemeinsamen Glaubensbekenntnisse der Alten Ungeteilten Kirche und die große Theologie der heiligen Kirchenväter zur Grundlage. Das Leben und Werk Jesu Christi in Wort und Tat und die Predigt der Apostel sind unser Fundament im Glauben. Und die Kirchenväter und das Glaubensbekenntnis der Alten Kirche sind das Erdgeschoß, auf dem die ganze spätere Kirche und Theologie aufbaut, auch unsere Lutherische Kirche.“

reformation erkersreuth 11251selb-live.de – Presseinfo