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esm selb 052027.5.2020 – „Alles neu macht der Mai“ gilt in diesem Jahr für das Wasserwerk Oberweißenbach. Die Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM) hat dort mit den Umbauarbeiten für die neue Trinkwasseraufbereitung begonnen. „Unser Ziel lautet, auf die Beigabe von Chlor im Trinkwasser bis Ende 2020 verzichten zu können. Wir befinden uns nun auf der Zielgeraden“, sagt Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der ESM.

Nach dem Umbau des etwas kleineren Wasserwerks in Reichenbach im vergangenen Jahr steht nun die Oberweißenbacher Anlage im Fokus. Dort können pro Stunde bis zu 140.000 Liter Trinkwasser aufbereitet werden. „Um die Sicherheit des Lebensmittels Trinkwasser zu gewährleisten, fügen wir im Rahmen der Vorgaben aus der Trinkwasserverordnung bisher eine geringe Menge Chlor für die Desinfektion hinzu“, erläutert ESM-Betriebsingenieur und Projektleiter Christian Fischer. Künftig verzichtet die ESM auf die chemische Aufbereitung, „stattdessen reinigen wir das Wasser unter anderem über die Ultrafiltration und desinfizieren anschließend mit UV-Licht“, führt er aus. Klaus Burkhardt veranschlagt die Kosten für den Umbau in Oberweißenbach mit rund 250.000 Euro: Sauberes Trinkwasser ist ein hohes Gut, deshalb investieren wir allein in die Modernisierung unserer Selber Wasserwerke insgesamt etwa eine halbe Millionen Euro.“ Die Arbeiten sind von langer Hand geplant: „Während der Bauphase herrschen derzeit noch strengere Sicherheitsauflagen zum Schutz der Arbeitenden, als es ohnehin im sensiblen Bereich des Wasserwerks der Fall ist“, informiert der ESM-Chef im Hinblick auf das aktuelle Infektionsgeschehen in Deutschland. Durch den hohen Automatisierungsgrad in Förderung und Aufbereitung sei die Qualität des Trinkwassers unabhängig von den Bauarbeiten grundsätzlich gut geschützt.

Während des gesamten Umbaus läuft das Wasserwerk weiter. „Die einzelnen Arbeitsschritte müssen deshalb optimal aufeinander abgestimmt sein“, erläutert Christian Fischer. Um Platz zu schaffen für die zwei neuen Bauteile - Ultrafiltration und UV-Behandlung - werden andere Anlagenteile umziehen. Zunächst wird die Chlorungsanlage abgebaut. An ihre Stelle rückt dann das Spülluftgebläse, das für die Reinigung der Rieselfilter gebraucht wird. Letztere sind dafür zuständig, das Rohwasser zu entsäuern und von Eisen und Mangan zu befreien. Damit entsteht der notwendige Platz für die neue Aufbereitungsanlage im Rohrkeller des Wasserwerks. Während der gesamten Umbauphase stellt die ESM die Qualität des Trinkwassers mit einer mobilen Desinfektionsanlage sicher. Diese kann auch künftig im Notfall flexibel eingesetzt werden. „So erhöhen wir die Versorgungssicherheit für unser Trinkwasser. Darüber hinaus sind die neuen Anlagen redundant, also doppelt, aufgebaut“, verweist der Betriebsingenieur auf die hohen Standards beim kommunalen Wasserversorger.

esm selb 05202Beim Umbau arbeiten die Fachleute der ESM Hand in Hand mit den Mitarbeitern der beauftragten Fachfirmen. Um Lieferung und Einbau der sensiblen Reinigungstechnik kümmert sich die Selber Firma Hydrotec, mit der die ESM beim Umbau in Reichenbach bereits gut zusammengearbeitet hat. „Nach Ausschreibung und Vergabe liefen die weiteren Planungen und Gespräche durch die Corona-Lage nicht wie gewöhnlich ab. Weil wir bereits eingespielt sind, konnten wir auf persönliche Treffen weitgehend verzichten“, erzählt Christian Fischer. Die ESM vergibt Aufträge an lokale Unternehmen, wann immer es möglich ist. „Damit tragen wir zur Wirtschaftskraft in der Region bei. In dieser besonderen Situation hat das zusätzliche Vorteile“, ergänzt Klaus Burkhardt. Läuft alles nach Plan, werden die Arbeiten voraussichtlich im Herbst abgeschlossen sein. „An uns soll es nicht liegen, jedoch können wir Lieferzeiten für das spezielle Material durch die Corona-Lage ebenso wenig abschätzen wie die Verfügbarkeit von Fachpersonal für den Anschluss an die bestehende Regelungstechnik“, schließt er.

 

Hintergrundinformationen: Wasserwerk Oberweißenbach

o Das geförderte Wasser wird im Werk zunächst in einem Zwischenbehälter gesammelt. Von dort fördern zwei Pumpen das Wasser in einen Riesler. Dadurch wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Anschließend durchläuft es die Entsäuerung, bestehend aus zwei parallel arbeitenden Filtern. Mit Jurakalk als Filtermaterial wird Kohlensäure entfernt, die auf Dauer die Rohrleitungen angreifen könnte. Ebenfalls werden Eisen und Mangan entfernt, die Geschmack und Aussehen des Wassers beeinträchtigen können.

o Bisher gelangte das Wasser anschließend unter Zugabe von Chlor in den Reinwasserbehälter, von dort aus wurde es zu den verschiedenen Hochbehältern gepumpt und ging anschließend in das Leitungsnetz.

o Künftig durchläuft das Wasser, nachdem es entsäuert wurde, die neue Filteranlage. Kern der Ultrafiltrationsanlage sind 28 spezielle Membranen. Sie bestehen aus hunderten kleiner Filterröhrchen, durch die das Wasser gepresst wird. Durch diesen Kniff hat jede einzelne Membran eine Filteroberfläche von etwa 60 Quadratmetern. An der rauen Oberfläche der Röhrchen lagern sich ultrakleine Schwebstoffe an, die bei der regelmäßigen Spülung entfernt werden. Nach der Ultrafiltration wird das Wasser mithilfe von UV-Licht desinfiziert, das unerwünschte Mikroorganismen abtötet. Erst dann gelangt es in den Reinwasserbehälter und später ins Rohrnetz.

o Für die Reinigung der Filtermembrane kann auf den Einsatz von Chemikalien verzichtet werden, die Reinigung erfolgt nur mit Wasser durch Impulsrückspülung. Unter Druck fließt es umgekehrt hindurch; mögliche Ablagerungen lösen sich. Das Wasser wird dann ausgeleitet. Alle ein bis zwei Jahre steht zusätzlich eine Regenerierung der Membranen an.

esm selb 05201selb-live.de – Presseinfo ESM