21.11.2019 – Es ist geschafft: In den vergangenen Monaten hat die Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM) das Wasserwerk in Reichenbach bei laufendem Betrieb modernisiert. „Unser Ziel lautet: chlorfrei bis Ende 2020. Dazu stellen wir die Wasseraufbereitung in beiden Wasserwerken für Selb auf ein natürliches Verfahren um, das mit Licht und speziellen Filtern reinigt“, erläutert Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der ESM.
In Reichenbach ist die Umstellung nun abgeschlossen. Seit Montag (18. November) tut eine hochmoderne Ultrafiltrationsanlage gemeinsam mit einer UV-Anlage ihren Dienst im Wasserwerk nördlich von Selb. „Wir werden die Chlorbeigabe in zwei Schritten reduzieren“, erläutert ESM-Betriebsingenieur Christian Fischer, der das Projekt beim kommunalen Versorger betreut. „Und wir beginnen damit, die zugefügte Menge um ein Drittel zu verringern. Das werden einige Einwohner bereits bemerken“, fügt er ergänzend hinzu. Ein enges Monitoring stellt die einwandfreie Wasserqualität sicher. Voraussichtlich noch vor Weihnachten gehört die Zugabe von Chlor in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt im Wasserwerk Reichenbach der Vergangenheit an. Für die neue Wasseraufbereitung ohne Zusätze hat die ESM insgesamt rund 250.000 Euro investiert, für Oberweißenbach plant der Wasserversorger eine ähnlich hohe Summe ein. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits parallel, voraussichtlich im Frühsommer starten dort die Arbeiten.
Beim Lebensmittel Nummer eins mache die ESM keine Kompromisse: „Wir versorgen rund10.000 Haushalte und Betriebe in der Region mit hochwertigem und sauberem Trinkwasser“, informiert Klaus Burkhardt. Auch wenn in Reichenbach künftig nicht mehr chemisch, sondern mit Hilfe von Filtern und UV-Licht desinfiziert wird, muss die Sicherheit des Lebensmittels zu jeder Zeit gewährleistet sein. Bereits nach der Ultrafiltration ist das Wasser so rein, dass es trinkbar ist. „Die nachgeschaltete UV-Anlage reinigt zusätzlich, außerdem ist sie redundant, also doppelt aufgebaut. So sind wir immer auf der sicheren Seite“, informiert Klaus Burkhardt. Auf diese Weise kann die ESM sicherstellen, dass stets einwandfreies Wasser das Werk verlässt. „Dazu hat sich auch das Gesundheitsamt des Landratsamts Wunsiedel konstruktiv und frühzeitig ins Projekt eingebracht“, betont er. Sollte im kilometerlangen Verteilnetz zu den Endverbrauchern doch mal eine Verunreinigung auftreten, kann die ESM mit einer mobilen Desinfektionsanlage punktuell und zielgerichtet dagegen vorgehen.
Bereits im Frühjahr 2019 hatte die ESM mit Vorarbeiten im Wasserwerk Reichenbach begonnen. Über den Sommer bezogen die Anlagen im Keller ihre Position, sie wurden millimetergenau durch das enge Treppenhaus manövriert. „Seit Mitte Oktober läuft alles im Probebetrieb, also ohne Anbindung an das Trinkwassernetz“, erläutert Christian Fischer. „Auf diese Weise haben wir die Komponenten optimal aufeinander eingestellt.“ Im Zentrum stand dabei das Zusammenspiel zwischen bestehender Aufbereitungsanlage und neuer Reinigungstechnik: Denn das vorgereinigte Wasser wird ‒ nachdem es den Rieselfilter und die Entsäuerung durchlaufen hat ‒ mit Druck durch die Membrane der Ultrafiltrationsanlage gepumpt. „Um die Leistung der Entsäuerungsanlage nicht zu beeinträchtigen, dürfen wir immer nur so viel Wasser entnehmen, wie gerade am Ausgang zur Verfügung steht; nicht mehr und nicht weniger“, informiert Christian Fischer. Dazu bedarf es einer exakten Steuerung, denn die Förderleistung des Wasserwerks schwankt täglich, je nach aktuellem Bedarf in Selb. Bis zu 100 Kubikmeter Wasser können in der Anlage in Reichenbach pro Stunde gefördert und gereinigt werden. Aktuell verlassen rund 70 Kubikmeter Wasser stündlich das Werk; das entspricht rund 440 Badewannenfüllungen. Überwacht werden Förderung und Aufbereitung zentral aus der ESM-Netzleitstelle heraus, dort haben die Experten rund um die Uhr alle technischen Anlagen im Blick.
Hintergrundinformationen: Wasserwerk Reichenbach
Das Wasserwerk Reichenbach bereitet Wasser aus dem Gewinnungsgebiet Lauterbach-Reichenbach auf und speichert es im Hochbehälter Erkersreuth.
Das Wasser stammt aus fünf Tiefbrunnen und drei Quellfassungen.
Die letzte umfassende Modernisierung und Erweiterung war im Jahr 1995.
Das Wasser hat den Härtebereich „weich“, also weniger als 1,5 Millimol Kalziumkarbonat je Liter.
Von Reichenbach wird das Versorgungsgebiet „Selb-Ost“ versorgt: Die Region umfasst das Gebiet etwa östlich einer gedachten Linie von Reichenbach bis Christian-Höfer-Ring, einschließlich der Ortsteile Wildenau, Lauterbach, Prex, Buchwald, Längenau und Silberbach.
So funktioniert die Aufbereitung: Das geförderte Wasser wird im Werk zunächst in einem Zwischenbehälter gesammelt. Von dort fördern zwei Pumpen das Wasser in einen Riesler. Dadurch wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Anschließend durchläuft es die Entsäuerung, bestehend aus zwei parallel arbeitenden Filtern. Jeder einzelne hat ein Reaktionsvolume von 7,6 m³. Dadurch wird aggressive Kohlensäure entfernt, die auf Dauer die Rohrleitungen angreifen könnte.
Bisher gelangte das Wasser anschließend unter Zugabe von Chlor in den Reinwasserbehälter, von dort ging es ins Leitungsnetz Richtung Erkersreuth. Jetzt durchläuft das Wasser, nachdem es entsäuert wurde, die neue Filteranlage. Kern der Ultrafiltrationsanlage sind 20 spezielle Membranen. Sie bestehen aus hunderten kleiner Filterröhrchen, durch die das Wasser gepresst wird. Durch diesen Kniff hat jede einzelne Membran eine Filteroberfläche von etwa 60 Quadratmetern. An der rauen Oberfläche der Röhrchen lagern sich ultrakleine Schwebstoffe an, die bei der regelmäßigen Spülung entfernt werden. Nach der Ultrafiltration wird das Wasser mithilfe von UV-Licht desinfiziert, das unerwünschte Mikroorganismen abtötet. Erst dann gelangt es in den Reinwasserbehälter und später ins Rohrnetz. Für die Reinigung der Filtermembrane werden diese mit Wasser gespült: Unter Druck fließt es umgekehrt hindurch; mögliche Ablagerungen lösen sich. Das Wasser wird dann ausgeleitet. Alle ein bis zwei Jahre steht zusätzlich eine Grundreinigung an.
selb-live.de – Presseinfo ESM