2.10.2019 – Kein Chlor mehr im Selber Trinkwasser bis 2020: Dieses Ziel hat sich die Energieversorgung Selb-Marktredwitz GmbH (ESM) auf die Fahnen geschrieben. Einen entscheidenden Schritt vollzieht der Wasserversorger gerade im Wasserwerk in Reichenbach: In den vergangenen Wochen ist dort eine Ultrafiltrationsanlage eingezogen.
Sie reinigt das geförderte Rohwasser künftig mit Hilfe von speziellen Filtern und UV-Licht, das desinfizierend wirkt. Bis es so weit ist, dauert es noch ein paar Wochen, der erste Bauabschnitt ist allerdings bereits fertig. „Die Komponenten stehen schon an ihrem Bestimmungsort, die Rohrleitungen sind gebaut. Wenn die Filtermembranen eingebaut sind, starten wir den Probebetrieb“, erläutert Christian Fischer, Betriebsingenieur für den Bereich Wasser bei der ESM. Dazu muss in den kommenden Wochen auch zusätzliche Mess- und Steuerungstechnik eingebaut und mit den bestehenden Anlagen verbunden werden. All das geschieht im laufenden Betrieb, bis Anfang November geht die Ultrafiltration ans Netz: „Wir investieren hier in die Zukunft der Trinkwasserversorgung für Selb“, betont Klaus Burkhardt, Geschäftsführer der ESM. Die Maßnahme ist jedoch nur ein Baustein: Die ESM versorgt Selb aus zwei Wasserwerken mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser. Damit es hygienisch einwandfrei beim Verbraucher ankommt, fügt die ESM derzeit noch Chlor zur Desinfektion bei. Für den Teil des Versorgungsgebiets, das über das Wasserwerk Reichenbach versorgt wird, ist ab Ende November Schluss mit Chlor; im kommenden Jahr baut die ESM dann das Wasserwerk in Oberweißenbach um, „dann werden die Hygieneanforderungen an das Trinkwasser ohne Zusatzstoffe erfüllt“, kündigt er an. Insgesamt investiert das Unternehmen in die Modernisierung der beiden Wasserwerke rund 500.000 Euro.
Die Modernisierung der Trinkwasser-Aufbereitung ist bei der ESM von langer Hand geplant. „Wir kümmern uns um das Lebensmittel Nr. 1 für insgesamt 11.000 Haushalte und Gewerbebetriebe in der Region. Ein neues Verfahren muss mit Augenmaß und viel Verantwortungsbewusstsein eingeführt werden“, erläutert er. In einem ersten Schritt hat die ESM 2015 bereits das Quellpumpwerk Hohenberg mit einer Ultrafiltrationsanlage ausgestattet. Seitdem habe man wertvolle Erfahrungen im Betrieb sammeln können, die nun in den Umbau der Aufbereitung in Selb einfließen. Erfreulich findet Klaus Burkhardt, dass man bei der beauftragten Fachfirma in der direkten Nachbarschaft fündig geworden ist: So hat sich bei der Ausschreibung zum Bau der Aufbereitungsanlage die Selber Firma Hydrotec durchgesetzt. „Als kommunales Unternehmen vergeben wir unser Aufträge gerne an Firmen aus der Region, die Wege für eine Abstimmung sind kurz und man stärkt die Wirtschaftskraft vor Ort“, betont Klaus Burkhardt.
Seit dem Frühjahr geht es hinter den Kulissen im Wasserwerk rund: Damit die neue Anlage Platz findet, mussten im Keller des Gebäudes zunächst einige Rohrleitungen umgelegt werden. Zukünftig finden dann auch die Anlage für die Ultrafiltration als auch die Kammern für die Behandlung des Wassers mit UV-Licht dort ihren Platz. Mit der Einbindung der UVAnlage in die bestehende Aufbereitungsanlage, ist der erste Bauabschnitt fertig: „Aktuell fließt das Wasser noch durch eine Art Bypass vorbei“, betont Christian Fischer. Gefiltert wird das geförderte und entsäuerte Wasser künftig zunächst mit Hilfe von 20 Speziellen Membranen. Sie bestehen aus hunderten kleiner Filterröhrchen, durch die das Wasser gepresst wird. „Durch diesen Kniff hat jede einzelne Membran eine Filteroberfläche von etwa 60 Quadratmeter, das entspricht jeweils der Fläche einer Zweizimmer-Wohnung“, erläutert er. An der rauen Oberfläche der Röhrchen lagern sich ultrakleine Schwebstoffe an, die bei der regelmäßigen Spülung entfernt werden. Nach der Ultrafiltration wird das Wasser mit Hilfe von UV-Licht desinfiziert, das unerwünschte Mikroorganismen abtötet. „Sicherheit beim Lebensmittel Nr. 1 ist oberstes Gebot. Die UV-Desinfektion ist deshalb redundant aufgebaut, also zweifach vorhanden“, informiert der Betriebsingenieur.
Insgesamt bereitet die ESM auch mit der neuen Anlage bis zu 100.000 Liter Trinkwasser pro Stunde im Wasserwerk Reichenbach auf. Das entspricht stündlich etwa 670 Badewannenfüllungen; pro Jahr kommen rund 600 Millionen Liter Trinkwasser zusammen. Nach der Aufbereitung wird es in einem Reinwasserbehälter gespeichert, der ein Volumen von 450 m³ hat. Von dort aus geht es in den Hochbehälter Erkersreuth, der die Verteilung in die angeschlossenen Ortschaften und Stadtteile übernimmt. Der vom Wasserwerk Reichenbach versorgte Bereich liegt etwa östlich einer gedachten Linie von Reichenbach bis zum Christian-Höfer-Ring, einschließlich der Ortsteile Wildenau, Lauterbach, Erkersreuth, Mühlbach, Schatzbach, Längenau und Silberbach. Weil in diesem Jahr zunächst das Wasserwerk Reichenbach von Chlor- zur Lichtbehandlung umgerüstet wird, ist vor allem im Übergang zum Versorgungsgebiet Oberweißenbach nicht auszuschließen, dass Verbraucher noch Chlor wahrnehmen: „Das passiert etwa, bei besonders großen Abnahmen im Netz, also wenn besonders viele Menschen Wasser entnehmen oder die Förderung in Reichenbach kurzfristig reduziert werden muss. Dann kommt es zu einer Vermischung mit dem Wasser aus Oberweißenbach“, informiert Christian Fischer. Spätestens mit der Umrüstung nächstes Jahr profitieren dann alle Bürger in Selb von den High-Tech-Aufbereitungsanlagen in den ESM-Wasserwerken.
selb-live.de – Presseinfo ESM