9.5.2019 – Man muss sie nicht einschalten, brauchen keinen Akku und auch kein WLAN – in Zeiten von Smartphones und Co. mögen Bücher wie Gegenstände aus längst vergangenen Zeiten wirken. Tatsächlich aber sind die gedruckten Werke noch längst nicht out. Das zeigt sich auf dem Martin-Luther-Platz. Noch bis Sonntag verwandelt die Aktion „StadtLesen“ die gute Stube der Stadt Selb in ein gemütliches Lesewohnzimmer.
Über 3.000 Bücher und Magazine aus verschiedenen Genres stehen in extra aufgestellten Regalen bereit. Wer darin blättern und lesen möchte, kann es sich in bequemen Sitzsäcken, auf Stühlen oder gar in der Hängematte bequem machen. Das bei freiem Eintritt und natürlich unter freiem Himmel. Das nutzten am Donnerstag schon etliche Besucher. Schulklassen waren schon vor Ort, andere nutzten ihre Mittagspause oder machten es sich hier in den regenfreien Stunden des Nachmittags gemütlich.
Ganz ohne Spektakel läuft die Aktion ab. „StadtLesen lässt Zeit zum Lesen und zum Leben. StadtLesen bringt niederschwellig zugänglich gemachten Buchgenuss in urbane Räume. StadtLesens Besucher phantasieren in ihrer eigenen Welt“ – so schließlich das Motto von Initiator Sebastian Mettler. Dessen Devise: „Lesen bringt keine Welt in den Kopf, Lesen IST eine Welt im Kopf“, will er Besuchern die „Heilkraft“ der Bücher eröffnen: „Ich behandle mit StadtLesen die Entphantasierung der Gesellschaft.“ Lesen bildet. „Unweigerlich eröffnen Bücher auch Phantasie in den Köpfen ihrer Rezipienten“, sagt Mettler, der selbst nicht vor Ort sein konnte.
In der Regel ist „StadtLesen“ nur in größeren europäischen Städten unterwegs. An über 200 Standorten mit rund 850 Stunden Lesegenuss war die Aktion bislang vertreten. Im nunmehr elften Sommer wurde Selb als bislang kleinste Stadt als einer von 30 Austragungsorten auserkoren. Das übrigens aus einer Auswahl von 241 nominierten Städten. Die Bewerbung gepaart mit Überzeugungsarbeit das eine, dazu nicht zu unterschätzende Arbeit bei der Organisation und Vorbereitung – so galt bei der offiziellen Eröffnung von Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch ein ganz besonderer Dank an Kristina Rödig aus dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Selb. Ebenso den Sponsoren. Schließlich aber auch dem Team des Vereins „SelbKultur“ um die Vorsitzende Anneliese Schade. Dieser stellt im Rahmen dieser Veranstaltung seine Räumlichkeiten zur Verfügung. Dann nämlich, wenn wie zu einer Lesung am Donnerstagabend das Wetter nicht so ganz ins Freie einladen möchte. Tour-Begleiterin Sylvia Raab stimmte den Worten zu. Ihr Team fühle sich in Selb bestens begleitet und absolut willkommen. Unaufdringlich möchte man sich auf dem Martin-Luther-Platz präsentieren. Ganz allein den Büchern und dem angebotenem Rahmenprogramm sollen sich die Besucher widmen können. So wie schon zum Auftakt bei der Lesung von Autorin Friederike Schmöe (Foto) aus ihrem Thriller „Geisterflug - es kann jeden treffen“ die Zuhörer in eine spannende Geschichte um das Geheimnis des verschollenen Flugzeugs MH370 eintauchen konnten.
Weiteres Rahmenprogramm
Am Freitag, 10. Mai, stehen die Bücher in den Büchertürmen ab 9 Uhr bereit. Die einen lesen darin, vertiefen sich. Andere lesen daraus vor, zitieren wertvolle Passagen. Bürger mit Migrationshintergrund sind dazu eingeladen, selbst verfasste Texte in der Muttersprache vorzulesen – Vorhang auf für die Bühne der Völkerverständigung am Integrationslesetag. Um 17 Uhr liest Ute Schelhorn aus ihrem Roman „Wiedersehen im nächsten Leben".
Am Samstag, 11. Mai, ab 9 Uhr laden die Bücher erneut ein zum grenzenlosen Buchgenuss.
Familien freuen sich am Sonntag, 12. Mai, ab 9 Uhr über Kinder- und Jugendliteratur. Werke für kleine und größere Lesefreunde dominieren in den Regalen. Sie zaubern eine Welt in Kinders Köpfe. Den ganzen Tag haben Familien Zeit zum Schmökern. Auch Einzelne sind willkommen im großen Lesewohnzimmer am Familientag.
Um 14 Uhr präsentiert SelbKultur ein tierisches Animationsprogramm mit Musik, Lesungen und kreativen Szenen. Alles dreht sich um die Tiere des Dschungels und ihre Erlebnisse. Die Theaterpädagoginnen Fenja Makosch und Kira Söllner von der Jungen Luisenburg geben einen spannenden Einblick in die Vorbereitungen für das Kindermusical MADAGASKAR, das als deutschsprachige Erstaufführung in der aktuellen Saison gezeigt wird. Musikalisch unterstützt werden sie dabei von Thomas Beer und Benjamin Spitzl. Um 15 Uhr lesen Martina Groh-Schad und Robert Mück aus „Mit Fremden gehen wir nicht mit". Bei Regen findet das Programm in den Räumlichkeiten der SelbKultur statt.