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29.10.2018 – Seit 1928 gibt es nun die Kirche Zum Guten Hirten in Erkersreuth. Schon 90 Jahre lang dient sie der Kirchengemeinde Erkersreuth als Gotteshaus. Rund 140 Gemeindeglieder und Festgäste konnten am Sonntag bei einem feierlichen Festakt zum Kirchenjubiläum

im Schloss Erkersreuth kurzweilige Ansprachen und Grußworte hören. Pfarrer Dr. Jürgen Henkel hielt in seiner Begrüßung fest: „Es ist kein Größenwahn, wenn dieser Festakt hier im Schloss Erkersreuth stattfindet. Sondern vor dem Bau der Kirche war hier ein Gebetsraum, in dem Gottesdienste stattfanden.“

Beim Festvortrag von Gerlinde Weber gab es auch so manche Anekdote zu hören. Die nach fünf Amtsperioden und 30 Jahren demnächst aus dem Amt scheidende Kirchenvorsteherin und Vertrauensfrau des Kirchenvorstands, Gerlinde Weber, nannte in ihrer Festrede Zahlen. So haben die Kirche und die Sakristei einen Rauminhalt von 2.500 Kubikmetern. Die Baukosten betrugen damals 83.500 Mark, einschließlich Architekten- und Künstlerhonoraren. Dazu kamen für Orgel, Glocken, Turmuhr, Taufstein, Gestühl und Beleuchtungskörper 19.400 Mark. Die Kirche hat 250 Sitzplätze und über 100 Stehplätze.

kirche erkersreuth selb jubilaeumVon Anfang an spielte Geldnot immer eine große Rolle in der armen Kirchengemeinde Erkersreuth, die aus Porzellinern und Kleinbauern bestand. Doch von Anfang an war die Kirchengemeinde auch sehr erfinderisch. „So kam man unter anderem auf die Idee, durch Porzellan an Geld zu kommen. Von der damaligen Porzellanfabrik Zollfrank wurden Teller gefertigt und an sämtliche Pfarrämter im Kirchenkreis verschickt mit der Bitte, den Verkaufserlös an das Pfarramt zu schicken, so verhelfe man einer armen Gemeinde zu einem Gotteshaus. Man könne natürlich die Teller auch zurückschicken, was aber für die meisten ein zu großer Aufwand war. So konnte man sich durch die Bezahlung der unbestellten Ware loskaufen.“

Die angesammelten Beträge hätten aber niemals ausgereicht, eine Kirche zu bauen, wenn nicht die Landeskirche den Kirchenbau in der Hauptsache finanziert hätte, so Weber. „Auch damals schon fuhr der Pfarrer ins Landeskirchenamt nach München, um Gelder locker zu machen.“ Am Tag der Einweihung 1928 kam es dann zu einer kuriosen Panne. „Alle warteten gespannt auf das Innere des neuen Gotteshauses. Doch als Dekan Bohrer den Schlüssel im Schloss drehte, brach dieser ab. Baumeister Buchka rettete die Situation, indem er durch die Sakristei in die Kirche eindrang und mit einem Brecheisen die Kirchentür von innen aufsprengte. Nun stand der feierlichen Einweihung nichts mehr im Wege.“

Weber ging in ihrer Festansprache auch auf den umstrittenen Umbau von 1967 ein. „Ein Großteil der Gemeinde wollte sich damit nicht abfinden, dass das Bild vom Guten Hirten zugemauert und in die damit entstandene Sakristei verbannt wurde. Die damals Verantwortlichen waren nicht gut beraten, dem Trend der Zeit zu folgen und die Kirche moderner zu gestalten, den Mittelgang zu schließen und den Altar näher an die Kirchbesucher zu bringen. Der damalige Kirchenvorstand war sich bei diesem schwerwiegenden Beschluss auch nicht einig und einige legten deshalb sogar ihr Amt nieder.“

Pfingsten 1990 konnte dann die neue Späth-Orgel durch Dekan Schindler eingeweiht werden. Der Betrag von rund 180.000 Mark für das neue Instrument wurde nach den Worten Webers allein durch Spenden der Gemeinde aufgebracht. Auch auf die jüngste statische Sanierung mit der Wiederherstellung des Altarraums und der Freilegung des Altarbildes unter der Federführung von Pfarrer Dr. Jürgen Henkel ging Weber ein und schilderte Details dieses jahrelangen Kraftakts, bei dem neben dem statischen Problem, den kaputten Glocken und dem Ziel der Rücknahme der Sanierung von 1967 auch immer neue Probleme auftauchten wie ein Kirchenboden ohne Fundament oder die zerbröselnde Empore.

kirche erkersreuth selb jubilaeum2Mehrere Grußwortredner beglückwünschten die Kirchengemeinde zum Jubiläum des Gotteshauses. Dekan Dr. Volker Pröbstl machte deutlich: „90 Jahre lang wurde hier gebetet und Gottes Wort verkündigt. Vertrauen ist gewachsen und wurde weitergegeben. Und im Altarraum achtet der Gute Hirte auf die Schafe seiner bunten Herde und hält diese zusammen.“ Der Dekan erinnerte daran, dass das Motiv des Guten Hirten eines der ersten Bilder von Christus nach der Aufhebung des frühchristlichen Bilderverbots gewesen sei.

Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch betonte in seinem Grußwort das friedliche Zusammenleben in der Stadt. „Dieses gute Miteinander wird auch geprägt von den Kirchengemeinden und besonders der guten Ökumene vor Ort.“ Im größten Selber Ortsteil Erkersreuth sei die Kirchengemeinde auch Träger des Friedhofs und von Kindertagesstätten und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Gemeinschaft. Die stellvertretende Landrätin Johanne Arzberger betonte die gute Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und der Kirchengemeinde.

Der Landessynodale Dr. Peter Seißer blickte in seinem Grußwort auf eigene Begegnungen mit Erkersreuth zurück: „In 90 Jahren ist viel passiert. Ich war hier so häufig zu Gast wie in keiner anderen Gemeinde.“ Seißer würdigte den Einsatz und die Hartnäckigkeit von Pfarrer Henkel bei der jüngsten Sanierung. „Sie waren hier der unermüdliche Motor.“ Vorsitzender Jürgen Judas vom Gemeindeverein schließlich blickte auf einige symbolträchtige Zahlen der Erkersreuther Kirchengeschichte zurück und hielt fest: „Wir freuen uns schon darauf, gemeinsam das 100jährige Jubiläum feiern zu können.“ Bei einem schmackhaften Büffet und angeregten Gesprächen konnten die zahlreichen Festgäste das Kirchenjubiläum ausklingen lassen.

 

selb-live.de – Presseinfo