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posaunenchor selb erkersreuth 101828.10.2018 – Barocker Wohlklang trifft fetzigen Swing – so lassen sich die Stileindrücke beschreiben, die der Posaunenchor Selb und Dekanatskantorin Constanze Schweizer-Elser am Samstag beim Konzert zum Kirchenjubiläum

in der Erkersreuther Kirche Zum Guten Hirten zum Besten gegeben haben. So war eine musikalische Melange zu hören, die das Publikum begeisterte.

Mit „Allemande I und II“ von Valentin Haussmann (1560-1614) lieferte der Posaunenchor gleich zu Beginn einen schwungvollen Auftakt ab. Die beiden Stücke verbinden italienisch anmutende Tanzrhythmen und Lebensfreude der Renaissance bereits mit frühbarocker Formenklarheit. Haussmann lieferte mit seinen orchestralen Tanzsätzen einen frühen Beitrag zur Instrumentalmusik. Mit seinen 1598 gedruckten orchestralen Tanzsätzen war er der erste eigentliche Instrumentalkomponist in Deutschland. Große harmonische Bögen bestimmen diese Stücke, die der bestens aufgelegte Posaunenchor wohlig herausspielt.

Es folgte ein modernes „Preludio“ des zeitgenössischen Komponisten Traugott Fünfgeld. Auch hier bestimmten äußerst melodiöse Motive und dazu ein spannendes Zusammenspiel der verschiedenen Stimmen das Hörerlebnis. So führen die Posaunen die Melodie, während die anderen Blasinstrumente und sogar die Trompeten fast schon in bewegungslosem Stakkato untermalend daherkommen. Weich und fein und äußerst eingängig rührt dann das Stück „In your name we are here“ von Heinz-Helmut Jost-Naujoks, Ruth Wilson und Dieter Wendel Herz und Seele an.

Der Posaunenchor setzte unter der souveränen wie bewährten Leitung von Dekanatskantorin Constanze Schweizer-Elser bereits in diesem ersten Teil des Konzerts musikalische Glanzpunkte unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen und erntete nach jedem Stück bereits begeisterten Applaus. Anschließend bot Schweizer-Elser selbst an der Orgel der Kirche Zum Guten Hirten ein groß angelegtes Orgelwerk von Johann Sebastian Bach dar, die „Fantasia in G-Dur“ (BWV 572). Nach einem spielerisch-tänzelnden Auftakt kommt Bach zu einer majestätisch-pompösen breit angelegten Ausführung.

Die Selber Kirchenmusikerin versteht es großartig wie meisterhaft, diese barocke Klangfülle Bachs zum Ausdruck zu bringen und wiederzugeben. Diese ihre ausgereifte Interpretationskunst stellte sie später einmal mehr auch bei dem Choral und den drei Variationen zu „Wie groß ist des Allmächt’gen Güte“ an der Orgel der Erkersreuther Kirche unter Beweis. Dabei entlockte sie der Orgel die düster-getragenen wie girlandenartige Klänge dieses Werks von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Bravour.

Ins gleiche Horn stoßen anschließend wieder die Bläserinnen und Bläser des Posaunenchors, wenn sie von Bachs barockem Zeitgenossen Georg Friedrich Händel „Vivace, Sarabande und Bourrée“ wiedergeben. Barock in höchster Vollendung und Strahlkraft ist da zu hören, von den Bläserinnen und Bläsern des Selber Posaunenchors glänzend, formvollendet und kongenial dargeboten.

Constanze Schweizer-Elser schafft es immer wieder, ihre Bläserinnen und Bläser zu Höchstleistungen zu motivieren und vor allem den ureigenen Charme und Stil der verschiedenen Bläserstücke aus ganz unterschiedlichen Epochen mit ihrem Ensemble mustergültig zu interpretieren. Die nächsten Stücke führten das einmal mehr vor. So etwa das fröhlich-jazzige, kurz und knackige „Make a joyful sound“ von Richard Roblee, bei dem der Posaunenchor richtige Big Band-Atmosphäre in die Kirche zauberte.

Mit zeitgenössischen Stücken endet der bravouröse Auftritt des Posaunenchors. So war eine „Fantasie“ von Dieter Wendel zu hören. Schwebende Leichtigkeit und träumerische Klangbögen bestimmen diese Komposition. Der Posaunenchor lädt das Publikum ein, die eigenen Gedanken beim Zuhören mit den Klängen und Tönen dieses leichtfüßigen Werks schweben zu lassen. Mit „Swing that song“ beschließt dann ein echter Fetzer das Konzertprogramm. Dabei ziehen die Bläserinnen und Bläser noch einmal alle Register und reißen das Publikum buchstäblich mit stürmischem und aufregendem Swing von den Kirchenbänken. Sie ernten begeisterten Applaus und Bravorufe.

Leider war das Konzert nicht sehr gut besucht. Nur gut dreißig Zuhörer waren gekommen. Dieses Jubiläumskonzert und die musikalischen Darbietungen auf höchstem Niveau hätten wesentlich mehr Publikum verdient gehabt. Nichtsdestotrotz verwöhnten die 16 Bläserinnen und Bläser ihr Publikum auch noch mit dem bekannten „Amen“ als Zugabe. Pfarrer Dr. Jürgen Henkel dankte den Interpreten für das tolle Konzert als ganz besonderen Beitrag zum Kirchenjubiläum.    posaunenchor selb erkersreuth 1018