6.8.2022 - Eine ganz außergewöhnliche Schulfahrt unternahmen zum Schuljahresende die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des P-Seminars Spanisch zusammen mit ihrer Seminarleiterin Dr. Christine Wlasak-Feik und Corinna Alkan als zweiter Begleitlehrerin: Sie flogen nach Spanien, besichtigten dort drei berühmte Städte und sie waren vier Tage auf einem Stück des Jakobsweges unterwegs - zu Fuß, im Bus und im Zug.
Dieses volle, auf sechs Tage komprimierte Programm hatten sich die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe im Vorfeld im Rahmen ihres Seminars selbst zusammengestellt. Lange war gar nicht klar, ob die Lage der Corona-Pandemie solche Auslandsfahrten überhaupt wieder zulassen würde. Trotzdem wurden Pläne geschmiedet, Recherchen angestellt, Präsentationen zum Thema erarbeitet und eine Trainingswanderung im Fichtelgebirge durchgeführt. Erst im Frühjahr kam jedoch die Genehmigung aus dem Bayerischen Kultusministerium für Schulfahrten ins Ausland, sodass dann alles ganz schnell gehen musste: Flüge mussten gebucht, noch freie Herbergen recherchiert und schnell reserviert, Tagesetappen ausgearbeitet werden.
Bis zum endgültigen Reisestart in der vorletzten Schulwoche gab es indes noch jede Menge Aufregung: Zwei Schülerinnen mussten krankheitshalber ganz kurzfristig absagen, der Zubringerzug zum Flughafen ab Marktredwitz fiel einfach aus, sodass man in aller Frühe bis nach Weiden fahren musste, um überhaupt noch wegzukommen, in der Jahrgangsstufe grassierten Ansteckungen, von denen man nicht wusste, inwieweit sie sich während der Reise fortsetzen würden… Doch schlussendlich saßen die zehn teilnehmenden Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrerinnen glücklich im Flugzeug, das sie zunächst von München nach Madrid brachte.
Den dort eingeplanten mehrstündigen Aufenthalt – der sich durch das verspätete Flugzeug nochmal verkürzte – nutzte die Gruppe für eine schnelle Fahrt mit dem Bus ins Stadtzentrum, vorbei an den berühmten Stätten wie dem Retiro-Park, dem Prado-Museum, den beiden Brunnen zu Ehren Neptuns bzw. der Fruchtbarkeitsgöttin Cibeles, an denen die Madrilener Frußballklubs jeweils ihre Siege feiern… Im Reina-Sofía-Museum schaute man sich kurz das Originalbild „Guernica“ von Pablo Picasso an, denn diesen baskischen Ort, den deutsche Flugzeuge 1937 bombardiert hatten, um Franco und seine Faschisten im Spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen, würde die Gruppe später besuchen. Bei ungefähr 40 Grad marschierte die Gruppe anschließend tapfer ins historische Zentrum Madrids, wo man den Puerta-del-Sol-Platz mit Spaniens Kilometer Null besuchte und sich schließlich im Schatten des Santa-Ana-Platzes ein paar leckere Tapas schmecken ließ. Mit der U-Bahn ging es zurück an den Flughafen und dort schnell in den Anschlussflug, der die Gruppe an den Ausgangspunkt ihrer Wanderung auf dem Camino del Norte brachte, in den wunderschönen Kurort San Sebastián. Von dieser belebten, malerischen Stadt an der Atlantikküste war die Gruppe hellauf begeistert; manch einer malte sich aus, dass er hier später leben wolle…
Die Nacht im Hostel war kurz, am nächsten Morgen begann nach einem Frühstück direkt am Meer die viertägige Wanderung. Eigentlich sollte diese rund 100 Kilometer und viele Höhenmeter hinauf und hinunter komplett zu Fuß und immer entlang des mit dem markanten gelben Pfeil und der Jakobsmuschel gekennzeichneten Weges führen… Doch um es vorwegzunehmen: Die auch fürs spanische Baskenland völlig ungewöhnliche Hitzewelle, einige gesundheitliche Probleme einzelner Schülerinnen und Schüler – von Blasen und Druckstellen über Rückenschmerzen wegen des immer getragenen Rucksacks bis hin zu Kreislaufproblemen – und das doch teilweise sehr bergige und schwierige Geläuf führten dazu, dass jeweils nur ein Teil der Strecke wandernd zurückgelegt und stets ein paar Kilometer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln überbrückt wurden. Busse und Züge fahren selbst im abgelegensten nordspanischen Hinterland und auch an Sonn- und Feiertagen praktisch im Stundentakt und bedienen selbst die entlegensten Bergdörfer, sodass dies kein Problem darstellte und die Gruppe vor einigen Schwierigkeiten bewahrte. Was sich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in diesen vier Tagen an Landschaft bot, war schlichtweg atemberaubend: einsame Strände, steile Abhänge, dichte Wälder, weitläufige Felder, Naturschutzgebiete und geologische Parks… Dazu ein hübscher Ort nach dem anderen, und das alles so gut wie nicht von Touristen besucht. Übernachtet wurde stilecht in Herbergen und damit in Schlafsälen, sodass das echte Jakobsweg-Pilgergefühl durchaus immer mal wieder aufkam. Die baskische Bevölkerung zeigte sich durchweg sehr gastfreundlich und hilfsbereit, und so gab es viele nette Begegnungen, bei denen manch ein Schüler sein Spanisch erfolgreich ausprobieren konnte. Die Schülerinnen und Schüler erlebten auch so einiges an spezifisch baskischen Eigenheiten und Bräuchen, angefangen von der omnipräsenten baskischen Sprache, die überhaupt keine Verwandtschaft mit irgendeiner anderen bekannten Sprache aufweist, bis hin zum Brauch der Stierhatz durch ein Dorf und zu baskischen Volkstänzen, die am Jakobstag aufgeführt wurden. Auch separatistische Plakate fanden sich beinahe in jedem Ort, sodass für die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer live erlebbar wurde, was es heißt, eine Minderheitenregion in einem Zentralstaat zu sein.
Den Abschluss der eindrücklichen Reise bildete ein halber Tag in Bilbao, einer tollen Stadt, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wiederum begeisterte. Viele nutzten den Aufenthalt nicht nur zum Bummeln, sondern auch zu einem Besuch des beeindruckenden Guggenheim-Museums. Und natürlich besuchte die gesamte Gruppe die Jakobs-Kathedrale, um dem Patron dieser Reise in Form einer mittelalterlichen Statue ihre Reverenz zu erweisen.
Die Heimreise am letzten Tag war erneut nicht frei von Aufregung, da ein Teil der Gruppe durch einen Fehler der Airline zunächst auf Standby gesetzt worden war und somit um ihre Sitzplätze bangen musste. Zudem streikte in München das Bodenpersonal der Lufthansa…
Doch erneut klappte nach einiger Aufregung alles. Auch die Zugfahrt ging diesmal wieder bis nach Marktredwitz. So kamen alle zwölf erschöpft, aber mit den vielfältigsten neuen Eindrücken und dem Gefühl nach Hause, eine ganz besondere, ja einzigartige Schulfahrt erlebt zu haben. Die Gruppe hatte bei allen Abenteuern und spontanen Planänderungen hervorragend zusammengehalten, Starke hatten Schwächere unterstützt, und so haben alle wirklich einen guten Weg zurückgelegt, denn dieser Wunsch begleitet jeden Jakobspilger: Buen camino!
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