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rosenthal theater selb8.7.2021 – „Es braucht einen langen Atem, um wieder in Schwung kommen zu können“, steht das städtische Kulturamt weiter vor großen Herausforderungen. Der Kulturausschuss des Selber Stadtrates möchte sich für eine höhere Kapazität im Rosenthal-Theater stark machen. Auch bei der Maskenpflicht am Platz will das Gremium intervenieren.

„Die nach wie vor geltende FFP2-Maskenpflicht während des gesamten Aufenthalts im Theater, also auch auf den Plätzen, ist aus eigener Erfahrung ausgesprochen hinderlich, ja lästig, und aufgrund der großen Abstände im Theater völlig überflüssig“, nennt Kulturamtsleiter Hans-Peter Goritzka einen Grund, weshalb etliche potentielle Theatergänger die aktuell angebotenen Veranstaltungen gar nicht oder auch nur ungern besuchen. Nicht einmal die stark eingeschränkte Kapazität von etwa 130 Besuchen wird so komplett ausgeschöpft. Natürlich aber zählen auch Punkte wie die derzeit untersagte Gastronomie in den Pausen dazu, weshalb sich das Publikum derzeit noch zurückhalte. Zum Großteil kämen Besucher schließlich nicht nur wegen des Geschehens auf der Bühne ins Rosenthal-Theater, sondern sehen das Theater als Kommunikationszentrum und gesellschaftlichen Mittelpunkt in Selb, wo gerne das Gespräch mit anderen Besuchern gesucht und gefunden werde.

Gerade beim Punkt Maskenpflicht unterstützte Dorothea Schmid (SPD) die Aussagen. Dr. Klaus von Stetten (Aktive Bürger) ergänzte, dass hier bei den Zulassungen wohl wieder mit zweierlei Maß gemessen werde. Dies unter anderem auch in Sachen Kapazität wie bei den Wagner-Festspielen. Statt zunächst nur vor 200 Besuchern dürfen es nun auf einmal 900 pro Veranstaltung sein. Auch in Selb könne man mit einem entsprechenden Konzept mehr Zuschauer zulassen. Folglich stimmte der Ausschuss dem Vorschlag zu, über das Landratsamt eine höhere Besucherzahl als auch den Wegfall der Maskenpflicht am Platz einzufordern.

rosenthal theater selbTrotz alledem sei derzeit die Akzeptanz beim Publikum ohne nicht einschätzbar. Selbst bei einem Neustart bei „0“ sieht Goritzka, dass es dann nicht unmittelbar zu gut besuchten oder ausverkauften Veranstaltungen kommen wird. „Dies ist auch eine Erfahrung aus dem 1. Neustart im Herbst 2020“, erklärt der Kulturamtsleiter.

Beim Blick auf die Theaterstatistik 2019/2020 erwähnte er, dass 65 Veranstaltungen stattgefunden hatten gegenüber 93 im Jahr davor. Darin fällt natürlich die Schließung im ersten Lockdown ab Mitte März 2020. Stornierungen, Verschiebungen, Eintrittskartenrückabwicklungen und vieles mehr standen für die nächsten Wochen und Monate auf dem Programm des Kulturamts. So auch dann erneut im Herbst 2020 als nach 14 Veranstaltungen in der kurzen spielbaren Phase ab November wieder eine Schließzeit folgte. „In der Summe waren rund 200 Veranstaltungsabsagen und -verlegungen erforderlich“, so Goritzka. Im Theater selbst wurden in der Corona-Phase in erheblichem Umfang Instandsetzungsarbeiten erledigt wie etwas die Erneuerung der Saalbestuhlung und die Saalbeleuchtung. Auch wurden die Techniker bei Tätigkeiten in anderen städtischen Einrichtungen eingesetzt.

Aufgrund coronabedingten Einsparungen bei den Aufwendungen für den Spielbetrieb konnte dagegen das Budget des Bereich Kultur im Jahr2020 mit einem Überschuss abschließen. Hinzu kommt, dass durch die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aus dem Förderprogramm „Neustart Kultur – Theater in Bewegung“ Mittel in Höhe von rund 67.000 Euro zugesagt wurden. Mehr als erfreulich zudem: der Stadt verbleiben für die künftige Kulturarbeit 8.856 Euro Spendengelder der Abonnenten aus der Rückabwicklung der beiden wegen Corona abgebrochenen Abo-Reihen in der Spielzeit 2019/2020.

Die Planungen für die Theaterspielzeit 2021/2022 seien für den Moment im Wesentlichen abgeschlossen. Allerdings, so Hans-Peter Goritzka, werde sich im weiteren Verlauf dieses Jahres und auch des nächsten Jahres herausstellen, dass erneut Überarbeitungen der Programme notwendig werden. Absehbar sei nämlich, dass Produzenten aufgrund der Auswirkungen der Pandemie ihre Angebote nicht wie vorgesehen aufrechterhalten können oder gar komplett vom Markt verschwinden. „Diese Auswirkungen werden wohl bis in die Spielzeit 2022/2023 zu spüren sein!“ Die bei der Selber Kulturarbeit gewohnte Verlässlichkeit werde folglich zunächst nicht mehr in gewohntem Maße gewährleistet sein. Das Publikum müsse auch mit kurzfristigen Änderungen und Ergänzungen motiviert und gehalten werden. „Wie das gelingt, ist nicht absehbar“, so Goritzka bei seinem Ausblick.

selb-live.de – Michael Sporer