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spiellmannszug selb 111715.11.2017 – Mit Pauken und Trompeten und einer mal etwas anderen Spielleute-Musik feierte der Selber Spielmanns- und Fanfarenzug im gut besuchten Rosenthal-Theater sein 60-jähriges Vereinsbestehen. Viel Applaus gab es für die Darbietungen. Aber auch ein weinendes Auge: „Mr. Spielmannszug“ Anton Meißner wird seine aktive Zeit beenden.

Stimmungsvoll war schon der erste Teil der Feierlichkeiten. Vorstand Gerhard Stöhr erinnerte in seiner Begrüßung an das Selber Bürgerfest Ende Mai. Dieses nutzte der Spielmannszug als Plattform, sich nicht nur der Öffentlichkeit zu präsentieren. Befreundete Musikfreunde waren da zu Gast und gratulierten mit musikalischen Einlagen. Dazu wurde gemeinsam mit der Egertaler Blaskapelle musiziert. Höhepunkt zweifelsohne der Abschluss um Mitternacht, als die Gäste aus der französischen Partnerstadt Beaucouzé verabschiedet wurden. Ein Glänzen in den Augen Stöhrs war schon bei diesem kleinen Rückblick auszumachen. Mit einer großen Portion Stolz dankte der Vorsitzende, seit Anfang 2016 in diesem Amt, nun auch zum offiziellen Teil allen Mitstreitern, die zum Gelingen nicht nur der Jubiläumsfeierlichkeiten beigetragen haben, sondern auch immer wieder dem Selber Spielmanns- und Fanfarenzug zur Seite stehen, unterstützen und die Tradition des Vereins fortführen. Der Dank galt dabei natürlich den aktiven Musikern und tatkräftigen Helfern im Hintergrund.

Welch Stellenwert der Musikzug hat und als Aushängeschild der Stadt Selb gilt, das machte Oberbürgermeister Uli Pötzsch deutlich. „Ihr seid Selb und macht unsere Heimat zu etwas Besonderem“, gratulierte er im Namen der Stadt zum Vereinsjubiläum. Pötzsch wusste in seinen Worten von einem „Gänsehautfeeling“ zu sprechen, wenn man die Klänge des Spielmannszuges hört, insbesondere natürlich beim Selber Wiesenfest. Ihn freue es, dass es über 60 Jahre gelungen ist, den Verein erfolgreich zu führen und bis heute breit aufzustellen. Mit Blick auf die jüngsten Musikerinnen und Musiker sei dem Stadtoberhaupt um die Zukunft des Musikzuges nicht bange. Auch Helmut Schörner, Vizepräsident des Nordbayerischen Musikbundes, würdigte in seinen Grußworten das Wirken des Vereins.

Zum Jubiläumsabend selbst beschenkte sich der Selber Spielmanns- und Fanfarenzug und seinen zahlreichen Gästen mit einem Konzert des Nordbayerischen Spielleute Orchesters (NBSO). Über 40 Musiker aus zehn verschiedenen Spielmanns- und Fanfarenzügen Frankens und der Oberpfalz zogen in den bunten Uniformen ihrer jeweiligen Heimatvereine auf die Bühne des Rosenthal-Theaters. Unter der Leitung von Christoph Ahlemeyer, der auch Komponist und Dozent von Spielleuteensembles ist, wurde aufgezeigt, dass die Musik der Spielleute auch ganz anders klingen kann, als man diese sonst von Festzügen und Standkonzerten kennt. „Wir wollen auch das Konzertante zeigen, die in der Musik der Spielleute steckt“, erklärte er. Was einst im Jahr 1982 als Stabführerkorps gegründet wurde und in erster Linie der Weiterbildung dienen sollte, entwickelte sich in den Folgejahren zu einem ausgewachsenen Orchester. Dieses erinnert bei seiner Musik aber nur bedingt an die klassische Musik der Spielmannszüge. Nicht nur die üblichen Flöten und Fanfaren gab es zu sehen und zu hören: Marimba- und Vibrafon, Glockenspiel bis hin zu Konzert- und Kesselpauken bereicherten das Instrumentarium. Auch die Fanfaren waren nicht nur auf ihre natürlichen Töne festgelegt. Durch Aufsteckbögen konnten so auch sanftere Töne erklingen. Davon konnten sich die Zuhörer bestens überzeugen, die auch den abwechslungsreichen Informationen und Hinführungen des Dirigenten eifrig lauschten. So spannte Ahlemeyer den Bogen von den Trommlern im Kriegsgeschehen über die Spielleute am herrschaftlichen Hofe bis hin zur heutigen Orchestermusik. Neben dem musikalischen Hörgenuss selbst hatte das den Vorteil, dass der Zuhörer wohl auch so manch passende Szene zur Musik vor dem inneren Auge sehen konnte, egal ob die Melodien in ein Schlachtgetümmel oder auf wilde Jagden entführten. Mit leeren Plastikflaschen und weiteren Percussioninstrumenten gelang es den Musikern gar, den heißen Wind über den Wüstensand der Sahara wehen zu lassen. Ahlemeyer stellte zudem auch kurz die jeweiligen Komponisten und ihre Werke vor, denn klar durfte beim Konzert auch traditionelle Marschmusik wie der Yorckscher Marsch von Ludwig van Beethoven nicht fehlen. Jede Menge Beifall verdiente sich das Orchester für seine Darbietungen.

Noch ehe dann der Selber Spielmanns- und Fanfarenzug es sich freilich nicht nehmen ließ, sich selbst musikalisch zu präsentieren, wurden langjährige Vereinsmitglieder geehrt. Neben einigen noch neuen Mitgliedern für ein Jahr Zugehörigkeit, wurden Felix Birkner, Florian Hickl, Benjamin Schaubmar und Patricia Stöhr für fünf Jahre, Alexander Gebhardt, Michael Sporer und Norbert Völkl für zehn Jahre, Michael Eckhardt für 25 Jahre und Rüdiger Höfer für 30 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Zum Ehrenmitglied ernannt wurde Betina Klerner, die seit 35 Jahren dabei ist. Auf 40 Jahre Vereinszugehörigkeit kann Stefan Enzmann blicken. Besonders würdigende Worte gab es für Heinz Hayen. Er ist seit 45 Jahren Mitglied. Ebenso wie Anton Meißner, der für sein Wirken mit einer besonderen Laudatio bedacht wurde. Der langjährige Tambourmajor gilt als „Mr. Spielmannszug“ schlechthin, möchte seine aktive Zeit bei den Selber Marschmusikern nun aber beenden.

Mit einer Geldspende in Höhe von 2.500 Euro wurde zudem der Verein „Zukunft Kinder“ bedacht. Zum einen ging hierzu ein Teil des Eintrittsgeldes des Jubiläumsabends als Spende direkt weiter. Zum anderen überreichten Elisabeth und Werner Gebhardt den Reinerlös aus dem Verkauf des Wiesenfestkalenders.

Zum Abschluss eines langen Abends standen das Auswahlorchester und der Selber Spielmanns- und Fanfarenzug zum „Koburger Marsch“ gemeinsam auf der Bühne. Großen Applaus gab es für diese ungewöhnliche Darbietung. Schließlich gab der Selber Musikzug selbst noch kurze Stücke zum Besten.

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