Drucken

21.1.2022 – Die Kirchengemeinde Erkersreuth wird ihr Angebot einer Notgruppe für rund 22 Kinder ab September in den Räumen des früheren Übergangskindergartens in Selb-Plößberg nicht aufrechterhalten. Hintergrund ist der massive Widerstand einiger Eltern gegen eine Abteilung des Kindergartens in Selb-Plößberg. Dadurch kann die Kirchengemeinde im Herbst über 20 in Aussicht gestellte zusätzliche Kita-Plätze weniger bereithalten als erhofft.

Nach einer Pressemitteilung des Pfarramts habe sich im Sommer 2021 aufgrund hoher Anmeldungszahlen gezeigt, dass der Bedarf an Kita-Plätzen ab September 2022 deutlich größer sei als die Zahl der vorhandenen Plätze. „Wir haben sofort gehandelt und in Abstimmung mit Landratsamt und der Stadt Selb Planungen angestellt, um möglichst viele Kinder aufnehmen zu können“, so Pfarrer Dr. Jürgen Henkel. Die Kita-Leitung und der Träger hatten dann ein Konzept ausgearbeitet, um mit einer ausgelagerten Notgruppe von 22 Vorschulkindern rund 20 zusätzliche Plätze im Kindergarten und der Krippe Zum Guten Hirten in Erkersreuth bereitstellen zu können.

„Wir hatten noch nie so viele Vorschulkinder. Diese sollten in einer ausgelagerten Abteilung als eigene Notgruppe zielgerichtet betreut und gemeinsam auf den Schulbesuch optimal vorbereitet werden“, erläutert der Pfarrer. Zunächst hatte die Kirchengemeinde den Kinderhort Erkersreuth als Ort vorgeschlagen. Nach der Ablehnung dieses Vorschlags durch das Landratsamt im Oktober 2021 haben Pfarramt und Kitaleitung umgehend ein Konzept für eine Notgruppe im früheren Übergangskindergarten Selb-Plößberg vorgelegt.

Dort hat die Kirchengemeinde zwei Gemeinderäume neben der Kirche 2017 für 31.000 Euro auf eigene Kosten speziell für die Kita-Nutzung hergerichtet, einschließlich Garderobe, Toiletten und Sakristei. Diese Räume wurden bis August 2020 als Übergangskindergarten genutzt und wären sofort bezugsfertig. Stadt und Landratsamt stimmten dem zu unter der Auflage eines Toilettencontainers für das Personal.

Seitens einzelner Eltern gab es allerdings massiven Widerstand gegen den Standort Selb-Plößberg. Als Alternativen forderten diese Eltern über den Elternbeirat unter anderem einen Kindergarten-Container in Erkersreuth oder die Nutzung des Turnsaals des Erkersreuther Kindergartens für die Notgruppe. Die Kirchengemeinde hatte bereits frühzeitig erklärt, dass für sie nur die Option Selb-Plößberg in Frage komme. „Wir werden uns keinen Kita-Container in den Kirchenpark stellen lassen, wenn wir in Selb-Plößberg frisch für Kita-Nutzung eingerichtete Räume zur Verfügung haben. Und wir nehmen den anderen Kindern nicht den Bewegungsraum, wenn wir dazu eine Alternative in eigenen Räumen haben“, erläutert Pfarrer Henkel.   

Er hält weiter fest: „Unser Angebot einer Notgruppe für die Vorschulkinder in Selb-Plößberg zielte darauf, möglichst vielen Kindern, deren Eltern dies wünschen, im Kindergartenjahr 2022/2023 die Aufnahme in unserer Einrichtung zu ermöglichen. Dass wir als Träger dabei grundsätzlich auf Praktikabilität, Finanzierbarkeit und die Nutzung vorhandener eigener Räume zu achten haben, versteht sich von selbst und erschließt sich dem gesunden Menschenverstand.“

Aufgrund des anhaltenden massiven Widerstands einzelner Eltern hat der Träger jüngst alle von der Notgruppe betroffenen Eltern der Vorschulkinder 2022/2023 zu einer schriftlichen Meinungsbildung aufgerufen. Dabei hat sich eine klare Mehrheit (9 von 15 abgegebenen Stimmen) gegen die Notgruppe in Selb-Plößberg ausgesprochen.

Henkel dazu: „Nachdem sich die Eltern der Vorschulkinder hier mehrheitlich verweigern, haben wir als Träger entschieden, auf dieses Angebot einer Notgruppe zu verzichten. Damit fallen rund 20 zusätzliche Plätze weg. Die Notgruppe hätte für uns als Träger und für das Kita-Team eine große finanzielle, organisatorische, personelle, administrative und zeitliche Zusatzbelastung und Bürde bedeutet. Wir waren bereit, dies zum Wohle der Kinder und Eltern auf uns zu nehmen und haben in die Planungen dafür auch schon sehr viel Zeit und Mühe investiert. Dabei haben wir von Anfang an klar kommuniziert, dass Alternativen wie etwa ein Container-Kindergarten für uns nicht in Frage kommen.“

Als Konsequenz werde der Kindergarten nur so wenige Kinder aufnehmen können, wie noch Plätze zur Verfügung stehen. Im Kindergarten könnten damit beispielweise überhaupt keine Kinder zum September 2022 neu aufgenommen werden, auch in der Krippe nur sehr wenige. Die von der Kirchengemeinde angebotene Lösung hätte bis zu 20 weitere Plätze ermöglicht. Pfarrer Henkel macht deutlich: „Wir sind als Träger grundsätzlich nicht verpflichtet, Notgruppen anzubieten. Dies war ein freiwilliges Angebot unsererseits, gerade angesichts des aktuellen akuten Mangels an Kita-Plätzen.“

Kritik üben Pfarrer und Kirchenvorstand am Elternbeirat. „Der Elternbeirat hat hier nicht die Interessen aller betroffenen Eltern und der vielen für 2022/2023 angemeldeten Kinder vertreten und mit uns für die einzig mögliche Lösung unter den Eltern geworben, sondern sich zum Sprachrohr einiger Eltern gemacht, die diese von uns vorgeschlagene und einzig praktikable Lösung um jeden Preis verhindern wollten.“ Pfarrer Henkel weist darauf hin, dass die betroffenen Eltern, deren Kinder nun nicht mehr aufgenommen werden können, zeitnah schriftlich informiert werden.  

selb-live.de – Presseinfo Evang Kirchengemeinde Erkersreuth