Anzeige

whatsapp selblive2

gemeinde selb erkersreuth dom erfurt3.3.2020 – Deutschland ist längst wieder ein Missionsland. Über 400.000 Menschen haben allein 2018 in Deutschland den beiden großen Kirchen den Rücken gekehrt. Wenn es so weitergeht, werden 2050 nur noch rund 22 Millionen Menschen in Deutschland den großen Kirchen angehören. Grund genug für die Kirchengemeinde Erkersreuth,

sich beim diesjährigen Gemeindeseminar mit dem Verlust religiöser Bindungen sowie dem religiösen Traditionsabbruch zu beschäftigen.

16 Kirchenvorstands- und Gemeindemitglieder machten sich dazu jüngst vier Tage nach Erfurt auf, um dort nach neuen Ideen für den Gemeindeaufbau zu suchen und auch eine Gemeindestrategie mit konkreten Jahreszielen für das Jahr 2020 zu erarbeiten. Der frühere Regensburger Dekan Gottfried Schoenauer, der das Seminar leitete, machte deutlich: „Unsere Kirche kann nicht so weitermachen wie bisher. Wir müssen wieder viel stärker missionarische Kirche werden. Der Begriff der Mission war viel zu lange verpönt.“

Pfarrer Dr. Jürgen Henkel kritisierte: „Viele Strukturdebatten zielen nur auf die Symptome. Ohne den ausdrücklichen Willen zur Mission wird die Kirche in Deutschland keine Zukunft haben. Wir sollten uns nicht freuen über jedes leerstehende Pfarrhaus, das verkauft werden kann, sondern uns fragen, wie wir diese Pfarrhäuser und die Gemeinden wieder mit Leben erfüllen.“ Was aber können die Gemeinden vor Ort tun, um als Kirche heute missionarisch zu wirken? Hierzu gab es einen regen Austausch mit Theologen aus Mitteldeutschland.

Der Kirchenrat und Fachreferent für Gemeindeentwicklung im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Pfarrer Andreas Möller aus Erfurt hielt dazu fest: „Missionarisch sein heißt, Neugierde zu wecken. Es kommt oft nicht auf die Form, sondern auf die Hingabe an. Die meisten Menschen kennen sich mit Religion überhaupt nicht mehr aus. Es gibt eine große Sehnsucht nach persönlicher, tragender und überschaubarer Gemeinschaft von Menschen, aber wenn wir nach dem Leben nach dem Tod fragen wissen die meisten gar nicht, was wir überhaupt wollen.“

gemeinde selb erkersreuth dom erfurtDie Zahlen sind ernüchternd: Waren 1949 in der DDR gerade einmal sechs Prozent der Staatsbürger ohne religiöses Bekenntnis, so waren es zur Wendezeit 1989 schon 70 Prozent, 2019 dann 86 Prozent. Am lebendigsten sind möglichst kleine Einheiten wie in der Urkirche am Anfang, glaubt Möller. „Man kennt und unterstützt einander, es gibt Gemeinschaft und Austausch. Das Zusammenleben ist familiär und freundschaftlich. Wichtig sind die Begeisterung für Jesus, der Hierarchieabbau und der wertschätzende respektvolle Umgang.“

Der Individualismus, der Pluralismus und die absolute Wahlfreiheit seien heute für viele Menschen prägend. „Wir leben im Zeitalter der religiösen Indifferenz. Die Menschen wollen sich religiös nicht festlegen. Sie übernehmen, was ihnen gut tut, gefällt und angenehm ist. Es braucht in der kirchlichen Arbeit daher Gelassenheit, einen langen Atem und viel Zutrauen zum Heiligen Geist“, so Möller. Er berichtete von zahlreichen Beispielen aus der Gemeindearbeit seiner Kirche, wo oft mangels Pfarrern das Engagement der Ehrenamtlichen vor Ort entscheidend ist.

Auch Pfarrer Dietmar Schmidtmann von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz aus Wittichenau berichtete von der großen Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements. Er ist überzeugt: „Wir müssen das Christsein neu hinein sagen in die Öffentlichkeit. Bei uns werden kirchliche Schulvereine gegründet, die Schulen in kirchlicher Trägerschaft schultern. Schulen führen Menschen zur Taufe. Kirchliche Vereine gibt es für Kirchenmusik und Kirchenbauten. Wir brauchen ein neues Gemeinschaftsgefühl durch neue Gemeindekreise. Und das strahlt aus. Die Kirche hat die Aufgabe, die Nützlichkeit des Christseins jetzt zu vermitteln, vom Glauben zu erzählen und Menschen mitzunehmen.“

Für die Gemeindeglieder und Kirchenvorsteher aus Erkersreuth war das Gespräch mit den Geistlichen aus Mitteldeutschland spannend und hilfreich zugleich. „Hier wird nicht gejammert, hier wird angepackt. Und das unter schwierigsten Voraussetzungen, auf die wir aber auch zugehen“, bilanziert Pfarrer Henkel.

Einen Tag lang beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Gemeindeentwicklung in Erkersreuth. Als Jahresziele wurden unter anderem die Eröffnung des neuen Kindergartens und des Gemeindezentrums „Zwiebel“ festgelegt. Geklärt werden soll, was mit dem bisherigen Kindergartengebäude in Selb-Plößberg geschieht. In die Namensfindung des neuen Gemeindezentrums soll die Kirchengemeinde mit einbezogen werden. Außerdem wird es eine große Konzertreihe geben zum Orgeljubiläum der Erkersreuther Späth-Orgel.  

Auch bei diesem Gemeindeseminar gab es wieder ein spannendes Rahmenprogramm mit einer Weinprobe im Klosterkeller des Augustiner-Klosters, in dem Martin Luther als Mönch lebte, einer Führung durch den Erfurter Dom und das Augustinerkloster sowie einer spannenden historischen Stadtführung auf den Spuren Luthers. Die wunderschön sanierte Altstadt von Erfurt begeisterte dabei alle Teilnehmer.

selb-live.de – Presseinfo

FacebookXingTwitterLinkedIn

Anzeige

checker julian

Anzeige

burger selb 02242

Anzeige

SEPP MAIER Selb 002

Anzeige

kunstraeume selb 2024 plakat