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porzellanikon selb wilhelm siemen9.10.2019Es ist eine Institution, die ihresgleichen sucht. Das Porzellanikon. Seit 2014 ist es gar Staatliches Museum. Gezeigt wird in den Einrichtungen in Selb und Hohenberg, was in den vergangenen zwei Jahrhunderten in der Porzellanbranche geschaffen wurde. Das Museum mit seiner enormen Anziehungskraft wäre heute jedoch nichts, ohne das Wirken und dem Einsatz von Wilhelm Siemen. Mit einem Festakt wurde der Museumsdirektor nun in den Ruhestand verabschiedet.

„Es war eine Lebensleistung“, würdigte Bernd Siebler, Bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, die jahrzehntelange und vor allem beharrliche Arbeit des gebürtigen Westfalen. Dass das Porzellanikon zu einem „Vorzeigemuseum mit großer Strahlkraft“ wurde, wie es die oberfränkische Regierungspräsidenten Heidrun Piwernetz meinte, wurde durch Landrat Dr. Karl Döbler und dem Kunsthistoriker Dr. Christoph Schmälzle mit dem Blick auf die Aufbaujahre und einer „ganz unwahrscheinlichen Museumsgeschichte“ aufgezeigt. Und auch Wilhelm Siemen kann auf eindrucksvolle Jahre zurückblicken.

Auf gesamt rund 10.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche (Selb 8.000 / Hohenberg 2.000) präsentiert sich das Porzellanikon heute. Das sah im Jahr 1984 noch ganz anders aus. Siemen wurde hier der Aufbau und die Konzeption eines Porzellanmuseums im Landkreis übertragen. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Die nahm in Hohenberg mit rund 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der ehemaligen Hutschenreuther Direktorenvilla ihren Lauf und der Porzellanvirus hatte den Museumsdirektor gepackt. Den Werkstoff, den er sich fortan verschrieben hatte, sah er nicht nur als ein Gebrauchs-, sondern auch als ein Kulturgegenstand.

Umbauarbeiten und Erweiterungen zunächst in Hohenberg, dann folgte auch Selb. Ein Konzept für beide Orte musste her. Dekor und Form blieben in Hohenberg, die technische Keramik und Industriegeschichte war für den alten Gebäudekomplex der 1866 gegründeten und 1917 von Rosenthal aufgekauften Porzellanfabrik Jacob Zeidler im Ortsteil Selb-Plößberg vorgesehen. Jahrelang standen diese Häuser leer, glichen einer Ruine. Doch Siemen erkannte in diesem Industriedenkmal Potential. Bis ins Jahr 2013 folgten sechs verschiedene Bauabschnitte.

Natürlich musste auch eine Sammlung aufgebaut werden. Über rund eine Viertelmillion Exponate verfügt das Museum heute. Eine stolze Zahl. Einzigartig. Auch die technische Ausstattung und das Zentralarchiv für die Porzellanindustrie beeindrucken. Ebenso wie zahlreiche Sonderausstellungen und Veranstaltungen.

Nicht immer jedoch war die finanzielle Lage seitens der Träger bestens, gerade in Zeiten des Strukturwandels. Langfristige Strategien und die Internationalisierung zum einen, aber schließlich abgesichert für die Zukunft wurde das Porzellanikon mit seinen rund 50 Mitarbeitern im Jahr 2014. Das Museum wurde zum Staatsmuseum, gehört seitdem mit zu den größten staatlichen Häusern überhaupt.

Ein Erfolg, der ganz eng mit dem Engagement, Ideenreichtum und den Visionen von Wilhelm Siemen verbunden ist. Als vorbildlich wurde dessen kunsthistorisches Wirken im Rahmen des Festakts von vielen Seiten gewürdigt. Der scheidende Museumsdirektor werde durch diese Dokumentationen der Porzellangeschichte der nachfolgenden Generation ein beeindruckendes Erbe hinterlassen.

So vor allem für die Stadt Selb. Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch dankte der Persönlichkeit für die geleisteten hohen Verdienste. Im Beisein seiner beider Bürgermeisterkollegen Dorothea Schmid und Dr. Klaus von Stetten wurde Wilhelm Siemen die Goldene Bürgermedaille der Stadt verliehen. Im Anschluss erfolgte ein Eintrag ins „Goldene Buch“.

Sichtlich gerührt nahm der Museumsdirektor die vielen wertschätzenden Worte auf. In seinem langjährigen Wirken hob er insbesondere die Freiheit hervor, die er mit eigenverantwortlichem Handeln und Gestakten habe genießen können. Mit vielen Mitstreitern und Wegbegleitern hab er auf Augenhöhe verkehren, sowie auf gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bauen können. So sei das Porzellanikon ein Gemeinschaftswerk. Kooperationen seien dabei oft der Nukleus des Erfolgs. „Wir müssen für und mit der Region wirken und Botschafter neuer Möglichkeiten sein“, sieht Siemen auch in der Zukunft noch einige vielversprechende Chancen.

Mit Dankbarkeit für das Wir und all die Begegnungen und das Miteinander auf einem langen, dazu nicht immer einfachen, aber erfolgreichen und letztlich beglückenden Weg mit dem Blick auf insgesamt über 500.000 Museumsbesucher verabschiedete sich Wilhelm Siemen. Langanhaltender Applaus war ihm gewiss.

porzellanikon selb wilhelm siemenselb-live.de - Michael Sporer