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20.2.2019 - Heimatkunde stand auf dem Programm der Naturfreunde. Dazu haben sie Dieter Arzberger ins Naturfreundehaus eingeladen und er belohnte das zahlreich erschienene Publikum mit einem sehr interessanten Vortrag. Thema war das Wellerthal und das abenteuerliche Leben seines Namengebers Johann Christoph Weller.

Johann Christoph Weller entstammte einer wohlhabenden evangelischen Handelsherrenfamilie in St. Joachimsthal in Böhmen. Kurz nach seiner Geburt 1647 musste seine Familie im Zuge der Gegenreformation Böhmen verlassen und ließ sich im sächsischen Oberwiesenthal nieder. Von dort kam er 1672 in die Markgrafschaft Bayreuth. Markgraf Christian Ernst hatte Investoren angeworben, um den durch den Dreißigjährigen Krieg ruinierten Bergbau wiederzubeleben. In der alten Bergstadt Arzberg konnte Weller Hammerwerke, Bergwerke und den dortigen Hochofen schnell in Gang bringen. Dann baute er im Egertal das modernste Hammerwerk des ganzen Landes – im heutigen Wellerthal. Es bestand aus einem Hochofen und 22 wasserbetriebenen Werksanlagen. Produziert wurden Stabeisen, Bleche und Gusseisenteile. In der Glanzzeit des Werkes lebten dort bis zu 300 Menschen. Auch an anderen Orten übernahm Weller in rascher Folge Hammerwerke: in Weißenheid und Weidenberg übernahm er ältere Anlagen, beim heutigen Karches baute er den Weißmainhochofen. Er wurde so bedeutend, dass er am markgräflichen Hof verkehrte und seine Tochter mit dem Hofjunker Samuel von Paschwitz verheiraten konnte. Er selber wurde geadelt als Johann Christoph Weller, Edler von Molsdorf zu Wellerthal, erreichte den Status eines kaiserlichen Raths und wurde in den Reichsritterstand erhoben. Weller beherrschte nun den Bergbau fast völlig. Er besaß mehr als 40 Bergwerke, mehrere Hochöfen und Hammerwerke. Doch bald folgte sein jäher Absturz. Als nach dem Tod des Markgrafen im Jahre 1712 dessen Nachfolger Georg Wilhelm die Regierung antrat, fielen etliche Unregelmäßigkeiten in Wellers Geschäftsgebaren auf. Er hatte viele Jahre keine Steuern bezahlt, Zölle und Abgaben hinterzogen und Schmuggel im großen Stil organisiert. Deshalb fiel er in Ungnade. Er zog es vor das Land zu verlassen.

Weller erwarb das Rittergut Ottengrün, das als Lehen des Klosters Waldsassen auf oberpfälzischem Gebiet lag. Er zog dorthin, denn dort war er sicher vor den markgräflichen Behörden. Von diesem Exil aus musste er zusehen, wie seine Werke in der Markgrafschaft schnell von seinen Erben heruntergewirtschaftet wurden. Wellers zweite Tochter Maria Sophie hatte den Egerer Bürgermeister Werndl von Lehenstein geheiratet. 1721 verbrachte Weller schwer krank den Winter in Eger im Haus dieses Schwiegersohns. Dort zwang man ihn auf dem Sterbebett, wieder katholisch zu werden. In zwei Testamenten verteilte er sein enormes Vermögen an seine Erben und Diener und zu wohltätigen Zwecken. Er starb am 20. Dezember 1721 in Eger und wurde in der Gruft seines Schwiegersohns in der Egerer Niklaskirche bestattet. Die Schlosskapelle in Ottengrün, die er renovieren ließ und in die er eine Gruft für sich einbauen ließ, war noch nicht fertig. Seine Werke gingen schnell zugrunde. Das Wellerthal und Blumenthal erinnern noch an ihn. Doch die Schlosskapelle in Ottengrün ist heute als Kleinod barocker Kirchenkunst berühmt.

Dieter Arzberger trug den Lebenslauf Wellers sehr lebendig und unterhaltsam vor und verdeutlichte seine Ausführungen mit erklärenden Bildern. Die Gäste waren von dieser Art der Heimatkunde sehr angetan und bedankten sich mit kräftigem Applaus. 

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